Fossile Fundstücke im Rübenkeller

13.2.2009, 00:00 Uhr
Fossile Fundstücke im Rübenkeller

© Leberzammer

Hinter einer unscheinbaren, alten Haustür geht es hinab in die Vergangenheit. «Mit jeder Stufe 50 Millionen Jahre», sagt Horst Prachar und steigt die Treppe in seinen alten Rübenkeller hinunter. Der ist nicht düster, klamm und kalt, sondern wider Erwarten hell erleuchtet, die Wände sind mit Mauerwerk und Fenstern bemalt. In dem vielleicht drei mal zehn Meter großen Raum lagert schon lange kein Viehfutter mehr. Landwirt Horst Prachar hat sich auf seinem Hölzleshof in der Grünstraße ein kleines, privates Museum eingerichtet. Seine Exponate: versteinertes, rund 250 Millionen altes Holz.

«Das sind Fossilien aus dem Erdzeitalter Perm», weiß der 53-Jährige, der den Reiterhof gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Ehefrau bewirtschaftet. Gut 600 Einzelstücke hat er in den vergangenen Jahren gesammelt. Dafür unternimmt er jedoch keine Exkursionen zu bekannten Fundorten wie Solnhofen im Altmühltal, sondern er hält einfach nur bei der täglichen Arbeit auf seinen Äckern die Augen offen. Den ersten Stein entdeckte er 1986 beim Pflügen, und bis heute hat dieses Hobby für ihn nichts von seiner Faszination eingebüßt. «Diese Funde sind für unsere Gegend nicht normal. Schon allein deshalb interessieren sie mich.»

Als Landwirt, der sich der Milchwirtschaft verschrieben hat, Ackerbau betreibt und einen Pferdehof unterhält, hat er verständlicherweise wenig Freizeit - von längeren Urlaubsreisen ganz zu schweigen. «Wenn man nicht vom Hof wegkommt, beschäftigt man sich eben zu Hause», sagt Prachars Frau Erika zu der ungewöhnlichen Sammelleidenschaft ihres Mannes.

In Kisten gelagert

Lange Zeit lagerten die Steine in Kisten, vor zwei Jahren hat er dann den alten Rübenkeller hergerichtet. Neben den Fossilien gibt es dort unten Illustrationen zu der Geschichte des Gehöfts (der Name «Hölzleshof» kommt übrigens nicht passenderweise von Holz, sondern hat seinen Ursprung von dem althochdeutschen «Heinrich»), Fachbücher über Mineralogie und ein paar Stücke alten, verrottenden Holzes. «Zum Vergleich mit den Versteinerungen», erklärt Prachar.

In der Tat sind die Zeugen aus der Frühzeit der Erdgeschichte auch für absolute Laien als ehemalige Baumstämme, Äste oder Wurzeln zu erkennen. Jahresringe, Astlöcher und selbst die Bohrgänge frühgeschichtlicher Holzwürmer bieten einen faszinierenden Blick in die Vergangenheit.

Prachars liebstes Stück hat es in sich, es besteht nämlich aus zwei Teilen: Sie passen zusammen wie die Bruchstücke einer Vase oder eines Tellers. An sich schon außergewöhnlich, doch er hat die beiden Teile obendrein im Abstand von zehn Jahren und auch räumlich weit voneinander entfernt entdeckt. «Das ist schon etwas ganz Besonderes», freut er sich. Wo genau er die Versteinerungen findet, möchte er nicht verraten, «nicht dass nachher die Leute anfangen, hier überall rumzusuchen». Nur so viel: Weit weg fahren muss er nicht, alles liegt im Erdreich rund um Oberasbach.

Horst Prachar begeistert sich nicht nur für das Aussehen und das Alter seiner Steine. Auch mit den erdgeschichtlichen Hintergründen ihrer Entstehung befasst er sich: «Solche Versteinerungen entstehen durch Mineralien und hohen Druck, wie ihn nur Meteoriteneinschläge oder Vulkanausbrüche hervorrufen können.» Ein Vulkan im Bibertgrund? Hobbymineraloge Prachar glaubt eher an einen Einschlag aus dem All.

Was auch immer der Ursprung ist, die Fossilien im ehemaligen Rübenkeller sind ein echter Hingucker und Horst Prachar zeigt sie gerne. Eine Gelegenheit dazu bietet der Heimatverein Oberasbach mit einem Besuch der Stallungen auf dem Hölzleshof am Samstag, 14. Februar, ab 14 Uhr.