Freitags geschlossen

2.9.2010, 11:50 Uhr
Freitags geschlossen

© Mark Johnston

„Erhebliche Sparzwänge“, so verlautet aus dem Bürgermeister- und Presseamt, „und personelle Einsparungen bedingen leider die Änderungen der Öffnungszeiten ab 30. August 2010“. Aus 34 Stunden pro Woche sind nun 28 geworden. Außer „montags geschlossen“ heißt es nun auch „freitags geschlossen“, darüber hinaus ist an allen Tagen bereits um 16 bzw. 17 Uhr Feierabend. Bis zum Inkrafttreten der neuen Öffnungszeiten war es noch möglich, an Donnerstagen bis 20 Uhr das Museum im ehemaligen Ottoschulhaus aufzusuchen.

Der Stadtratsbeschluss steht — und mit ihm der Beschluss, zwei halbe Stellen im Stadtmuseum zu streichen. So verfügt Museumsleiter Martin Schramm nun über sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich lediglich vier Stellen teilen.

Angst geht um

Die Stimmung im Museum schwankt aktuell zwischen Bestürzung und Fassungslosigkeit. „Jeder von uns hat Angst, wen es als nächsten erwischen könnte“, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Schramm selbst äußerte gegenüber den FN, er finde es „schade, dass Haus ausgerechnet in dieser Phase einen weiteren Schließtag verkraften muss. Andererseits müssen wir die wirtschaftlichen Notwendigkeiten anerkennen“, so der 34-Jährige, der sein Amt als Museumschef und Stadtarchivar erst vor acht Wochen angetreten hat.

Das Stadtmuseum in der Ottostraße, das unter großer öffentlicher Beachtung Ende März seine Pforten öffnete, laufe gut. „Bislang hatten wir 3500 Besucher. Diese Zahl belegt für mich, dass das Haus gut angenommen wird.“ Zudem zeige die Mund-zu-Mund-Propaganda inzwischen erste erfreuliche Wirkungen.

Allein zum Auftakt der neuen Reihe „Abend-Kultur“ vor wenigen Wochen seien 40 Leute gekommen, eine Zahl, die der Kapazitäts-Obergrenze für Führungen entspreche. Schramm begründet die veränderten Öffnungszeiten des Stadtmuseums mit Sicherheitsaspekten. Da nämlich seiner Ansicht nach mindestens zwei Mitarbeiter anwesend sein müssen, um die Dauerausstellung und die gesamten Räume angemessen beaufsichtigen zu können, erfordere dies einen geschrumpften Öffnungszeiten-Plan.

„Keine weitere Streichung“

Eine Besucherumfrage ergab zudem, dass die mit Abstand größte Zielgruppe die Schulklassen sind und zu vorgerückter Stunde oft nur ein bis zwei Personen durch die Ausstellung laufen. Daher, so Schramm, sei es verkraftbar, dass an den Donnerstagen nicht mehr bis 20, sondern nur noch bis 16 Uhr geöffnet sei. Wenigstens an jedem ersten Donnerstag im Monat ist das Haus aber offen von 10 bis 22 Uhr. Schramm mit unverhohlen kämpferischer Note: „Mir geht es jetzt darum, auf jeden Fall die neuen Öffnungszeiten zu halten. Das setzt allerdings voraus, dass dem Museum keine weitere Stelle gestrichen wird.“

Dass die sprichwörtlichen zwei Seelen in ihrer Brust wohnen, verhehlt Maria Ludwig nicht. Die Fördervereins-Vorsitzende ist zugleich SPD-Stadträtin und hat den Sparbeschluss im Rathaus mitgetragen. „Ich hätte mir sehr gewünscht, dass gerade ein neues Museum nicht betroffen ist“, doch habe auch sie inzwischen einsehen müssen, „dass es, wenn die Stadt zum Sparen gezwungen ist, keine Ausnahmen geben kann. Die Haushaltslage lässt uns keine Wahl.“

Dass man nun auch an „den Stellschrauben des Museums drehen“ müsse, sei ein Vorgang, der im Förderverein selbst — aktueller Mitgliederstand: 66 — auf „großes Verständnis“ stoße, so Ludwig. Eine weitere Verknappung der Öffnungszeiten jedoch fände auch sie „sehr problematisch“. Vielleicht, fügt sie hinzu, ließe sich über ehrenamtliche Museums-Mitarbeiter das neu entstandene Defizit wieder ausgleichen.

Gleichwohl soll sich am Service und am museumspädagogischen Angebot des Stadtmuseums nichts ändern. Die neue Reihe „Abend-Kultur“ ist ebenfalls nicht in Gefahr. An jedem ersten Donnerstag im Monat geben sich ab 18 Uhr prominente Fürther die Ehre. Dabei reicht die Palette von Promi-Führungen durch die Ausstellung über Vorträge und Podiumsdiskussionen bis zu musikalischen, literarischen und kabarettistischen Veranstaltungen. Die Historikerin und ehemalige Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm führt die Besucher morgen zu ihren zehn Lieblingsobjekten der Dauerausstellung. Der Eintritt kostet 3, ermäßigt 2 Euro.

Die neuen Öffnungszeiten: montags und freitags geschlossen, dienstags bis donnerstags 10-16 Uhr, an jedem ersten Donnerstag im Monat 10-22 Uhr, samstag 13-17 Uhr, sonntags 10-16 Uhr. Weitere Infos unter www.stadtmuseum-ludwig-erhard.de