Europawahl: So tickt Fürth
28.5.2019, 06:00 UhrDie Partei überholt die Freien Wähler
Sie ist so etwas wie die heimliche Wahlsiegerin: "Die Partei" hat in Deutschland 2,4 Prozent der Stimmen geholt und wird künftig nicht nur einen, sondern zwei Abgeordnete ins Europaparlament schicken. Die als "Satirepartei" bekannt gewordene Vereinigung, die auf Slogans setzt wie "Flüchtlingsstrom statt Braunkohle", kommt vor allem bei Jungwählern gut an – in Fürth offenbar besonders gut: Hier ließ sie mit satten 3,4 Prozent die Freien Wähler (2,6) deutlich hinter sich und überholte beinahe die FDP – es fehlten nur 39 Stimmen. Sollte Die Partei im März bei den Kommunalwahlen in der Kleeblattstadt antreten, könnte sie mit einem ähnlichen Ergebnis auf zwei Stadtratssitze spekulieren.
Die Besten der Kleinen
Was gibt es über die sogenannten Kleinen in Fürth noch zu sagen? Die ÖDP holt immerhin 2,3 Prozent, die Tierschutzpartei 1,4. Alle anderen bleiben unter der Ein-Prozent-Marke, an der zwei Parteien zumindest kratzen: Volt, eine pro-europäische Bürgerbewegung, mit 0,9 sowie die Piraten mit 0,8 Prozent.
Kein Platz für Rechtsextreme
Neonazis können in Fürth weiterhin keine Erfolge feiern. Der Dritte Weg, maßgeblich mitgegründet von ehemaligen Aktivisten aus dem 2014 verbotenen Freien Netz Süd, kommt trotz 24 Stimmen auf 0,0 Prozent, die NPD ist mit 0,1 Prozent nur unwesentlich besser.
SPD: Überall nur Dritter
Schlechter als bei der Landtagswahl im vergangenen Herbst kann die SPD in Fürth nicht abschneiden? Doch. Sie sackt von damals 14,5 auf jetzt 14,1 Prozent der Stimmen ab. Besonders bitter für sie: Nicht in einem einzigen Stimmbezirk kann sie die Mehrheit holen. Stattdessen färbt sich der Stadtplan im Zentrum grün und in den Vororten schwarz. Egal wo in Fürth, der SPD bleibt lediglich Platz drei. Noch am besten läuft es für die Sozialdemokraten im Bezirk Scherbsgraben/Billinganlage (17,9 Prozent) und auf der Hardhöhe, wo sie mit 17,4 Prozent nahe an die Grünen (18,2) herankommen.
Im Rest von Bayern noch schlechter
Tatsache ist aber auch: In den anderen sieben bayerischen Großstädten mit mehr als 100 000 Einwohnern sieht es für die Sozialdemokraten noch trüber aus. In Nürnberg kommen sie auf 12,9 Prozent, in Erlangen auf 12,1. München, Würzburg und Augsburg reihen sich dahinter ein. In Ingolstadt und Regensburg blieb das Ergebnis einstellig.
Noch am Wahlabend hatte Fürths Rathauschef Thomas Jung gesagt: "Wahrscheinlich haben wir wieder das beste SPD-Ergebnis der bayerischen Großstädte, aber das tröstet mich auf diesem Niveau auch nicht."
Grüne: Stark im Zentrum
Die Grünen dominieren Teile der Südstadt, aber vor allem die Altstadt und den Bezirk Stadtpark/Stadtgrenze, wo sie auf 35,2 bzw. 38 Prozent kommen. Das schlechteste Ergebnis für sie sind 15,9 Prozent im Bezirk Sack/Braunsbach/Bislohe/Steinach.
Vororte sind CSU-Revier
Eben dort, in Sack/Braunsbach/Bislohe/Steinach, fährt die CSU ihr Spitzenresultat ein: 39,4 Prozent. Besonders stark ist sie auch in Oberfürberg/ Eschenau (34,7) und Atzenhof/Burgfarrnbach (33,1). In der Altstadt schlagen nur 12,1 Prozent zu Buche.
AfD: Parallelen zur SPD
Interessant: Die AfD, die in ganz Fürth 8,9 Prozent erzielt, ist dort am stärksten, wo die SPD am besten abschneidet: Auf der Hard schaffen die Rechtspopulisten 13,6, im Bezirk Scherbsgraben/Billinganlage immerhin 12,0 Prozent. Deutlich schlechter stehen sie in der Altstadt (6,2) und im Bezirk Stadtgrenze/Stadtpark (5,6) da.
Linke: Hochburg Altstadt
Die Linke hat ihre Hochburgen in der Altstadt (10,4 Prozent), im Bezirk Stadtpark/Stadtgrenze (8,6) und in der nördlichen Südstadt (7,9). Kaum ein Bein auf den Boden bringt sie in Vach/Flexdorf/Ritzmannshof (1,9) und in Dambach/Unterfürberg (2,9).
Über 14 000 Briefwähler
Wie vorab berichtet, haben sich über 14 000 Fürther für die Briefwahl entschieden. Von ihnen haben die meisten CSU (33,0) gewählt, es folgen die Grünen mit 22,4 Prozent, die SPD mit 14,8 und die AfD mit 7,3.
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