Flüchtlinge haben das Höffner-Haus verlassen

18.3.2017, 07:34 Uhr
Flüchtlinge haben das Höffner-Haus verlassen

© Edgar Pfrogner

Friedrich Ackermann erinnert sich noch gut: Mitte September 2014 kamen die ersten Flüchtlinge ins Höffner-Haus, einen Tag später hatte er hier seinen ersten Arbeitstag. Als einer von sechs Hausmeistern, die sich um das Gebäude kümmerten und die, genauso wie der Sicherheitsdienst, rasch zu wichtigen Ansprechpartnern für die Bewohner wurden.

Nun zählt Ackermann neben einigen Security-Kräften zu den wenigen Menschen, die noch im Höffner verblieben sind. Am Donnerstag vergangener Woche sind die letzten Asylbewerber auf Wohnheime, sogenannte Gemeinschaftsunterkünfte, verteilt worden. Das Höffner-Haus, das zwar die ganze Zeit ein Provisorium blieb, Fürth aber dennoch eine gewisse Bekanntheit als positives Beispiel für Willkommenskultur bescherte, wird als Dependance der Zentralen Erstaufnahmeeinrichung in Zirndorf (ZAE) nicht mehr gebraucht, weil andere Unterkünfte entstanden sind und inzwischen viel weniger Asylsuchende in Deutschland ankommen.

Das Areal ist bereits an die Fürther P & P-Gruppe verkauft. Das Quartier wird jetzt ausgeräumt. Betten müssen zerlegt werden, Bauzäune und ihre Halterungen abgebaut und desinfiziert — für den nächsten Einsatz, vielleicht bei "Rock im Park".

Auch für Ackermanns Arbeitgeber, der in den vergangenen Jahren mehrere Notquartiere betreute, war Höffner die letzte verbliebene Flüchtlingsunterkunft. Friedrich Ackermann, der mit einer kleinen Unterbrechung vom Anfang bis zum Ende im Höffner-Haus eingesetzt war, mochte den Job. Er hat gerne mit Menschen zu tun, sagt er, und sei immer froh gewesen, wenn er helfen oder übersetzen konnte. "Ich hab’ das selbst schon erlebt", sagt der 53-Jährige, der sich daran erinnert, wie er im Jahr 2000 mit seiner Frau, den beiden Kindern und drei Koffern aus Kasachstan nach Deutschland kam.

Die Familie landete damals in einem Lager für Spätaussiedler, hatte immerhin ein Zimmer für sich. Nicht, wie die Menschen im Höffner-Haus, ein Bett zwischen Bauzäunen und Planen. Man könne sich natürlich bessere Unterkünfte vorstellen, sagt Ackermann, aber für die Neuankömmlinge, von denen manche erlebt hatten, dass andere auf der Flucht ertrunken waren, war ein Dach über dem Kopf das Wichtigste. Nie vergessen wird er die beiden kleinen ukrainischen Mädchen, die draußen spielten – und in Panik nach einem Versteck suchten, als sie über dem Höffner-Gelände ein Flugzeug sahen.

Seine Arbeit macht ihm Spaß, sein Team sei super, sagt Ackermann – und doch würde er das alles sofort hergeben, wenn Menschen dafür nicht mehr vor Krieg flüchten müssten.

Vertrag läuft bis Jahresende

Während im Höffner die Aufräumarbeiten laufen, steht der für 400 Menschen ausgelegte Leichtbauhallen-Komplex an der Leyher Sraße in der Südstadt bereits seit Oktober leer. Anfang 2016 sollte er andere Notunterkünfte in Fürth ablösen, etwa die Kiderlin-Turnhalle. Doch weil die Zahl der ankommenden Flüchtlinge bald sank und andere Quartiere entstanden, waren hier nie sonderlich viele Menschen untergebracht. Der Vertrag mit der Regierung von Mittelfranken läuft noch bis Jahresende, sagt Sozialamtschefin Michaela Vogelreuther auf FN-Nachfrage. Solange könnte der Komplex bei Bedarf belegt werden. Was danach damit passiert, ob er abgebaut oder eine Zeit lang noch irgendwie genutzt werden kann, sei noch nicht klar.

Flüchtlinge haben das Höffner-Haus verlassen

© Foto: Edgar Pfrogner

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