Fahrräder: Angebot in der Region könnte knapp werden

3.10.2020, 09:40 Uhr
Der Fahrradabsatz boomt derzeit, vor allem E-Bikes sind seit Corona gefragt wie nie. Doch in der kommenden Saison drohen Lieferengpässe.

© Bernd Thissen/dpa Der Fahrradabsatz boomt derzeit, vor allem E-Bikes sind seit Corona gefragt wie nie. Doch in der kommenden Saison drohen Lieferengpässe.

Seit Jahren boomt das Geschäft mit den E-Bikes. Laut einer Studie des Statistischen Bundesamts haben inzwischen gut elf Prozent aller Haushalte in Deutschland ein Rad mit Elektroantrieb. Viele davon wurden wohl erst während der Corona-Pandemie gekauft. Auch Mountainbikes, Renn- und Stadträder ohne Motor fanden reißenden Absatz.

Etliche Menschen entdeckten während des Lockdowns ihre Liebe zur gemächlicheren Fortbewegung wieder. Manche von ihnen schafften sich ein teures Rad an, weil die Urlaubsreise ausfiel, andere traten aus Angst vor einer Ansteckung in öffentlichen Verkehrsmitteln in die Pedale. Die Fahrradhändler freuten sich über den Trend.

Nun allerdings könnte ihnen ein schwieriges Jahr bevorstehen: Weil Lieferketten teilweise lange unterbrochen waren oder es noch sind, werden viele Räder nicht rechtzeitig im Laden stehen.

Damit rechnet auch Oliver Seitz von "Zentralrad" in der Fürther Moststraße. Anfang September bereits hat er die Fahrräder fürs nächste Jahr bestellt, so sei das üblich in der Branche. Doch schon jetzt haben ihm einige Hersteller mitgeteilt, dass die Lieferzeit rund acht Monate beträgt.

Das heißt: Bis zum Saisonstart im März wird es knapp. "Man weiß nicht, wie der Kunde auf solche Verzögerungen reagiert", sagt er. Er rät, sich schon im Winter zu informieren und zu ordern, was man sich im Frühjahr anschaffen will.


Fahrrad und E-Bike: Richtig eingelagert für den Winter


Ähnlich sieht das Kerstin Albrecht, die beim Fahrradhändler Boxenstop in Langenzenn im Verkauf arbeitet. Einzelne Räder in bestimmten Größen etwa könnten durchaus auch später noch zu kriegen sein, bei den meisten üblichen Modellen allerdings dürfte das schwierig werden.

Viele E-Bikes sind in Langenzenn in den vergangenen Monaten verkauft worden, was ihrer Meinung nach auch mit der günstigen Lage des Ladens zu tun hat: "Auf dem Land nutzen mehr Menschen Räder mit Elektroantrieb", sagt sie. Damit können sie auch weitere Strecken zurücklegen. Außerdem sei es einfacher als in der Stadt, einen geeigneten und sicheren Abstellplatz für den teuren Untersatz zu finden.

Manuel Stenz von "Bikedevilz" in Zirndorf beobachtet seit etwa vier Jahren steigende Absatzzahlen bei E-Bikes – um bis zu 15 Prozent jährlich. Corona, so sagt er, habe aus diesem Boom "eine Eskalation" gemacht. Mit Folgen auch für sein Geschäft.

Ein Rad besteht aus über 1000 Teilen

Auch er leidet unter Lieferengpässen. Grund für die Misere seien die vielen Bestandteile: So bestehe ein normales Straßenrad aus rund tausend Teilen. Weil diese in verschiedenen Ländern gefertigt werden, die während der Pandemie ganz unterschiedlich von Produktionssstopps betroffen waren, kann schon ein fehlender Bremshebel dafür sorgen, dass das Rad nicht lieferbar ist.

Um für die kommende Saison vorbereitet zu sein, hat er mehr Räder als sonst bestellt. Das birgt für ihn ein finanzielles Risiko, denn die Absatzzahlen könnten plötzlich einbrechen – oder er könnte auf bestimmten Modellen sitzenbleiben.

"Bei mir gibt's quasi keine mehr zu kaufen"

Ein Problem, das Gerd Adamski von Southpark Cycles in der Schwabacher Straße in Fürth – zumindest im Moment – nicht hat. "Bei mir gibt es seit zwei Monaten quasi keine Räder mehr zu kaufen", sagt er. Lediglich ein paar billigere Modelle stünden noch im Geschäft. Zudem seien Ersatzteile immer schwerer zu kriegen; selbst gängige, wie Fahrradschläuche, gebe es in einigen Größen nicht mehr.

Auch Adamski hat schon Nachschub für die nächste Saison geordert – und ebenfalls die Auskunft bekommen, dass sich die Auslieferung verzögern wird. Probleme dürfte es vor allem dann geben, wenn in den warmen Monaten einzelne Modelle fehlen. "Mit Nachbestellungen wird es schwierig werden", prophezeit er.

Keine Kommentare