Feuer und Flamme gegen die Stromtrasse

10.3.2014, 16:00 Uhr
Feuer und Flamme gegen die Stromtrasse

© ToMa-Fotografie

Doch kein „Tatütata“ ist zu hören: Die Feuerwehren passen auf, dass die Flammen nicht übergreifen auf die Wälder ringsherum. So sind nur Gespräche zwischen Hunderten Menschen zu hören, die sich über ihre erfolgreich umgesetzte Protestidee freuen. An mehreren Stellen werden Lieder angestimmt, ganz ohne Strom begleitet von Gitarre und Akkordeon.

Es ist ein friedlicher, stiller, aber eindrucksvoller Protest. In den vergangenen Wochen ist viel geschrieben worden über die Bürgerinitiativen in Oberfranken und der Oberpfalz, dort, wo der Netzbetreiber Amprion seine „Vorzugstrasse“ in die Landkarten gemalt hat. Doch damit die vom Bund beauftragten Trassenplaner nicht meinen, sie könnten die Planung ganz im Osten durch die „Alternative“ etwas weiter westlich ersetzen, gab es nun diesen „leuchtenden“ Protest.

Auch hier ist die Unterstützung von außen groß: Nicht nur der Süd-Ost-Trassen-Kritiker Josef Göppel, Bundestagsabgeordneter aus Herrieden, ist gekommen, sondern auch Bürgermeister Uwe Raab aus Pegnitz.

Dass die Trasse nichts mit der für 2015 vorgesehenen Abschaltung des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld zu tun hat, sondern dazu dient, Braunkohlestrom aus Sachsen-Anhalt nach Südbayern zu transportieren, darin sind sich alle einig. „Die Stromleitung würde ja erst 2022 fertig“, hebt Josef Göppel hervor. Man brauche zwar die bereits im Bau befindliche „Thüringer Strombrücke“ nach Unterfranken. „Aber den Korridor D brauchen wir nicht“, jene vielfach kritisierte Süd-Ost-Trasse. „Wer sich nicht rührt, wird nicht gehört. Deshalb ist es gut, dass ihr die Aktion macht“, lobt er die Menschen vom Land. Göppel bestätigt damit die Erfahrung, dass gerade Bayerns Ministerpräsident empfindlich auf Lautstärke reagiert; Horst Seehofer hatte jüngst ein Planungs-Moratorium gefordert.

Auch die Landräte von Fürth und Ansbach finden den „landkreisübergreifenden Protest klasse“, so Matthias Dießl (Fürth): „Wir stellen so deutlich die Trasse in Frage. Denn die Amprion-Sprecher haben nur erklärt, sie wollen bauen, aber nicht warum.“ Sein Kollege Jürgen Ludwig findet es „berechtigt, dass die Planungen hinterfragt werden“. Gerade „unser Landkreis tut viel für die Energiewende, zum Beispiel durch 200 Biogasanlagen“.

Die Bürgermeister Jürgen Pfeiffer aus Heilsbronn und Johann Völkl aus Roßtal stehen mit an der Spitze der Kritiker. „Mit der Süd-Ost-Trasse werden die Anstrengungen für regenerative Energie konterkariert. Wir wollen keine 180-Grad-Wende zur Kohle zurück“, bekräftigt Pfeiffer. Völkl ist vor allem auf die Planer sauer: „Als ich bei Amprion war, haben die sich nur auf bestehende Gesetze bezogen. Da hab’ ich gedacht: Jetzt hilft nur noch der Protest.“

Deshalb hatten in den vergangenen Wochen Gruppen aus den Dörfern den flammenden Abend vorbereitet. Die Müncherlbacher etwa fordern „eine wirklich bürgernahe Informationspolitik. Wir erfahren erst etwas, wenn es fast zu spät ist, und das meist unverständlich. Eine klare, einfache Sprache der Politik“ wünschen sie sich.

Der Raitersaicher Feuerwehrkommandant Erwin Röck wiederum fasst seine Wut in den Worten zusammen: „Uns reicht’s!“ 60 Feuer haben alleine die Fernabrünster aufgeschichtet und angezündet. Mit den Scheiterhaufen der anderen, mit Hunderten Fackeln und Dutzenden Plakaten ist das ein unübersehbares Zeichen: Hier stehen sehr viele Menschen zusammen gegen die Trasse.

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