Frische Luft in Fürther Klassenzimmern

26.10.2020, 18:40 Uhr
Maske tragen und lüften - das soll in der Schule vor Viren schützen. Der Freistaat fördert nun Belüftungsanlagen und Sensoren für Kohlendioxid. 

© Foto: Gregor Fischer/dpa Maske tragen und lüften - das soll in der Schule vor Viren schützen. Der Freistaat fördert nun Belüftungsanlagen und Sensoren für Kohlendioxid. 

Der Freistaat will den Einbau technischer Apparaturen wie CO2-Sensoren und Belüftungsanlagen mit bis zu 37 Millionen Euro unterstützen. Das Ziel: Man will "infektionsschutzgerechtes Lüften" gewährleisten.

Sogenannte Kohlendioxid-Ampeln für die Klassenräume werden mit 7,27 Euro pro Schüler gefördert. Mobile Luftreinigungsgeräte mit Filterfunktion sind für Zimmer vorgesehen, die mangels richtiger Fenster nicht ausreichend gelüftet werden können – wie etwa Fachräume im Gebäudeinnern oder solche, die nur mit einem kleinen Oberlicht ausgestattet sind. Hier ist der Zuschuss auf 3500 Euro pro Zimmer begrenzt.

Bald Klarheit

Die Schulverwaltungen in Stadt und Landkreis Fürth sind gerade dabei, den Bedarf zu ermitteln. Der in Fürth zuständige Bürgermeister Markus Braun hofft bis Mitte der Woche auf eine Antwort aus den Schulen in Fürth.

Die flächendeckende Anschaffung der Sensoren für alle Schulen hält er für unproblematisch. Sie sind auf dem Markt verfügbar und einfach anzubringen. Die Geräte messen permanent den CO2-Gehalt in den Klassenzimmern und geben ein akustisches oder optisches Warnsignal ab, sobald ein kritischer Wert überschritten ist und die Fenster geöffnet werden müssen.

"Im Prinzip darf man sich hier zwar auch auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen. Aber vielleicht können die Apparate helfen, das regelmäßige Öffnen für alle nachvollziehbar zu machen", so Braun.

Gibt es Lieferengpässe?

Mehr Schwierigkeiten sieht er bei den Lüftungsanlagen. Er befürchtet, dass es bei den mobile Geräten durchaus zu Lieferengpässen kommen könnte. "Wir sind ja nicht die einzigen, die gerade welche haben möchten. Alle Schulen in Bayern wollen das jetzt", sagt er.

Der Freistaat mache ständig Ankündigungen, die eine hohe Erwartungshaltung in der Öffentlichkeit erzeugen, sich dann aber doch nicht so schnell umsetzen lassen. Die zuständigen Stellen vor Ort seien schließlich an Vergaberechte, die Ausschreibungsvorgaben und Lieferfristen gebunden.

Braun verweist auch darauf, dass die Anlagen durchaus ihre Schattenseiten haben und erheblichen Wartungsaufwand mit sich bringen. "Es gibt unterschiedliche Einschätzungen, was sie für das Raumklima bringen und was nicht, beziehungsweise unter welchen Bedingungen sie so arbeiten, wie sie sollen", meint der Referent.

Filter wechseln wichtig

So enthalten sie Filter, die konsequent gewechselt werden müssen. Werde das nicht fachgerecht erledigt, brächten die Geräte Viren unter Umständen eher in Umlauf, statt sie aus der Raumluft zu entfernen. Insgesamt geht Braun aber davon aus, dass man für die fast 1000 städtischen Klassenzimmer und die fensterlosen Fachräume einen Antrag auf Förderung stellen wird.

Im Landkreis ist ein Teil der Schulen wegen energetischer Generalsanierungen bereits mit dezentralen Lüftungen in den Klassenräumen ausgestattet. Hier besteht kein Bedarf mehr. Dazu gehört das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Oberasbach. Seine moderne Anlage saugt verbrauchte Luft ab und tauscht sie durch frische von draußen aus.

Fenster auf!

Trotzdem wird hier laut Schulleiter Uwe Laux in Corona-Zeiten alle 20 Minuten stoßgelüftet. Das sei noch wirkungsvoller als jede technische Vorrichtung. Ein paar CO2-Sensoren würde er trotzdem gerne haben, weil es dann für die Schüler eher verständlich wird, warum auch in der kalten Jahreszeit während des Unterrichts und in den Pausen die Fenster aufgerissen werden.

Keine guten Erfahrungen mit in Vor-Coronazeiten angebrachten CO2-Sensoren hat die Altenberger Grundschule gemacht. Durch die Licht- und Tonsignale beim Überschreiten des Schwellenwertes gerieten Kinder in Panik. Und weil sich die Fenster aus Sicherheitsgründen nicht sehr weit öffnen lassen, sprang der Alarm in manchen Schulstunden gleich mehrfach an.

Die Geräte wurden schließlich abgeschaltet, zumal sie nach dem Einbau einer äußerst leistungsfähigen Frischluftanlage nicht mehr gebraucht wurden. Sie wechselt die Luft in jedem Klassenzimmer dreimal pro Stunde komplett aus.