Fahrten wieder aufgenommen

Flixbus: 50.000 Menschen bei Flucht aus Ukraine geholfen

4.5.2022, 14:00 Uhr
Über 50.000 Menschen haben die grünen Flixbusse laut dem Firmengründer bereits aus der Ukraine evakuiert. Unser Symbolbild zeigt ein Fahrzeug in Hannover.

© Foto: Julian Stratenschulte/dpa Über 50.000 Menschen haben die grünen Flixbusse laut dem Firmengründer bereits aus der Ukraine evakuiert. Unser Symbolbild zeigt ein Fahrzeug in Hannover.

Man habe auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um einige der Strecken, insbesondere in die ukrainische Hauptstadt, wieder aufzunehmen, hieß es kürzlich seitens Flixbus. Die Sicherheit der Fahrgäste und Fahrer habe oberste Priorität.

Seit Mitte April sind die Busse wieder nach Kiew unterwegs. Zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte das Unternehmen die Verbindungen nach Kiew unterbrochen, während man die nach Lwiw im Westen des Landes aufrechterhielt.

"Sicherheit ist nicht verhandelbar", sagt Daniel Krauss. Der Langenzenner hat das Unternehmen zusammen mit André Schwämmlein und Jochen Engert vor knapp zehn Jahren gegründet. Seit Russland gegen die Ukraine Krieg führt, haben die grünen Fahrzeuge nach Angaben von Krauss "über 50.000 Menschen evakuiert".

In den dieselbetriebenen Zwei- oder Dreiachsern finden zwischen 50 und 80 Menschen Platz. Flixbus steuert eine ganze Reihe ukrainischer Städte an, unter anderem das politische und wirtschaftliche Zentrum Kiew. Gut 20 Stunden dauert etwa die einfache Fahrt via Prag oder über eine andere osteuropäische Stadt, in der weitere Gäste zusteigen.

Kontingent an Freifahrten für Ukrainer

Damit sich die von Krieg und großem Leid betroffenen Ukrainer die Fahrt leisten können, hält Flixbus unter anderem ein Kontingent an Freifahrten bereit. "Bis jetzt wurden aber noch nicht alle bereitgestellten Plätze abgerufen", erklärt Krauss, der rund um die Uhr mit seinen Mitarbeitenden vor Ort in Kontakt steht.

"Ich wurde auch schon morgens um kurz nach 5 Uhr aus dem Bett geklingelt, als die russischen Angriffe nur wenige Straßen von unserem Büro in Charkiw losgingen", erklärt er mit ruhiger Stimme. "Als ich die Bilder im Fernsehen sah, erkannte ich die Stadt nicht wieder." Dort, wo einstmals ein beliebtes Restaurant stand, konnte der studierte Softwareingenieur nur noch Trümmer ausmachen.

Daher legen er und seine Mitinhaber größten Wert auf die Sicherheit bei den täglich angesetzten Touren. Nicht stur nach der üblichen Streckenführung verläuft die Route, sondern immer in Abhängigkeit von der aktuellen Lage. Möglich sei das Unterfangen nur, weil mit lokalen Behörden und Ortskundigen sehr eng zusammengearbeitet werde.

"Kein Fahrer muss den Weg antreten", erklärt der 38-jährige Krauss. Aber genau das Gegenteil sei der Fall. So gebe es mehr Buslenker, die ihren Teil zur Aufrechterhaltung einer gewissen Normalität beitragen wollen, als überhaupt benötigt würden. "Sie sind stolz auf ihre Arbeit."

Neben den Zentralen in Berlin und München hat sich inzwischen die polnische Hauptstadt Warschau als Dreh- und Angelpunkt für die Planung herauskristallisiert. Von dort sind es nur wenige hundert Kilometer bis ins vom Krieg gebeutelte Land.

Einige Mitarbeitende sind jetzt in der Armee

Vor dem 24. Februar fuhr man häufig nachts - inzwischen geht es ausnahmslos tagsüber auf die Straße. Auf Reichweitenreserven legen die Disponenten großen Wert. Krauss setzt ausschließlich Fahrzeuge neuester Bauart mit niedrigem Spritverbrauch ein, denn nicht immer gibt es vor Ort Treibstoff – und manchmal ist die seit Jahren bekannte Tankstelle auch nicht mehr da. Doch nicht nur am Streckenverlauf macht sich der Krieg bemerkbar. Eine ganze Reihe der über 1200 Mitarbeitenden hat einen ukrainischen Pass. Einige von ihnen dienen inzwischen in der Armee und fallen für das Unternehmen aus.

Krauss hofft auf einen schnellen Frieden in der Ukraine. In seiner Heimatstadt Langenzenn haben er und Schwämmlein zusammen mit Mitstreitern kürzlich 10.000 Euro für die Ukraine-Hilfe gespendet, die die Langenzennerin Lena Goos koordiniert.

Die umtriebige Lena Goos und ihre ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer haben in Windeseile und mit einem enormen persönlichen Einsatz den "Kidsclub", eine Art ehrenamtlich organisierte Kita, in den Räumen der ehemaligen Gaststätte des Langenzenner Hallenbads aus dem Boden gestampft. Es wurden Spielsachen und Großspielgeräte für den öffentlichen Außenbereich angeschafft – "damit alle etwas von dem Geld haben", betont Goos.

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