Foußballfieber: Anlauf gnommer und draffzundn

Im WM-Jahr 2014 schreibt Matthias Kröner, der aus Nürnberg stammt und in Ratzeburg lebt, vom Fußball. In seiner heutigen Mundart-Geschichte geht es allerdings nicht um Elitekicker, sondern um ein kleines Fußballturnier in Oberasbach: um den sportlichen Höhepunkt einer Schulkarriere…Kröner, der seit 2005 an der literarischen Wochenreihe der Fürther Nachrichten mitarbeitet, bringt im Mai zwei neue Bücher heraus: einen subjektiven Reiseführer zu Hamburg (Michael Müller Verlag) und den Erzählband „Junger Hund. Ausbrüche und Revolten“ (Verlag Stories & Friends).

Iich woar a richdicher Schbodzkanoner: Dä Aanziche, der zum Seepferdler zwaamal gmäissd hodd. Wenn mir Rundlaaf gschbylld hamm, woar iich dä Ballrussler. Und jeds Johar binni vo di Bundesjuchendschbyll ohne Siecherurkundn hamm.

Doo woar a Dheader los! Mei Vadder hodd maaner Mudder die Schuld gehm und mei Mudder hodd alles aff maane Bücher geschobm. Dann hamms miich an Monad lang in Karade, iich hobb Rausarresd grichd zum Foußballn und am Wochenend simmer allemiederernand im Färdher Schdaddwald zum Drimm-Dich. Obber an oridschinal Bauchaafschwung bringi bis haid ned zamm und erschd in dä vierdn Klassn binni in di undersde Punkdeskala bamm Weidschbrung ghubfd.

Für miich woar des ned so wild. Iich hobb maane Asderix-Hefdler glesn und manchmol an Schdefen King, hobb Combfiuder mied maane Fraindlers gschbylld und an Club im Fernsehsessel di Daumer drüggd. Für miich woar di Weld in Ordnung – aa ohne Olymbiasiech im Zehnkambf vo Oberasbach.

Erschd wäis affs Gymnasium ganger is, hodd si mei Weld veränderd. Blödzli woar wos anders wichdiger wäi dä Club und manchmol, wennsd dei Nachbari vo dä Seidn oogschaud hosd, is dä sogor in Madhe schwummrerd gwoarn und du hosddi gfroochd, wos dä Pythagoras dazu gsachd hädd. Wäi wennsd ä Brilln aafhoggersd, vo dersd su langer Zeid nix gwussd hosd. – Obber edz woar nix mehr mied ruicher Kugl. Edz hosd gschnalld, dass däi Madler aff Schbordler abfoahrn wäi di Biener affs Zuggerwasser!

Wecher anner binni dann fei aa werkli mied: Foußballdunier vo der ganzn Schull. Alle Eldern woarn doo, der Schbordlehrer hodd a kurze Reed ghaldn und iich woar erschd amol di Reserve. Sie is ganz vorn in dä erschdn Reihe gschdandn und hodd mi ooglachd – und in meim Herz hodds an Schdolberer gmachd und iich hobb gwussd, dassi alles gehm mou. Doch zunächsd hamm mir gscheid kassierd: Drei Gehngdreffer in zehn Minuddn und dann glei an Bladzverweis. Edz is aa scho worschd, hodd dä Dräner gmaand, und miich in di Schdammelf nei.

Zwaamol is mir dä Ball verschdolberd, dreimol hobbi zum Gechner köbfd und wenich schbäder hamm maane Kumbls um miich herumgschbylld. Wäi iich scho aafgehm wolld, griech iich unerwarded an Ball im Middelfeld. Am libbsdn hädderdi soford abgehm, dann hobbi an Marek Mindal denkd, di Querladdn oovisierd, Anlauf gnommer und draffzundn – und ich wass ned, ob der Massder doo ohm manchmol eigreifd, wenner denkd, des bassd, obber der Ball hodd in dä Lufd an Ruggerer gmachd und is vull in di Gambl nei.

Iich hobb di Arm hochgrissn und di Halln hodd brülld. Mei Vadder is mied seine balldn Fäusd fasd an di Deggn kummer und di Julia hodd mi oogschdrohld – und as Lebm woar schäi.

Aans zu Siehm hamm mir dann nu des Schbyll verlurn. Obber den Nammidooch werri nie vergessn. Di Julia hodd vur dä Umkleiderkabine gwarded und mir sinn wech vo di ganzn Laid und wos dann bassierd is, gäihd kann wos oo. – Wennsd wassd, wannsd vulle Kanne an Einsadz bringer moussd, kannsd dei ganz Lehm lang faulenzn und endschbanner.

Mehr zum Thema

Ernstfrieds Begegnung

Der Koffer

Höhlen

Datenflut im Dampfbad

Dies alles sind Zimmer

Unterm Hammer