Westwinkel

Früheres Norma-Gelände: Finale für Fürths größtes Wohnbauprojekt

Wolfgang Händel

Leiter Lokalredaktion Fürth

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10.3.2022, 15:32 Uhr
Früheres Norma-Gelände: Finale für Fürths größtes Wohnbauprojekt

© Foto: Wolfgang Händel

Die Bebauung jenseits der Hansastraße ist weitgehend abgeschlossen, 190 Mietwohnungen werden hier im Endausbau entstanden sein, nur 38 davon, geplant in einem ökologischen Holz-Hybrid-Pilotvorhaben, fehlen noch. Nun geht es gegenüber in die Vollen: Im Winkel zwischen Hansastraße und Würzburger Straße baut das Evangelische Siedlungswerk Bayern (ESW) nun 45 Eigenheime, 43 davon Reihenhäuser und zwei Doppelhaushälften – allesamt in der heute vorherrschenden Würfelform mit Flachdächern unter dem anheimelnden Titel "Familiennest".

17 sind, wie es heißt, für "förderfähige Haushalte" reserviert, will heißen: Weniger Finanzkräftige dürfen auf staatliche Zuschüsse hoffen. Generell wolle man auch hier, so das erklärte Ziel des großen kirchlichen Bauträgers, die Kaufpreise niedrig halten. Was das in heutigen Zeiten bedeutet, wurde beim Spatenstich am Donnerstag deutlich – und es lässt den Zuhörer schwer schlucken: Um die 600.000 Euro sind für die Einheiten mit Flächen zwischen 107 und 122 Quadratmetern zu berappen; das gehe inzwischen schon als günstig im Raum Nürnberg durch – verrückter Immobilienmarkt.

Der erste Riegel Reihenhäuser wächst bereits in die Höhe.

Der erste Riegel Reihenhäuser wächst bereits in die Höhe. © Wolfgang Händel

Dennoch betonen ESW-Geschäftsführer Hannes Erhardt und Fürths Stadtoberhaupt Thomas Jung unisono, dass derartige Angebote dringend nötig sind – und dass sie stark nachgefragt werden. Die Verkaufszahlen scheinen das zu bestätigen: Nur noch zehn der Häuser sind Erhardt zufolge zu haben, obwohl noch kein einziges davon steht.

"Ambitioniertes Projekt"

In den nächsten Wochen nun sollen die Arbeiten hier richtig Fahrt aufnehmen, die Mauern eines ersten Reihenhausriegels wachsen nahe der Würzburger Straße schon in die Höhe. 2015 hatte das ESW den Zuschlag für den insgesamt 30.000 Quadratmeter großen früheren Sitz der Discounterkette Norma bekommen, die ins nahe Gewerbegebiet Hardhöhe West übersiedelte. 55 Millionen Euro investiert das Unternehmen nach eigenen Angaben in das Gesamtvorhaben, das den Namen "Westwinkel" bekam. Von einem "ambitionierten Projekt" spricht der OB und von einer "Aufwertung für die Stadt".

Auf dem Mietwohnungsareal ist zur Würzburger Straße hin allerdings noch ein breiter Streifen frei, der nicht dem ESW gehört. Dort möchte die gegenüber beheimatete Firma Uvex erweitern, irgendwann einmal. Ursprünglich war das zeitgleich zum Wohnbau geplant, der Firmenkomplex sollte auch als Schallschutz dienen. Doch Uvex hat das Vorhaben verschoben, wann es realisiert wird, ist ungewiss. Einstweilen wurde gegen den Lärm ein Wall an der Straße errichtet.

Thomas Jung ist vor allem deshalb voll des Lobes, weil hier in seinen Augen Vorbildliches in Sachen Stadtentwicklung geschieht: Raum sei sowohl für weniger Betuchte als auch für Menschen mit etwas mehr im Geldbeutel – diese Linie verfolge die Politik in Fürth generell. Man wolle, so Jung, keine Viertel nur mit Reichen hier und nur mit Ärmeren dort, sondern eine "Durchmischung von Bevölkerungsschichten", die auch zusehends gelinge. Das Stadtoberhaupt hält das aus sozialer Sicht für geboten, denn "nur wer miteinander lebt, entwickelt auch Verständnis füreinander".

Vertreter des ESW und der Stadt Fürth gingen beim Spatenstich ans Werk.

Vertreter des ESW und der Stadt Fürth gingen beim Spatenstich ans Werk. © Wolfgang Händel

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