Friedrich war’s, nicht Eduard

20.3.2014, 21:00 Uhr

Vor einem Jahr verschlug es Heidrun Proschek nach Fürth. Ihre Tochter lebt in Nürnberg, und bei einem Spaziergang durch die Kleeblattstadt las sie mit Erstaunen eine Tafel am Portal des Rathauses: Eduard Bürklein, steht dort, sei der Architekt des Fürther Wahrzeichens. Dabei steht fest, dass sein älterer Bruder Friedrich das Gebäude geplant hat, sagt Proschek. Friedrich Bürklein ist ihr Ur-Ur-Opa.
Beim Vortrag von Peter Frank kam Proschek allerdings selten zu Wort. Frank brannte darauf, mit Indizienbeweisen aufzuzeigen, warum Friedrich Bürklein und niemandem sonst die Ehre gebührt, als Architekt und Baubetreuer des Fürther Rathauses öffentlich benannt zu werden. Seinen 20 Zuhörern präsentierte er Material, auf das er in gut drei Monaten Recherche im Stadtarchiv gestoßen war. Damit belegte der 70-Jährige, dass der offenbar hoch begabte Friedrich Bürklein den Namen seines Bruders nur ausgeborgt hatte, um bei dem Wettbewerb um den besten Entwurf für Fürths erstes Haus am Platz mitmachen zu können.
An dieser Stelle kommt Friedrich von Gärtner ins Spiel, einer der namhaftesten Architekten im bayerischen Königreich. Seine begabtesten Schüler, er soll insgesamt 70 ausgebildet haben, waren 1837 aufgefordert, Entwürfe für Fürths Rathaus einzureichen. Friedrich Bürklein hatte ein Problem: Er war kein Schüler mehr, sondern mittlerweile Bauinspektor in Gärtners Büro in München. Um trotzdem am Wettbewerb teilnehmen zu können, so Frank, reichte er seine Pläne unter dem Namen seines Bruders ein.
Dass es nicht einfach war, das später wieder geradezurücken, zeigte der Referent anhand eines Schreibens vom August 1838. In bestechend schöner Sütterlin-Handschrift bittet Friedrich Bürklein höflichst, ihn mit seinem richtigen Taufnamen anzusprechen, da ich nur aus Gründen der Bescheidenheit den Namen meines Bruders Eduard geborgt habe.
Frank präsentierte außerdem eine Bewerbung von Eduard Bürklein als Fürther Stadtbaurat, in dem er 1843 schreibt, den von seinem älteren Bruder erfundenen Bauplan für das Rathaus zu Fürth zum Teil mit zu bearbeiten... Zu Friedrich Bürklein erfuhren die Zuhörer auch, dass er am 30. März 1813 in Burk bei Dinkelsbühl als Sohn eines Lehrers und einer Erzieherin geboren wurde, die ihn im Zeichnen unterrichtete. Beschreibungen Bürkleins zitierte Frank so: Er war als Mensch und Künstler von seltener Anspruchslosigkeit, ein liebenswerter Gesellschafter und höchst uneigennütziger Geschäftsmann. Letzteres führte dazu, dass er häufig seinem Honorar hinterherjagen musste.
Zudem verriet Frank viele Details über das Rathaus. Da er 45 Jahre lang in der Stadtverwaltung tätig war, kennt er das Gebäude genau. Ihm zufolge lag hinter dem Balkon an der Königstraße ursprünglich der Ratssaal: Waren Entscheidungen zu treffen, konnten die gleich vom Balkon herab verkündet werden.
Frank schilderte auch, wie schwierig es für Friedrich Bürklein als Bauleiter war, bei Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen die prachtvolle Gestaltung des Eingangsbereichs durchzusetzen. Bäumen, das lässt sich belegen, war darüber so verärgert, dass es nach Bezug des Südflügels an der Königstraße 1844 keine feierliche Einweihung gab.
Peter Frank appelliert an die Stadt, den Architektennamen auf der Tafel am Rathaus und in der U-Bahn-Station zu ändern. Der Fehler ist bekannt und sollte endlich korrigiert werden. Es gebe sogar Personen, die die Kosten dafür übernehmen würden. Auf einer Infotafel, die seit 2007 im Technischen Rathaus der Stadt Fürth hängt, sei alles richtig dargestellt und zu lesen: Friedrich Bürklein ... hat das Rathaus zunächst unter dem Namen seines Bruders Eduard 1837/38 geplant...

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