Dauerleihgabe

Fürs Jüdische Museum: Silberne Zeitzeugen aus dem Fürther Nathanstift

23.11.2021, 10:55 Uhr
Museumsleiterin Daniela Eisenstein und OB Thomas Jung stellen die beiden Objekte in eine Vitrine im Treppenhaus des Jüdischen Museums

© Hans-Joachim Winckler, NN Museumsleiterin Daniela Eisenstein und OB Thomas Jung stellen die beiden Objekte in eine Vitrine im Treppenhaus des Jüdischen Museums

Zwei Kerzenständer, die ursprünglich aus dem Nathanstift stammen, wurden kürzlich dem Museum als Schenkung angeboten. Bald schon stellte sich heraus, dass die versilberten Objekte Eigentum der 1909 gegründeten Nathan-Stiftung sind. Nun kehrten sie als Dauerleihgabe der Stiftung ans Museum zurück und erhielten im Treppenhaus des Altbaus eine eigene Vitrine. In einer ausführlichen Erläuterung wird dabei auf die kleine Odyssee der Kerzenständer eingegangen.

Am 28. November 1909 wurde das Nathanstift eröffnet. Gestiftet hatte es der Fürther Rechtsanwalt und Philanthrop Alfred Louis Nathan, Spross einer angesehenen Bankiersfamilie. Die Geburtsklinik in der Tannenstraße gilt als bedeutendste Stiftung Nathans für die Stadt Fürth, das Haus war nach den modernsten medizinischen Standards ausgestattet . Bis zum Umzug ins Klinikum 1967 - dort heißt die Geburtsklinik inzwischen ebenfalls Nathanstift - kamen in dem imposanten Gebäude etwa 20.000 Fürther und Fürtherinnen auf die Welt.

Im Zuge von Umbauarbeiten in den achtziger Jahren sortierte das Fürther Klinikum alte Möbel und Gegenstände aus, die noch aus dem ehemaligen Nathanstift stammten und im Klinikalltag nicht mehr zu gebrauchen waren. Eine am Klinikum arbeitende Person, die anonym bleiben möchte, rettete die Kerzenständer vor der Entsorgung, behielt sie im Privatbesitz und übergab sie Anfang des Jahres an das Museum. Auf beiden ist eine Gravur zu finden: „Gestiftet von Marie Königsberger, Rosy und Sofie Nathan 28. November 1909.“ Sie waren, weiß Museumsleiterin Daniela Eisenstein zu berichten, im alten Nathanstift in Gebrauch. „Alfred Nathan hat sehr viel Wert auf Ästhetik gelegt. Das Gebäude entsprach nicht nur den medizinischen Standards, sondern war für ihn eine Art Gesamtkunstwerk.“ So gab es etwa einen gediegenen Konferenzraum, in dem sich auch die Nathanstiftung regelmäßig traf.

Als rechtmäßiger Besitzer übergab die Stiftung die beiden Objekte nun als Dauerleihgabe an das Museum. Oberbürgermeister Thomas Jung als Stiftungsvorsitzender betonte bei der Bestückung der Vitrine die Bedeutung des jüdischen Stifterwesens für Fürth, insbesondere Alfred Nathan, „weil eben viele Fürther Bürger im Nathanstift geboren wurden und noch geboren werden“. Jeder Gegenstand, der damit in Verbindung stehe, sei von besonderer Bedeutung.

Auch Museumsleiterin Daniela Eisenstein zeigte sich erfreut über die Dauerleihgabe. Es sei ein interessantes Beispiel, wie Geschichte vergessen werden kann. „Es gibt nämlich kaum etwas, was an Gegenständen aus dem Nathanstift übrig geblieben ist.“

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