Falschparker: Verkehrschaos vor dem Fürther Freibad

8.7.2019, 11:16 Uhr
Falschparker: Verkehrschaos vor dem Fürther Freibad

© Volker Dittmar

Kein Durchkommen mehr gab es für den Linienbus am heißen letzten Junisonntag vor dem von annähernd 10.000 Badegästen gestürmten Fürthermare. Weil sämtliche Parkplätze und das Parkhaus voll belegt waren, stellten zahlreiche Besucher ihre Autos behindernd an den Straßenrändern ab. In der Cadolzburger Straße musste der 172er am späten Nachmittag umdirigiert werden. Stundenlang konnten mehrere Haltestellen nicht angefahren werden.

Pech für die dort wartenden Fahrgäste. Denn mangels dynamischer Anzeigetafeln wie etwa am Bahnhofplatz oder vor dem Rathaus gab es vor Ort keine Informationen über die Umleitung. Das Chaos hat den alternativen Verkehrsclub Deutschland (VCD) veranlasst, die Unvernunft der Falschparker, zu große Nachsicht der Polizei und unzureichende Fahrgastinformation der infra zu kritisieren.

"In so einem Fall muss rigoros abgeschleppt werden", sagt VCD-Kreisvorsitzender Christoph Wallnöfer. In Nürnberg sei man nicht so gnädig wie in Fürth. Untätigkeit will sich der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Fürth, Mark Kohl, jedoch nicht vorwerfen lassen: "Wir waren mit vier Streifen vor Ort und haben Strafzettel im mittleren zweistelligen Bereich ausgestellt."

Um noch wirksamer gegen die Falschparker vorgehen zu können, habe man den städtischen Ordnungsdienst des Straßenverkehrsamts hinzugezogen. Dessen Kräfte, so Kohl, verteilten weitere Knöllchen im hohen zweistelligen Bereich. Vier Streifen, das sei schon ein großer Aufwand, wenn man bedenke, dass diese Kräfte kurzfristig für keine anderen Einsätze zur Verfügung stünden.

"Nur wenn Rettungswege versperrt werden, fackeln wir grundsätzlich nicht lange", sagt der stellvertretende Inspektionsleiter. Bei einer Führungskräftebesprechung in der Polizeiinspektion wurden die Beamten jetzt für das Problem am Scherbsgrabenbad weiter sensibilisiert. Abschleppen nach entsprechenden Durchsagen im Freibad ist danach wahrscheinlicher. Kein Verständnis hat Kohl für das unsoziale Verhalten der Falschparker, die dafür gesorgt hätten, dass beispielsweise gehbehinderte Senioren den Bus verpassten. Denn nicht angefahren werden konnten neben der Haltestelle Scherbsgrabenbäder auch die Stadtionen Billinganlage, Berlinstraße und Stiftungsstraße beim Altenheim.

Dass Falschparker das Benutzen des umweltfreundlichen ÖPNV verhinderten, ärgert Wallnöfer besonders. Dabei ist das Parkplatzchaos zu Stoßzeiten im Sommer kein neues Phänomen. Seit Jahren schon nerven die Zustände dort vor allem Anwohner. Eine Nachbarin des Fürthermare berichtet, dass Rollstuhlfahrer oder Mütter mit Kinderwagen auf den zugeparkten Gehwegen keine Chance hätten. Nur wenn die Bußgelder drastisch erhöht werden, rechnet sie mit einer Besserung.

Mehr Anzeigetafeln sind nötig

"Wir reagieren mit den Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen", sagt Klaus Dieregsweiler, Leiter des infra-Verkehrsbetriebs zur Begründung der kurzfristigen Busumleitung am letzten Junisonntag. Falschparker abschleppen lassen, sei Sache der Polizei. Übrigens würden Linienbusse auch in der Innenstadt immer wieder von Falschparkern ausgebremst.

Dass noch mehr dynamische Fahrgastinformationssysteme an Haltestellen installiert werden müssten, bestreitet Dieregsweiler gar nicht. Doch seien die Geräte nicht billig, weshalb Fördermittel in Anspruch genommen werden müssen, die aber nur begrenzt zur Verfügung stünden. Im ersten Anlauf habe man die wichtigsten Haltestellen damit ausgerüstet. Weitere sollen folgen, wenn die Finanzierung sichergestellt ist.

Abschleppunternehmen im Blick

Härter durchgreifen gegen Falschparker will künftig Straßenverkehrsamtschef Hans-Joachim Gleißner. "Wir haben schon Angebote von Abschleppunternehmen eingeholt und verglichen", erläutert er. Damit wolle man sich gegen eventuelle Klagen absichern. Beim Abschleppen müssten nämlich hohe Auflagen des Gesetzgebers bedacht werden. Gleißner erwägt eine Zusammenarbeit mit einem Abschleppunternehmen aus dem Landkreis, das bereits im Auftrag der Polizei tätig ist.

Großen Illusionen über die Wirkung gibt sich der Straßenverkehrsamtsleiter jedoch nicht hin. An der Blechlawine vor Freibädern an schönen Sommertagen werde das Abschleppen kaum etwas ändern.

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