Freude über den heimlichen Tatort-Star aus Fürth

14.4.2015, 16:00 Uhr
Freude über den heimlichen Tatort-Star aus Fürth

© Foto: BR/Olaf Tiedje

Matthias Egersdörfer, immer wieder Matthias Egersdörfer. Dass der in Fürth wohnhafte Kabarettist im Tatort vom Sonntagabend mit seinen vergleichsweise kurzen, aber prägnanten Auftritten als Chef-Spurensicherer Michael Schatz gleich so eingeschlagen hat – Fürths Rathauschef erfüllt das am Tag danach hörbar mit Stolz. Ein Fürther stehe „im Mittelpunkt“, jubiliert Thomas Jung auf FN-Anfrage, „außerordentlich bemerkenswert“ sei dessen Rolle gewesen, erst „die richtige fränkische Note“ habe Egersdörfer dem Krimi gegeben.

Das lässt Jung großzügig darüber hinwegsehen, dass seine Stadt ansonsten noch eher unterbelichtet blieb. Aufnahmen aus der westlichen Innenstadt waren zwar zu sehen, von einer Autofahrt durch die Schwabacher Straße, auch die Pyramide aus der Ferne – aber erwähnt wurde Fürth nicht.

Ganz gelassen

Macht gar nichts, sagt der OB, „das sehe ich entspannt und gelassen, Dabeisein ist alles“. Zudem gehe er fest davon aus, dass im fränkischen Tatort „die zweitgrößte Stadt in Mittelfranken eine größere Rolle spielen wird“. Irgendwann jedenfalls, denn beim nächsten Mal, so viel hat der produzierende BR ja schon verlauten lassen, soll Würzburg als zusätzlicher Schauplatz zum Zug kommen.

In die Begeisterung über Egersdörfer stimmt auch Fürths Kripo-Chefin Martina Sebald ein. „Der Egersdörfer war richtig super, der hat’s rausgerissen“, sagt sie. Das war’s aber auch schon mit dem Lob von höchster polizeilicher Stelle – im Übrigen kam es, wie es Sebald zuvor schon befürchtet hatte: Sie und einige Kriminaler-Kollegen, mit denen sie am Sonntag gemeinsam vor der Glotze saß, mussten immer wieder „kollektiv aufstöhnen“. Über die vielen Polizei-Klischees und über Unrealistisches – wie eine aktive Mordermittlerin, die Probleme mit der Schusswaffe hat, und einen Hauptkommissar, der dem Täter selbst hinterher spurtet, während das eigens dafür ausgebildete SEK „wie ein aufgescheuchter Schwarm“ nebenher trabt.

Sebalds Fazit: „Es war schon viel Schmarrn dabei“. Im Gespräch mit Fürths Polizeichef Peter Messing sei sie sich am Montag in dieser Hinsicht völlig einig gewesen – und darüber, dass „wir schon wissen, warum wir uns beide den ,Tatort‘ sonst nie anschauen“.

Christian Ilg kann eigentlich noch gar nicht mitreden. Zwar lief der Tatort in nächster Nähe, doch der Chef des Babylon-Kinos spitzte nur zweimal kurz in den voll besetzten Kinosaal – und wachte ansonsten penibel über die Technik. Bei Live-Fernsehen sei es noch wichtiger als sonst, dass nichts hakt: „Das ist ja nicht wiederholbar.“ Für das Kino war es eine Premiere: Man hat hier schon Fußballspiele gezeigt, aber noch nie einen Tatort.

Etliche Zuschauer waren hinterher begeistert – was nicht verwundert, gibt es doch in anderen Städten längst Kneipen, die regelmäßig zum gemeinsamen Krimi-Schauen einladen. Auch Ilg kann sich so etwas vorstellen, will aber noch bei Stammgästen nachfragen, ob das auch funktionieren würde, wenn es kein Franken-Tatort ist. Kostenlos wäre der Eintritt übrigens auch beim nächsten Mal: Darauf bestehe die ARD. Ilg will sich die Premieren-Folge auf jeden Fall noch ansehen. Artikel zum Thema hat er deshalb lieber nicht fertig gelesen. . .

Da ist er wieder: „Restlos begeistert war ich vom Egersdörfer“, schwärmt Susanne Kramer, Leiterin des Fürther Bürgermeister- und Presseamts. „Und von dem Schauspieler aus Oberfranken, Andreas Schadt.“ Aber auch die beiden „Neigschmeckten“, die Ermittler, gefielen ihr. Zwar habe sie das Gefühl, „dass die Figuren noch zusammenfinden müssen“, doch das wird schon, ist Kramer sicher und hofft auf viele Fortsetzungen – „natürlich auch mal mit Fürth in der Hauptrolle“.

„Gleich ums Eck“

Ihr ging es wie vielen Zuschauern: Oft habe sie gar nicht auf die Handlung achten können, zu abgelenkt war sie von der Kulisse. „Ich wusste, dass die gleich bei mir ums Eck gedreht haben, am Mathildenberg.“ Dort setzt Kommissar Felix Voss seine Kollegin Paula Ringelhahn vor ihrer Wohnung ab. Das Straßenverkehrsamt hatte Kramer im vergangenen Jahr Bescheid gegeben, als das Produktionsteam um eine Drehgenehmigung bat.

Auch die Autofahrt durch die Schwabacher Straße und der Blick auf die Pyramide („von der falschen Seite aus“) entging Kramer nicht, die Hirschenstraße jedoch, durch die die Ermittler ebenfalls fahren, bemerkte sie nicht. „Ich muss mir das noch einmal genau ansehen . . .“

Um künftig mehr Filmteams auf Fürth aufmerksam zu machen, will das Presseamt – wie es die Kollegen aus Nürnberg schon getan haben – Fotomaterial von potenziellen Fürther Drehorten im Internet bereitstellen. Den Frühling und Sommer möchte Kramer für die Fotos nutzen. Eine Liste mit Ideen gibt es schon: „Sie wird immer länger!“

In der Mathildenstraße wird Paula Ringelhahn übrigens nicht zwangsläufig weiterwohnen: Für jede Folge wird das Produktionsteam neu zusammengestellt, sagt eine Sprecherin des BR. Da sei es kein Automatismus, dass die Kommissare dieselbe Wohnung „für alle Ewigkeit“ behalten. Matthias Brandt aus dem „Polizeiruf“ etwa sei schon etliche Male „umgezogen“.

3 Kommentare