Familienbetrieb steht vor dem Aus

7.2.2011, 08:07 Uhr
Familienbetrieb steht vor dem Aus

© Hans-Joachim Winckler

Es gibt ein Büro hinter dem Laden. Dort sitzen Petra Büttner-Krauß (49) und ihre Schwiegermutter Gertrud Krauß (78) und erzählen von früher. Von der Blumenstraße, wo die Familie einst eine Flaschnerei unterhielt und einen Sanitär- und Lüftungsbetrieb, von den 70er Jahren, als auf Gertrud Krauß’ Betreiben hin der „schöne Schnickschnack“ ins Sortiment genommen wurde, Handtuchhaken, Frotteetücher, Badporzellan — und vom Umzug, 1987, in die Schwabacher Straße.

„Es war eine Zeit, in der man ins Wohnzimmer investiert hat, nicht ins Bad“, sagt Petra Büttner-Krauß. „Das war damals nur Nasszelle, nicht Wellness-Tempel.“ Doch der Laden mit dem stilvollen Ambiente, mit Teppichboden und gedämpfter Beleuchtung, kam an. Handbemalte Seifenschalen und Spiegel mit Goldrahmen waren gefragt. Auch Grete Schickedanz ließ ihre Haushälterin hier einkaufen.

Vorbei. Seit 25 Jahren steht Petra Büttner-Krauß, gelernte Bauzeichnerin und Mutter einer nun 17-jährigen Tochter, hinter der Ladentheke. Erst hat sie Bäder verkauft und Dichtungen für tropfende Wasserhähne, dann englische Duschessenzen und durchsichtige Toilettensitze mit eingearbeiteten Muscheln. Doch die Konkurrenz macht dem Familienbetrieb zunehmend zu schaffen. Die Toilettensitze fliegen aus dem Sortiment, weil es für wenig Geld Plagiate im Baumarkt gibt. Und Spiegel mit Goldrahmen bieten die neuen Deko-Abteilungen der Möbelhäuser bald billiger an.

Im Büro ist die Stimmung getrübt, seit vom täglichen Überlebenskampf die Rede ist. Ein grelles Geräusch, das immer wieder ins Gespräch schneidet, steht in bizarrem Kontrast dazu. Es signalisiert neue Kundschaft vorn im Laden. Doch die rege Betriebsamkeit ist bereits dem beginnenden Ausverkauf geschuldet.

„Wenn du mit den großen Ketten mithalten willst“, erklärt Petra Büttner-Krauß seufzend, „musst du dich jeden Tag neu erfinden.“ Sie hat das lange geschafft — mit verführerischen Badepralinen frisch von der Messe, mit dem Badeteppich, den das Fürther Rathaus ziert oder ein persönliches Urlaubsfoto, mit Beratung und Service. Doch es genügt nicht mehr, hübsch einzupacken, was eben verkauft wurde. Das tun Müller, Douglas & Co. längst auch. „Das heißt, du musst noch hübscher einpacken.“ Petra Büttner-Krauß schüttelt den Kopf. „Es baut sich ein enormer innerer Druck auf“, gesteht sie, „immerzu und immer schneller etwas Neues finden zu müssen — und das geht auf die Gesundheit.“ Sie sieht sich als Kämpferin, doch sie sieht für sich und ihr Geschäft keine Zukunft mehr.

„Ganz erschüttert“

„Der Umsatz ist rückläufig, und ich bin fast 50.“ Keine guten Voraussetzungen seien das, um die Zeit zu überstehen, bis Fürth tatsächlich die viel beschworene blühende Einkaufsstadt wird. An die glaube sie, versichert Petra Büttner-Krauß. Nur befürchte sie, dass sich die (Umbau-)Arbeiten an City-Center und Breitscheidstraße länger hinziehen könnten als geplant, dass sich Filialisten zurückziehen könnten aus Fürth, um dann, wenn alles fertig ist, neu zu eröffnen. „Das würde dem Branchenmix vorübergehend natürlich schaden. Dabei kommt’s mir schon seit der Marktkauf weg ist, so vor, als ob kaum noch Leute in der Fußgängerzone sind.“

Als Online-Shop soll „Das Bad und mehr“ überleben, mit dem Verkauf über den Ladentisch aber wird spätestens am 20. April Schluss sein. Zusammen mit ihrer Schwiegermutter geht Petra Büttner-Krauß vom Büro vor ins Geschäft. Eine Kundin mit Pelzmütze fasst sie am Arm: „Ich bin ja ganz erschüttert, dass Sie aufhören“, sagt die Frau und beklagt, „dass es bald bloß noch Pimperlesläden gibt in der Stadt“.