Franz Grassinger holt bei Rallye einen von drei Tagessiegen

19.7.2016, 13:00 Uhr
Franz Grassinger holt bei Rallye einen von drei Tagessiegen

© Foto: privat

Eigentlich gehört seine Liebe den Zweirädern, hat Franz Grassinger doch im Motorradsattel seine größten Erfolge im Endurosport, das damals noch Geländefahren hieß, gefeiert. Deutscher Jugendmeister wurde er anfangs der 60er Jahre, 1967 gewann bei den Six Days im polnischen Zakopane Silber mit dem Team des ADAC Nordbayern und sogar Gold in der Einzelwertung. Eine schwere Knieverletzung beendete die Karriere jedoch frühzeitig. Ganz kann er die Hände aber nicht vom Gas- und Kupplungsgriff lassen, mit einem Oldtimer-Motorrad nimmt Grassinger – seinen inzwischen 70 Jahren angemessen – noch an Prüfungen im Gelände teil.

Das Auto des Vaters

Dass der Ammerndorfer, seit 1964 Mitglied und seit rund zwei Jahrzehnten Vorsitzender des 1. AMC Zirndorf, „sportlich“ ins Auto umgestiegen ist und erstmals eine Rallye bestritten hat, ist seinem zweiten Ehrenamt geschuldet. Seit acht Jahren obliegt ihm im Vorstand des ADAC Nordbayern das Ressort Touristik. Und da er vor zwei Jahren einen BMW 635 CSi, Baujahr 1980, erworben hat, „weil ich das gleiche Auto meines Vater schon in jungen Jahren gerne gefahren habe“, hat er das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden: mit einer Anmeldung für die ADAC Deutschland Klassik 2016 in Freiburg, richtet diese Oldtimer-Wanderfahrt 2018 doch der ADAC Nordbayern aus. „Und da kann es nicht schaden, wenn man sich informiert, selbst ein Bild davon macht, was auf uns als Organisator zukommt, auf was man alles achten muss.“

Die Rundkurse durch den Breisgau an den drei Tagen stellten keinerlei Anforderungen an die Fahrer, ist Geschwindigkeit doch kein Thema. Vielmehr ist Beschaulichkeit für das überall bestaunte „rollende Museum“ von 119 Oldtimern – die beiden ältesten waren ein Austin Twenty mit 50 PS von 1923 und ein Ford T Pickup mit 20 PS von 1925 – angesagt gewesen. Ein „Gebetbuch“, aus dem der Beifahrer bei „richtigen“ Rallyes den Mann am Steuer präzise mit allen Streckendetails versorgt, benötigte Tochter Angela Grassinger, in den 90er Jahren als Slalomspezialistin im DSV-Team im Welt- und Europacup unterwegs, jedenfalls nicht.

Das Kürzel WP im Streckenplan steht bei der „Klassik“ nämlich nicht für Wertungsprüfung, bei denen es beim sportlichen Wettkampf um Sekunden geht, sondern richtiger für Wanderpausen, um Sehenswürdigkeiten im Breisgau wie den Dom in St. Blasien, den Badischen Winzerkeller in Breisach oder das Orgelmuseum in Waldkirch zu besuchen. Und da war die Tochter, als Lehrerin in Österreich tätig, durchaus eine nicht nur willkommene, sondern auch wichtige Hilfe. Denn am Ende jeder Etappe mussten Fragen nach dem Gesehenen und Erlebten beantwortet werden, die ebenso wie zum Beispiel Bogenschießen und das Fahren und Bedienen eines Minibaggers für die Ermittlung des Tagessiegers und des Gesamtsiegers gewertet wurden.

„Da war sie besser vorbereitet als ich, wusste mehr“, räumte Grassinger unumwunden ein. Und so hatte sie großen Anteil daran, dass am Schlusstag Grassinger/Grassinger mit ihrem BMW als Sieger der Tageswertung verkündet wurden – „zumindest für mich völlig unerwartet, eine Sensation, waren wir doch erstmals bei so einer Veranstaltung dabei“.

Fehler vermeiden

Allerdings lieferte die Siegerehrung zugleich Anschauungsunterricht für die ADAC Deutschland Klassik 2018 in Nordbayern, wurde sie doch „leider durchgepeitscht“, weil sie terminlich mit dem EMSchlagerspiel Deutschland gegen Italien kollidierte – und dabei den Kürzeren zog. „Das wird uns nicht passieren, auch wenn 2018 parallel sogar die WM in Russland stattfindet“, ist sich Grassinger sicher. Im Bedarfsfall werde der Zeitplan der Siegerehrung mit dem Terminplan der Fußballer abgestimmt. Reisen, in aller Ruhe mit dem Auto, macht also nicht nur Spaß und bildet, es deckt auch Schwächen auf. Freiburg hat sich doppelt gelohnt: für Grassinger und den ADAC Nordbayern.

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