Fridays For Future: Über Tausend protestierten in Fürth

12.4.2019, 16:06 Uhr
Mehr als 1000 Menschen kamen zur ersten "Fridays For Future"-Demo in Fürth.

© Hans-Joachim Winckler Mehr als 1000 Menschen kamen zur ersten "Fridays For Future"-Demo in Fürth.

Erwartet hatten die Veranstalter vom Bündnis Fridays For Future Fürth (FFF) 200 Teilnehmer. Entsprechend baff waren sie, als sich - nach Schätzung der Polizei - fünfmal so viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene dem Protestmarsch vom Paradiesbrunnen auf der Kleinen Freiheit bis zum Grünen Markt und zurück anschlossen. "Das ist spektakulär!", rief Anna Botzenhardt (18) vom Organisationsteam im großen Rummel. Und ihre Kollegin meinte: "Es fühlt sich mega an."

Nicht nur mit Sprüchen wie "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut" und "Wäre die Welt eine Bank, hättet Ihr sie schon längst gerettet", klagten die jungen Demonstranten an. Auch in ihren Reden nahmen sie Politiker, Industriebosse und generell die Erwachsenen in die Pflicht.

Julius Mehl (19) beispielsweise, Mitglied des Organisationsteams und ehemaliger Schliemann-Schüler, prangerte in seiner Rede an, Deutschland sei, anders als viele Menschen glaubten, alles andere als ein Vorreiter bei der Energiewende. Nach einem Report des Weltwirtschaftsforums liegt die Bundesrepublik im globalen Vergleich tatsächlich abgeschlagen auf Platz 17. Doch das könne besser werden, meinte Mehl, wenn die Politik den FFF-Forderungen Folge leiste, etwa mit einem Kohleausstieg bis 2030.

Anfang der Woche hat die Fridays-For-Future-Bewegung in einem Grundsatzpapier ihre Ziele erstmals konkretisiert. Bis 2035 soll Deutschland demnach beispielsweise komplett durch erneuerbare Energien versorgt werden, bis Ende dieses Jahres ein Viertel aller Kohlekraftwerke und bis 2030 alle Kohlekraftwerke ausgeschaltet werden.

Außerdem verlangen die Klimaaktivisten die Einführung einer CO2-Steuer auf klimaschädliche Produkte und Dienstleistungen, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Lebensmittel, Treibstoffe, Fernflüge und vieles mehr würde sich dadurch teils empfindlich verteuern. Ein "Preis für Kohlendioxid" sei richtig, der dürfe aber natürlich nicht darauf hinauslaufen, sagte Mehl am Rand der Demo, dass sich nur noch reiche Leute bestimmte Dinge leisten könnten. "Da muss man einen Ausgleich finden."

Unter den Demo-Teilnehmern befanden sich - zur Freude der Organisatoren - auch zahlreiche Kinder und ältere Leute wie Marion Crozat (65), die ein Schild mit der Aufschrift "Omas for Future" trug und erklärte: "Ich musste da heut mal mit, denn ich bin so wütend auf die Politik, schon wegen dieses unsäglichen Dieselskandals." Ein Sechstklässler vom Helene-Lange-Gymnasium erklärte seine Anwesenheit mit dem Satz: "Unsere Erde schenkt uns unser Leben, da sollten wir ihr was zurückschenken." Und ein Zehnjähriger mahnte in seiner kurzen Ansprache am Grünen Markt: "Wir müssen den Politikern klarmachen, dass nicht alles ganz normal weitergehen kann."

Katrin Valentin, Gründerin der Initiative "Families for Future", die am 3. Mai (16 Uhr, Dreiherrenbrunnen) nach einer ersten Familien-Demo für den Klimaschutz vor einer Woche zum zweiten Mal in Fürth auf die Straße gehen will, ermunterte ihre jungen Zuhörer, die das mit Applaus quittierten: "Gebt nicht auf, die Zeit ist reif." Dass sich die Dinge ändern lassen, zeige sich doch am jüngsten Erfolg des Volksbegehrens für den Artenschutz, das nun Gesetz werde.

"Das bewegt mich wirklich"

Heidi Flory, Gesamtpersonalratsvorsitzende der Stadt Fürth, die gerade Mittagspause machen wollte, als der Protestmarsch am Rathaus vorbeizog, zeigte sich beeindruckt von der Größe der Demo. "Das bewegt mich jetzt wirklich", sagte sie, "das find ich klasse, denn ich hätte nicht gedacht, dass die Jugendlichen so politisch sind." Die häufig geäußerte Kritik an den Freitagsdemos, dass Schüler sie nur als Vorwand nutzten, um dem Unterricht unerlaubt fernzubleiben, sieht Flory gelassen. "Das ist doch eine Art ziviler Ungehorsam", meinte sie, "und den braucht´s manchmal einfach, um gehört zu werden."   

Im konkreten Fall, an diesem Freitag direkt vor den Osterferien, allerdings  hatten viele Schulen den Unterricht früher beendet. Die Schüler konnten somit an der Demo teilnehmen, ohne den Unterricht zu schwänzen.  

 

 

 

  

 

 

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