Filmemacher entdecken allmählich Fürths Vorzüge

12.8.2013, 13:00 Uhr
Filmemacher entdecken allmählich Fürths Vorzüge

© Pfrogner

Die Zeitreise ins Jahr 1947 beginnt mitten in der Marienstraße. Hier gibt es nun eine Wäscherei, eine Sattlerei und Fremdenzimmer. „Betteln, hausieren und herumlungern verboten“, lässt ein altes Schild an einer Tür wissen. Und in der Nähe hängt neben anderen Aushängen auch dieser Zettel: „Benötige Herrenschuhe. Biete Tisch“. Große Augen machten da einige Passanten am Sonntagnachmittag, die ahnungslos durch eine Straße liefen, die von Stunde zu Stunde mehr zur Filmkulisse wurde. Seit Donnerstag liefen die Vorbereitungen für die Dreharbeiten, in deren Zuge die Straßen ein Aussehen wie in der Nachkriegszeit bekamen.

Am Montag wird hier, an der Ecke Marien-/Schillerstraße, ein Auto mit Schauspieler Josef Bierbichler auf einen Demonstrationszug stoßen. 150 Statisten sind beteiligt. Bierbichler mimt Kurt Landauer, den legendären Präsidenten des FC Bayern, dessen Geschichte für die ARD verfilmt wird. Als Jude wurde Landauer von den Nazis ins KZ gesteckt und ins Exil getrieben. Doch 1947 kehrt er zurück – und hilft unerwartet beim Wiederaufbau.

Nürnberg, Fürth und Stein gehören zu den Drehorten. Die Szenen im Faber-Castell-Schloss sind schon im Kasten, es beherbergte das „Büro“ des damaligen Münchner Oberbürgermeisters Karl Scharnagl — und eine „Gefängniszelle“. Unter Filmschaffenden, die nach einem Drehort suchen, ist das Steiner Schloss längst kein Geheimtipp mehr; nicht erst seit den „Hanni&Nanni“-Filmen. Anders verhält es sich mit den Nachbarstädten Nürnberg und Fürth. Noch.

Am Montag wird in der Marienstraße gedreht, die dafür wie in der Nachkriegszeit aussehen soll.

Am Montag wird in der Marienstraße gedreht, die dafür wie in der Nachkriegszeit aussehen soll. © Iannicelli

Im Schulterschluss bemühen sich die beiden Städte, für Produktionen interessant zu werden. Der Kinofilm „Dreiviertelmond“, in dem Elmar Wepper einen zunächst mürrischen Taxifahrer spielt, sei der „große Auslöser“ gewesen, sagt Alexandra Foghammer, die im Presseamt der Stadt Nürnberg als Ansprechpartner für Filmteams fungiert. „Dreiviertelmond“ spielt zwar in Nürnberg, gedreht wurden 2010 etliche Szenen aber in Fürth: im Klinikum, in einem türkischen Obstladen in der Fußgängerzone und in einer Wohnung in der Mathildenstraße, die im Film in Gostenhof liegt.

Seitdem wirbt Nürnberg verstärkt um die Aufmerksamkeit von Filmemachern – und vermarktet Fürth mit. Auf der Homepage des Presseamts etwa werden Drehorte in Nürnberg präsentiert: der Hafen, das Bahngelände, das Quelle-Versandhaus, die Felsengänge. Ergänzt wird das um die Information: „Und was Nürnberg nicht hat, liegt gleich nebenan.“ Beispielsweise Fürth mit seinem großen Bestand an Altbau-Ensembles.

Im Mai kamen 45 Produzenten, Regisseure, Drehbuchautoren, Szenenbildner und Location Scouts aus München auf Foghammers Einladung nach Nürnberg, um sich spannende Drehorte anzusehen. Gerne hätte sie die Tour auf zwei Tage – und damit auf Fürth – ausgeweitet, sagt Foghammer. Doch ohnehin sähen sich die Fachleute, wenn sie sich für eine Stadt interessieren, immer auch in der Umgebung um. Seit der Tour sind etliche Anfragen eingetrudelt. Darunter: die des „Landauer“-Teams.

Die Vorzüge der Region: Hier gibt es „unverbrauchte“, urbane Motive. In München gebe es beispielsweise kaum Industriebrachen, weiß Foghammer, zudem „war wohl jede Grünwalder Villa schon bei Derrick im Bild“. Auch der kurze Weg zwischen Fürth und Nürnberg sei ein Vorteil. „Jeder Produktionstag weniger spart Geld.“

Auch im Fürther Presseamt freut man sich darüber, dass die Stadt mit ihren historischen Ensembles als Kulisse entdeckt wird. „Das unterstützen wir gerne“, sagt Sprecherin Susanne Kramer, die mit Foghammer zusammenarbeitet. Und wenn man dann im Film Fürth erkenne – das sei „einfach spannend“.

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