Flug-Scharen in Schwertkämpfer-Laune

7.2.2015, 16:00 Uhr
Flug-Scharen in Schwertkämpfer-Laune

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Ein Blick auf die Nachrichtenlage weckt den Verdacht, dass die ganze Welt längst zum Fleckenteppich aus ungezählten Kampfzonen geworden ist. Corinna Smok verlegt die ihren in ein absichtsvolles Niemandsland, das verdächtig an real existierendes Gelände erinnert und doch namenlos bleibt. Die Kontrahenten, die die Malerin antreten lässt, sind gefiedert. Was erstaunlich folgerichtig erscheint.

Warum auch nicht Vögel Stellvertreter-Gefechte austragen lassen? Es ist nicht einmal nötig, jetzt Alfred Hitchcocks Horrorkrähen zu bemühen. Smoks Flug-Scharen lassen keine Zweifel an ihrem aggressiven Potenzial aufkommen und entfalten als Metapher eine zugegebenermaßen beängstigende Wirkung. Die gezeigten Arbeiten sind allesamt frisch. Entstanden im vergangenen Jahr, zeu-
gen sie von einer leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem selbst gesetzten Thema. Heftig, schnell, aufgebracht und intuitiv hat Corinna Smok die Striche gesetzt. Die rasanten Kohlezeichnungen, die auf wenige, unvermeidliche Züge reduziert wurden, sind in einer Art Mischtechnik mit Acryl- und Kreidefarben koloriert.

Als Malgründe dienen schlichte Holzfaserplatten, Papp-Deckel, Papier. „Ich benutze, was mich angesprungen hat und von mir gefunden werden wollte“, sagt Corinna Smok. Um ihre Aufmerksamkeit geworben hat zum Beispiel ein rostiges Baugitter, das nun bekommen hat, wofür es augenscheinlich bestimmt war: Das grobe Teil dient als Träger für 14 kleinformatige Bilder, die wie Kacheln eingesetzt wurden und mit der bekannten Vehemenz das Thema bespielen.

Wirkungsvolle Kontraste

Smoks Farbpalette steht in einem gewissen Kontrast zu ihrem Ansatz. Stimmige Töne in ansprechenden Rot-, Orange- und Blau-Nuancen tauchen wiederholt auf, kontrastieren wirkungsvoll ihr Sujet. Vier dünne MDF-Platten geben der Arbeit, die zum Titelgeber für die Ausstellung wurde, einen ganz speziellen Rhythmus. Die Künstlerin, die in Fürth lebt und seit fünf Jahren freischaffend arbeitet, hat das Motiv ungeachtet der Begrenzungen durch die einzelnen Tafeln gezeichnet und setzt so einen weiteren Akzent, der die Dynamik anheizt. Zwei Vögel, Kuckucke, gehen aufeinander los. Warum? Wer weiß. Aber war das je eine sonderlich erhebliche Frage?

Corinna Smok, die in Duisburg-Rheinhausen zur Welt kam, ging nach ihrer Schulzeit nach Paris, im Anschluss an diese Vorbereitung studierte sie Kunst in Freiburg. In der Galerie von Thomas und Kerstin Foerster erinnert an diese Phase auch eine Hommage an ihre dortigen Dozenten, eine elegante Verbeugung vor ihren „Meistern“, ausgeführt auf einen antiquierten Plan der Stadt im Breisgau.

Ebenso persönlich, wenngleich keinesfalls ähnlich offensichtlich sind die anderen Bilder, die Corinna Smok präsentiert. Witz offenbaren die Titel, die sie ihren Arbeiten zuteilt. Da gibt es die „Zwei-Punkt-Landung“, die ironisch an einen Absturz gemahnt, oder die Richtungsangabe „Himmelblauwärts“. Großformatig gleiten Kraniche als „Verlorene Engel“ über ein bezeichnetes Land. Der Vogelzug, sagt Smok, nimmt einen Weg, der „vom Anfang zum Ende“ führt. Eine persönliche Geschichte, fügt sie erklärend hinzu. Aber wann wären „Kampfzonen“ das letzten Endes nicht?

 

Verwandte Themen


Keine Kommentare