Fürth: Das Lim-Haus wandelt sich zum Welthaus

28.10.2016, 06:00 Uhr
Fürth: Das Lim-Haus wandelt sich zum Welthaus

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Andreas Schneider steht die Freude ins Gesicht geschrieben. „Wir haben viele Jahre nach neuen Räumen gesucht“, sagt der Leiter des Fürther Eine-Welt-Ladens, der derzeit noch auf beengtem Raum in der Königstraße untergebracht ist. Fündig wurde Schneider nun in der Gustavstraße, wo das Limoges- und Limousinhaus (Lim) zum Jahresende schließen muss.

Statt bislang 40 stehen bald allein im Erdgeschoss 180 Quadratmeter zur Verfügung sowie weitere 110 im ersten Stock.

Weil der Weltladen, der seit 1981 in Fürth fair gehandelte Waren wie Kaffee und Schokolade verkauft, so viel Raum gar nicht benötigt, hat er Partner, die das Haus mit Leben erfüllen werden.

Die erste Etage bezieht das Bildungsreferat des Fürther Weltladens. Referentin Melanie Diller erhält ein Büro mit Tagungsraum für ihre Angebote rund um Globales Lernen und entwicklungspolitische Kampagnenarbeit. Damit ist endlich genügend Platz für die Besuche von Schulklassen, für Workshops und für Zukunftswerkstätten. Dillers „Eine Welt Station“ ist einer von 25 sogenannten Lernorten in Bayern.

Das Erdgeschoss belegt zu einem Teil der Weltladen mit seinem Sortiment, das heute 50 faire Kaffeesorten sowie Lebensmittel, Papeterie, Schmuck, Lederwaren und Kunsthandwerk-Produkte umfasst. Die andere Hälfte des Parterres wird das gemeinnützige Unternehmen Farcap in Beschlag nehmen. Inhaberin Elke Klemenz, die seit einigen Jahre faire und ökologische Mode in der Gustavstraße verkauft, muss mit ihrem Laden lediglich zwei Häuser weiter ziehen. Mit im Gepäck hat sie Azadi, ein Modelabel, das traditionelles indisches Design mit westlichem Flair vereinen soll. Noch wichtiger: Es eröffnet den Näherinnen – Mädchen und jungen Frauen in Indien, die Opfer von Kinderhandel und Zwangsprostitution geworden sind – die Chance auf ein besseres Leben.

Ein Café ist mit dabei

Ein kleines Café rundet das Angebot des Welthauses ab, von denen es in Bayern erst zwei Exemplare gibt – in München und in Landshut. Die Eigentümer des Gebäudes an der Ecke von Gustavstraße und Waagstraße ließen sich von dem Konzept rasch überzeugen, sehr zur Freude der neuen Mieter. Die haben vor, bis zur Eröffnung am Samstag, 4. März, noch einiges im Gebäude zu verändern. Im Erdgeschoss wollen sie die Küche ausbauen und die eine oder andere Wand entfernen, um mehr Platz zu schaffen. Nicht nur der Boden und die Beleuchtung, sondern das gesamte Erscheinungsbild des Raumes solle sich verändern. Auch der erste Stock wird umgebaut.

Finanziert werden die Arbeiten laut Schneider über Darlehen, kirchliche Zuschüsse, Spenden und womöglich mit Hilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Ein entsprechender Antrag ist jedenfalls auf dem Weg. Die Stadt Fürth, das hat der Stadtrat am Mittwoch einstimmig beschlossen, wird die Einrichtung ab 2017 mit jeweils 8000 Euro im Jahr unterstützen. Das Geld ist an die Bildungsarbeit gekoppelt.

Oberbürgermeister Thomas Jung schwärmt vom Welthaus als dem „Herz der Fairtrade-Stadt“, das bald an einer exponierten Stelle der Fürther Altstadt schlagen werde. Die Einrichtung, die mit ihren Waren und dem Bildungsangebot nicht dem Kommerz, sondern „höheren Werten und Ideen“ verpflichtet ist, so der Rathauschef, sei eine „absolute Aufwertung und ein Frequenzbringer“ für die Gustavstraße.

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