Fürth erinnert an den Holocaust

1.7.2016, 16:00 Uhr
Fürth erinnert an den Holocaust

© Fotos: Hans-Joachim Winckler

Es wären bei den weit über 1000 Ermordeten zu viele Stolpersteine – zudem sollte das Andenken nicht dem Schmutz der Straße ausgesetzt werden, gab die ehemalige Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde Gisela N. Blume zu bedenken. Sie hat vor Jahren selbst einen großen Beitrag zum Gedenken geleistet, als sie die Namen der Fürther Holocaust-Opfer auf einer Wand in der Halle des neuen israelitischen Friedhofs festgehalten hat.

Fürth erinnert an den Holocaust

Unterstützt wurde sie damals vom kürzlich verstorbenen Emil Elieser Höchster, an dessen Familie die neue Gedenktafel erinnert. Zusammen mit seinem Bruder Siegfried Schmuel konnte er 1937 aus Fürth fliehen und wurde später einer der zehn Ehrenbürger Jerusalems. Ihr Vater Simon Höchster war schon 1922 an den Folgen einer Kriegsverletzung gestorben. Martha, ihre Mutter, blieb im Haus des Schwiegervaters Kallmann Höchster in der Maxstraße 5 und kümmerte sich mit um dessen Öl- und Fettwarenfirma.

Auch Simon Höchsters Bruder Georg und dessen Frau Babette blieben im Elternhaus, während sie ihre Kinder Leo und Simon (benannt nach seinem Onkel) 1938 nach Amerika schickten, wo diese ihren Nachnamen zur besseren Aussprache in Hexter umwandelten. Martha, Gustav und Babette Höchster wurden 1942 ins polnische KZ Izbica verschleppt und ermordet. Kallmann Höchster starb ebenfalls 1942 unter schlimmen Verhältnissen im jüdischen Krankenhaus Fürths. Trotz dieser grausamen Wendung haben ihre Kinder nicht mit den fränkischen Wurzeln gebrochen. Zuletzt waren Angehörige der Familie Hexter 2014 in Fürth auf Spurensuche.

Ihrem Wunsch nach einer Erinnerungstafel am Elternhaus hat die Stadt umgehend entsprochen. Und es könnten noch mehr Tafeln werden, wenn Angehörige ehemaliger jüdischer Mitbürger dies möchten, betonte Oberbürgermeister Thomas Jung jetzt bei der Enthüllung vor zahlreichen aus Israel und den USA angereisten Familienangehörigen. An ihrer Spitze: Charles Hexter, der Sohn von Leo Höchster. An der Pforte des Hauses seiner Großeltern sind noch die Spuren der Mesusa zu erkennen, die das Gebäude und die Menschen dort schützen sollte. Auch die einstige Laubhütte im Hof ist noch zu erahnen. Zu den Freunden der Familie gehörten auch die Eltern des Fürther Ehrenbürgers Henry Kissinger: Louis und Paula.

Damit die Besuchergruppe nun am Grab der Angehörigen auf dem neuen israelischen Friedhof das Totengebet Kaddisch sprechen konnte, hatte der Fürther Rabbiner David Geballe zehn Männer aus der Gemeinde mitgebracht. Anschließend besuchten die Nachkommen die Synagoge.

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