Familienpaten als Rettungsanker in der Krise

18.5.2020, 06:00 Uhr
Familienpaten als Rettungsanker in der Krise

© Foto: David Ebener/dpa

Seit 2006 gibt es dieses Projekt der Fürther Erziehungsberatung und des Mehrgenerationenhauses Mütterzentrum. Eine dieser Patinnen ist Birgit Schediwy. Vor fünf Jahren hat sie sich dafür entschieden, sich für dieses Ehrenamt zu engagieren.

Der Beweggrund für die 51-Jährige? "Ich wollte mich für die Gesellschaft einbringen." Familienpatin habe gut zu ihr gepasst, weil sie selbst keine Kinder hat, aber gut mit ihnen umgehen kann und schätzt, was man von ihnen zurückbekommt. Neben ihrem Beruf als Projektkoordinatorin hat sie sich noch nach einer sinnstiftenden Aufgabe gesehnt.

Drei Wochenenden lang dauerte die Fortbildung zur Familienpatin. Geschult wird dabei etwa die Selbstreflexion, die Kommunikation und das Wechselspiel von Nähe und Distanz. Außerdem lernen die Teilnehmer, was alles auf sie zukommen kann, und proben das in Rollenspielen.

 

Ein Mädchen kämpfte mit Problemen

 

Ihre erste Familie hat Schediwy drei Jahre lang betreut – etwa doppelt so lange, wie die Paten durchschnittlich im Einsatz sind. Sie hat eine alleinerziehende Mutter mit ihrer zehnjährigen Tochter unterstützt. Zur Trauer über die Trennung ihrer Eltern kamen bei dem Kind gesundheitliche Einschränkungen und schulische Probleme dazu.

Um die Situation auch für die überforderte Mutter zu entspannen, unternahm Schediwy viel mit dem Mädchen, ging mit ihm auf Radtouren oder ins Schwimmbad. Andererseits führte sie Gespräche mit der Mutter und half ihr so, mit der Situation besser zurechtzukommen. Einmal pro Woche hatte sie einen Termin mit der Familie, manchmal noch einen am Wochenende. Im März letzten Jahres war ihr Einsatz dann zu Ende. Mutter und Tochter meistern ihren Alltag seitdem alleine. Der Kontakt aber besteht weiter.

So wie Schediwy sind ein Dutzend Familienpaten im Einsatz. Etwas zu wenige, wie Anette Weingarten findet, die das Projekt beim Mütterzentrum betreut. Aus Altersgründen sind einige Ehrenamtliche ausgeschieden, es sollen wieder mehr werden. Denn bei den fünf Familien, die sich Unterstützung wünschen und momentan auf einer Warteliste stehen, wird es wegen der Corona-Krise nicht bleiben, glaubt Weingarten.

Sie sucht deshalb dringend Menschen, die sich als Familienpaten einbringen möchten. Häufig interessieren sich (angehende) Rentner für das Amt; die jüngste Patin aber ist erst 21, die älteste hat sich nun mit 83 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet.

Die nächsten Wochenendschulungen, die Voraussetzung für das Amt des Familienpaten sind, sollen Ende Oktober stattfinden. Weingarten hofft, dass dies dann möglich sein wird. Während des Einsatzes müssen die Helfenden übrigens nicht fürchten, allein gelassen zu werden. Das Mütterzentrum lädt etwa jeden Monat zum Austausch.

Für Birgit Schediwy hat sich schon ein neues Betätigungsfeld aufgetan. Seit Januar betreut sie eine Familie, die erst kürzlich mit ihren kleinen Kindern hergezogen ist. Bis jetzt gab es ein Treffen, dann kamen die Corona-Auflagen dazwischen. Schediwy hofft, dass sie ihre neuen Schützlinge bald ausgiebig kennenlernen und sie unterstützen darf.

Wer Familienpate werden will, kann sich im Mehrgenerationenhaus Mütterzentrum bei Anette Weingarten melden unter der Rufnummer (09 11) 77 27 99.

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