Angriffe auf Einsatzkräfte

Feuerlöscher-Wurf weckt Erinnerungen: Fürths OB fordert Sanktionen nach Silvesterkrawallen

Claudia Ziob

Lokalredaktion Fürth

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4.1.2023, 15:22 Uhr
Pressetermin in der Feuerwache am Helmplatz: Oberbürgermeister Thomas Jung wollte wissen, wie viel Aggressionen Feuerwehr, Polizei und BRK in Fürth im Alltag erleben.

© NEWS5 / Oßwald, NEWS5 Pressetermin in der Feuerwache am Helmplatz: Oberbürgermeister Thomas Jung wollte wissen, wie viel Aggressionen Feuerwehr, Polizei und BRK in Fürth im Alltag erleben.

Oberbürgermeister Thomas Jung hat sich am Mittwoch bei einem Pressetermin in der Fürther Feuerwache entsetzt über die Angriffe gezeigt, die Einsatz- und Rettungskräfte in der Silvesternacht in Berlin, Essen und anderen Städten erlebten. "Solche Bilder hätte ich hier nie für möglich gehalten", sagte er. "Solche Szenen kannte man aus Pariser Vororten."

Bei dem Termin, der auf großes Medieninteresse stieß, hatte Jung Vertreter von Feuerwehr, Polizei und BRK aus Fürth versammelt, um sich nach ihren Erfahrungen zu erkundigen. Übereinstimmend berichteten Christian Rieck, Einsatzleiter der Fürther Berufsfeuerwehr, und seine Kollegen von BRK und Polizei, dass es in der Silvesternacht zwar viele Einsätze in Fürth gab, aber keine problematischen Situationen. Der Jahreswechsel sei nicht auffällig gewesen, aber: Unterm Jahr merken die professionellen Helfer, dass der Ton in der Gesellschaft rauer geworden ist, der Respekt abgenommen hat.

Verbale Angriffe erlebt die Feuerwehr häufiger als früher: "Gewalt gegen uns hat es aber noch nicht gegeben", sagte Rieck. Bei Polizei und Rettungsdienst sieht es anders aus.

Am nächsten Tag schon frei: "Das ist ein Signal in die Gesellschaft"

Besonders erschüttert haben Jung Aufnahmen aus Berlin, die zeigen, wie ein Feuerlöscher auf die Windschutzscheibe eines Krankenwagens geworfen wird. Damit nehme man lebensgefährliche Verletzungen in Kauf, so Jung. Im Fall des Club-Fans, der 2014 vor dem Frankenderby einen Feuerlöscher auf eine fahrende U-Bahn geworfen hatte, sei dies von der Staatsanwaltschaft als Mordversuch gewertet worden.

Schwer verständlich sei es, sagt Jung, wenn man liest, dass 103 Verdächtige, die in Berlin in der Silvesternacht festgenommen wurden, am Tag danach wieder auf freiem Fuß sind. "Das ist ein Signal in die Gesellschaft." Für ihn sei nicht nachvollziehbar, "dass einer einen Feuerlöscher in einen fahrenden Rettungswagen schmeißt und er am nächsten Tag sitzt er wieder bei seiner Familie und lässt sich vielleicht sogar feiern dafür". Das sei auch "ein Signal für die Einsatzkräfte", gab Feuerwehrmann Rieck zu bedenken.

Für Jung steht fest: Gesetzesverschärfungen helfen hier wahrscheinlich nicht. Was es brauche, seien Schnellverfahren und schnelle Sanktionen - damit die Täter rasch "und nicht erst nach zwei Jahren" Konsequenzen spüren. Sonst werde der Staat in manchen Kreisen nicht mehr ernstgenommen.

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