Frischzellenkur für die Bahnhöfe

1.2.2012, 13:00 Uhr
Frischzellenkur für die Bahnhöfe

© Stoffels

Oft sind es ja die kleinen Dinge, die Bahnfahrern das Leben schwermachen. Zum Beispiel in der Stadt Fürth. Dort fiel die Bahnhofstoilette vor über zwei Jahren dem Ausbau der S-Bahn zum Opfer.

Trotz aller Proteste blieb seither eine der mit über 10000 Fahrgästen täglich am stärksten frequentierten Stationen Bayerns ohne stilles Örtchen, was gestern dann auch dem Bundesverkehrsminister negativ auffiel.

Im Zweifelsfall, so Peter Ramsauer, sei so eine Toilette schließlich gar wichtiger als ein vernünftiger Wetterschutz. Und weil es bei seinem und Bahnchef Rüdiger Grubes Besuch in Fürth und der großen Schwesterstadt Nürnberg vor allem darum ging zu unterstreichen, wie viel Bund und DB doch am Ausbau der Bahn-Infrastruktur in der Fläche gelegen ist, wird Fürth nun demnächst wieder eine Toilettenanlage bekommen: Wenn man so will als kleine Weiterführung des noch zu Zeiten der Großen Koalition aufgelegten staatlichen Konjunkturprogramms, das jetzt nach knapp dreijähriger Planungs- und Bauzeit offiziell abgeschlossen ist.

Insgesamt 1,4 Milliarden Euro flossen in dieser Zeit zusätzlich in den Aus- und Neubau von Strecken wie etwa die künftige Schnellverbindung Nürnberg—Erfurt—Leipzig, den Ausbau von Güterumschlagterminals wie in Regensburg, Lärmschutzprojekte wie am Nürnberger Rangierbahnhof oder die Modernisierung von BahnEnergieanlagen. Für die Fahrgäste spürbar waren allerdings vor allem die 325 Millionen Euro, die in den Ausbau von Bahnhöfen gesteckt wurden. Zum Geld vom Bund hatte die DB nochmals 27 Millionen Euro aus Eigenmitteln zugeschossen, so dass bundesweit 352 Millionen Euro für Maßnahmen an insgesamt 2100 Stationen zur Verfügung standen.

Allein in Bayern flossen 57,3 Millionen Euro in die Sanierung von 250 Bahnhöfen, viele davon in Franken. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass es dabei vor allem um viele kleinere Investitionen ging. Große Einzelposten wie die energetische Sanierung und der Umbau des DB-Empfangsgebäudes in Würzburg für 2,1 Millionen Euro waren die Ausnahme.

Viele Einzelmaßnahmen

In erster Linie wurde hingegen an Dutzenden Stationen wie zum Beispiel entlang der Mainfrankenbahn und im erweiterten Nürnberger S-Bahn-Netz in sogenannte dynamische Schriftanzeiger investiert, um Reisende über Verspätungen zu informieren.

Zudem investierte die DB in das Erscheinungsbild mehrerer Bahnhöfe wie zum Beispiel entlang der Schnaittachtalbahn, erhöhte dort vorhandene Bahnsteige, erneuerte Wegeleitsysteme oder baute zusätzliche Aufzüge ein wie in Nürnberg-Dürrenhof oder am Nürnberger Hauptbahnhof. Allein hier summieren sich die Ausgaben für neue stufenfreie Zugänge zu den Bahnsteigen, Blindenleitsysteme, zusätzlichen Wetterschutz an den Bahnsteigen und verbesserte Sicherheit auf 3,7 Millionen Euro.

Laut Ramsauer hat das Konjunkturprogramm nicht nur Verbesserungen für die DB-Kunden gebracht, sondern auch vielen kleinen und mittelständischen Bauunternehmen vor Ort durch die Krise geholfen. Gleichzeitig lobte er die „deutliche Kurskorrektur“ bei der Bahn, die über Jahre hinweg wenig Interesse am Erscheinungsbild ihrer Stationen gehabt habe. Auch künftig dürfe der Bund nicht aufhören, massiv in den Ausbau des Verkehrsträgers Schiene zu investieren.

Bahnchef Grube kündigte in Nürnberg an, auch nach dem Ende des Konjunkturprogramms weiter in die Modernisierung von Stationen investieren zu wollen. „Im Rahmen unserer Kunden- und Qualitätsoffensive werden wir bis 2014 fast alle Bahnhöfe mit einem Wetterschutz ausstatten.“ Bis 2015 sollen zudem für 26 Millionen Euro an 2500 weiteren Bahnhöfen Reisenden-Informationssysteme aufgebaut werden.

Karl-Peter Naumann, Bundesvorsitzender des Fahrgastverbands Pro Bahn, lobte das Sonderprogramm. „Es müsste nun aber fortgeführt werden“. Die Frage sei jedoch, woher ohne Konjunkturprogramm das Geld für solche Maßnahmen kommen soll.

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