Figurentheater: Was die Welt im Innersten zusammenhält

7.5.2017, 21:00 Uhr
Figurentheater: Was die Welt im Innersten zusammenhält

© Foto: Festival

Kenner des Großraum-Spektakels wissen längst: Kurz vor Aufführungsbeginn geht in aller Regel immer was. Das gilt auch für jene Abende, deren Ticketkontingente zwei Wochen vorm Festivalstart praktisch aufgebraucht sind: für das Puppentheater Magdeburg, das zum Auftakt im Kulturforum (Würzburger Straße 2) am 19. Mai mit seiner Version des Lang-Klassikers "M — eine Stadt sucht einen Mörder" gastiert, für beide Vorstellungen von Neville Tranters Stuffed Puppet Theater ("Babylon" am 21. und "Mathilde" am 26. Mai), das Theater Waidspeicher aus Erfurt ("Das kalte Herz", 26. Mai) und das Schuberttheater Wien mit seinem satirischen Altenheim-Puppenmusical-Theater "Schlag sie tot" (27. Mai). Alle Abende starten um 19.30 Uhr.

Um 15 Uhr beginnen die Kindertheater-Aufführungen, wo im Vorverkauf für Thalias Kompagnons am 21. Mai ("Rabenschwarz und Naseweiß", ab 4 Jahren) und fürs Theater Kuckucksheim am 28. Mai ("Momo", ab 6 Jahren) nichts mehr geht. Aber auch hier gilt: An der Kasse kann es schon wieder ganz anders ausschauen.

Zweite Festivalstätte neben dem Kufo ist das ungleich größer dimensionierte Stadttheater. Reichlich Karten gibt es demzufolge noch für ein spanisches Ensemble, das sich am 24. Mai in einer deutschen Erstaufführung dem Thema Altern und Demenz widmet. "Solitudes" mit Kulunka Teatro thematisiert Einsamkeit und die scheinbar unwichtigen Routinen des Lebensherbstes.

Tags darauf und ebenfalls im Stadttheater gibt es die Deutschland-Premiere von Goethes "Faust" durch den als Puppenspieler und Regisseur gefeierten Grazer Nikolaus Habjan mit dem Ensemble Next Liberty — ein Abend, der speziell auf ein jüngeres Publikum zugeschnitten ist. Die Handlung spielt auf drei Ebenen: Da ist der Zuschauerraum mit den "echten" Menschen, aus dem Gretchen und Marthe rekrutiert werden. Dann die übliche Bühnenrealität, die die Handlung vorantreibt. Für Mephistos Geisterwelt öffnet sich eine dritte, barocke Bühne, auf der die Landschaften aus Papier und die Figuren Puppen sind.

Doch bei einem Klassiker allein bleibt’s in Fürth nicht. Die Bühne Cipolla aus Bremen zeigt im Kufo am 20. Mai (und mit Livemusik) expressiv und poetisch Kleists Pferdehändler-Gerechtigkeitsdrama "Michael Kohlhaas". Raritäten und Kurioses stehen dagegen im Zentrum des Objekttheaters "Wunderkammer — Betrachtungen über das Staunen" des Trios Gottschalk-Mürle-Soehnle (Kufo, 23. Mai). Frühmuseale Wunderkammern dienen dem Ensemble als Vorlage.

Auch auf der kleinen Bühne des Kulturforums stehen große Themen an. Die Sinnlosigkeit des Krieges zeigt der israelische Puppenspieler Ariel Doron in "Plastic Heroes" am 19. Mai. Nur mit handelsüblichem Spielzeug legt Doron die Abgründe bewaffneter Konflikte offen. In "Jack Pratchard" des britischen Duos Goody and Storey (26./27. Mai) wird in einem papiernen Miniaturtheater durch fantasievolle Schiebe- und Klappbilder die Geschichte des verunglückten Jack Pratchard erzählt, der im Reich der Toten einige Abenteuer zu bestehen hat — eine dreiviertelstündige Geschichte über den Versuch, das Richtige zum Wohle der Menschheit zu tun.

An den Wochenenden und am Feiertag Christi Himmelfahrt (25. Mai) gibt es neben den Vorstellungen für Erwachsene Stücke für die ganze Familie. So zeigt das Moskauer Theater Tenj in "Enzyklopädie der Drachen" in seinem Miniaturtheater-Bus Theater in kleinster Form inklusive Rittern, Prinzessinnen und Feuer speiender Drachen (20./21. Mai, 16 Uhr) — im Hof des Kulturforums und bei freiem Eintritt.

Im Rahmenprogramm zeigt das Kino Uferpalast (im Kufo, Würzburger Straße 2) einige der in Fürth umgesetzten Stoffe in ihrer filmischen Bearbeitung bzw. deren filmisches Vorbild. Das Programmheft zum Festival liegt im Großraum in öffentlichen Einrichtungen, Kulturzentren und Theatern aus. Natürlich ist es auch zu kriegen im FN-Ticket-Point, wo es Karten gibt für das gesamte Festival.

Alle zwei Jahre stehen die vier Städte — Fürther Veranstalter ist das Kulturamt — im Zeichen der Kunst des Figurentheaters. In seiner 20. Auflage begrüßt das Festival 71 Kompagnien und Einzelkünstlers aus 21 Ländern und an 23 Veranstaltungsorten.

Karten im FN-Ticket-Point (Schwabacher Straße 106, Tel. 2 16 27 77).

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