Frierend auf dem Friedhof: Fürther CSU will Heizstrahler

27.11.2020, 11:00 Uhr
Frierend auf dem Friedhof: Fürther CSU will Heizstrahler

© Hans-Joachim Winckler

Corona sorgt dafür, dass auch beim Abschiednehmen auf dem Fürther Friedhof gezählt werden muss: Weil die Sieben-Tage-Inzidenz im Stadtgebiet derzeit bei über 200 liegt, sind bei Bestattungen lediglich 50 Trauergäste zugelassen; das gilt ab einer Inzidenz von 100. Nur 20 von ihnen, in der Regel der engste Familienkreis, dürfen sich, mit Abstand, während der Zeremonie in der Aussegnungshalle aufhalten. Die übrigen 30 müssen davor im Freien ausharren und der Lautsprecherübertragung lauschen.

Um all das den Trauernden etwas erträglicher zu machen, hat die CSU-Fraktion nun beantragt, dass die Stadt fünf elektrische Heizstrahler installiert. Sie sollen unter der Überdachung vor der Aussegnungshalle angebracht werden und etwas Wärme spenden.

Ralf Meyer ist sich nicht sicher, ob die Strahler, die nur punktuell Hitze abgeben, die Situation sehr verbessern würden. Auch mit dem Denkmalschutz könnte es Probleme geben, sagt der Leiter des Standesamts.

Schlechte Ökobilanz

Dass die CSU mit ihrem Vorhaben die Situation der Trauernden in den Fokus rückt, findet der evangelische Dekan Jörg Sichelstiel gut. Nicht einfach hätten sie es im Moment. Die Idee mit den Heizstrahlern aber überzeugt ihn nicht – vor allem mit Blick auf die Ökobilanz. Gerade auf dem Fürther Friedhof, der grünen Lunge der Stadt, seien solche Strahler nicht angemessen. Das Anliegen, das hinter dem Vorhaben steht, lobt er aber ausdrücklich.

Sichelstiel bemüht sich zurzeit besonders um die Menschen, die einen Trauerfall verkraften müssen, versucht, ihnen zu helfen, wo immer es geht. Etwa, indem er die Angehörigen darauf hinweist, dass die Sitzordnung in der Aussegnungshalle nicht in Stein gemeißelt ist.

Auch wenn die Stühle weit auseinandergerückt stehen, dürfen sich Familienmitglieder aus dem gleichen Haushalt oder solche, die sich sehr nahe stehen – etwa Witwe und Sohn –, nebeneinander setzen. Die meisten Trauernden seien sehr verantwortungsvoll, so Sichelstiel.

Gute Atmosphäre

Ähnlich beobachtet das André Hermany, der bei den Trauerfeiern noch mehr als sonst versucht, eine gute Atmosphäre zu schaffen. Auch der katholische Dekan platziert Menschen, soweit möglich, zusammen, damit sie in ihrem Schmerz nicht alleine sind.

Sind Pandemie-Regelungen eher schwierig umzusetzen, sucht er nach Alternativen. Singen mit Maske beispielsweise ist zwar erlaubt – weil aber kaum etwas zu hören ist, wenn wenige mit einem Stück Stoff vor dem Mund singen, rät Hermany zu Instrumentalmusik.

Am Zweck von Heizstrahlern zweifelt er ebenfalls; fürchtet gar, sie könnten dazu verleiten, enger zusammenzurücken. Er rät deshalb zu einer dicken Jacke. Darin ließen sich die 20 Minuten, die die Zeremonie dauert, gut aushalten.

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