Farbwelten: Reizvolle Fotoausstellung in Roßtal

16.8.2019, 10:00 Uhr
Farbwelten: Reizvolle Fotoausstellung in Roßtal

© Foto: Manfred Chrometz

Ist das echte Natur? Oder künstlich, poppig, synthetisch? Farbe übt starke Reize aus, Muster dergleichen. Allein schon die Natur kann unglaublich ästhetisch betören. Etwa der Blick in den Blütenkelch einer Mohnblume, den Hermann Vasen wirft: wie im "Mohnparadies" muss sich eine Biene im Landeanflug fühlen.

Auch die "Mutation einer Tulpe" überrascht durch den Grenzgang zwischen Natürlichkeit und Manipulation, hier in Gestalt einer Laune der Natur: Auf einer sattgelben Tulpenblüte zieht sich ein roter Strich, beinahe wie aufgemalt. Tatsächlich aber handelt es sich um eine Fehlpigmentierung.

Dann gibt es hübsche Schnappschüsse: Eine Ansammlung weiß-rosiger Magnolienblüten ist für sich allein schon bezaubernd, aber seinen Reiz gewinnt das Bild "Pretty in Pink" von Andreas Sponnier erst durch den Besuch eines bunten Stieglitzes, der zudem noch neugierig zum Objektiv schaut. Smaragdgrün schillernde Käfer auf Steinböden oder in Blütenkelchen stellen ebenfalls echte Hingucker von Mutter Natur dar.

Und die Kultur? Günter Hochberger konstruiert einen "Farbverschluss": zwei Reihen von Buntstiften liegen einander Spitze an Spitze gegenüber. In der Mitte liegt der Zipper eines Reißverschlusses mit der Prägung "Faber". Farbe pur präsentiert Lea Schwarz mit der Trilogie "Wild Waters": Dabei träufelt sie Farben in ein Wasserglas und beobachtet, wie sich orangene, blaue und violette Schlieren bilden. Schön psychedelisch. Woodstock lebt!

Fein abgestuft

Doch Farbfotografie muss nicht unbedingt auf Signalwirkungen und grelle Effekte setzen. Es geht auch fein abgestuft und harmonisch zu. So erobert das Portrait eines lächelnden Inders in seiner Kombination aus hellbraunem Teint, safrangelbem Schultertuch und blauem Turban im Sturm die Frauenherzen. So beobachtet Hermann Vasen zwei Besucherinnen in einer zu einem Ausstellungsraum umgewidmeten Kirche, die Bilder betrachten. Das Licht, das durchs Kirchenfenster fällt, zaubert eine leicht entrückte Stimmung.

Das i-Tüpfelchen des Bildes ist allerdings eine Installation, die hinter den Besucherinnen von der Decke hängt, ein geschwungener Träger mit einer blauen Glaskugel, die vom Fensterlicht illuminiert wird.

Ganz ohne Schwarzweiß geht es dann doch nicht. Dank der Manipulationsmöglichkeiten des Fotoshops kann man Farbaufnahmen künstlich ergrauen, aber eine Farbe als Kontrast oder Signal aufleuchten lassen. Andrea Mohr präsentiert solche Signalgeber: die Kapsel einer Mohnblume kurz vor dem Aufplatzen, die rote Jacke einer Wanderin im Wattenmeer oder die blauen Kornblumen im Feld. Auch die Blüte eines Tränenden Herzens weiß mit ihrem Kontrast aus Violett und glänzendem Weiß zu bezaubern.

Und dann gibt es Farbaufnahmen hart an der Sichtgrenze. Etwa das Bild eines "Blutmondes", den Manfred Chrometz in der tiefsten Dämmerung beobachtet hat. Rostrot glüht der Trabant an einem tief indigofarbenen Himmel über der schwarzen Silhouette eines Hauses, eine Wolke schiebt sich gerade vor den Mond.

Noch nächsten Samstag, 10-13 Uhr, und Sonntag, 10-19 Uhr, in der Spitzweedscheune, Schulstraße 25, in Roßtal.

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