Fürth: Ex-Höffner weicht Mix aus Wohnen und Gewerbe

12.4.2018, 06:00 Uhr
Fürth: Ex-Höffner weicht Mix aus Wohnen und Gewerbe

© RKW

Manche schüttelten ungläubig den Kopf: Schon wieder P & P! Das – in Fürth gefühlt allgegenwärtige – Immobilienunternehmen, das nun sogar das City-Center als Einkaufsadresse wiederbeleben möchte, hatte sich Anfang 2017 auch die Fläche des ehemaligen Möbelhauses Höffner an der Seeackerstraße gesichert. Bis Februar des vergangenen Jahres diente der Komplex zwischen Ronhof und Kronach übergangsweise als Unterkunft für Flüchtlinge, seit deren Auszug ist er verwaist.

Fürth: Ex-Höffner weicht Mix aus Wohnen und Gewerbe

© Hans-Joachim Winckler

Im Rathaus zeigte man sich in diesem speziellen Fall geradezu entzückt, dass P & P den Zuschlag bekam – denn wenn das Unternehmen hier seine Zelte aufschlägt, bleibt der Kommune einer ihrer Top-Gewerbesteuerzahler langfristig erhalten. Im Gespräch sei, so Wirtschaftsreferent Horst Müller gegenüber den FN, zum Schrecken der Fürther Stadtspitze zwischenzeitlich auch ein Umzug nach Nürnberg gewesen.

Weithin sichtbar

P & P, ein seit Jahren stark expandierendes Unternehmen, untermauert mit dem neuen Quartier auch optisch seine gewachsenen Bedeutung, die längst über die Region hinausreicht: Statt des gut versteckten und eher bescheidenen Firmensitzes in einer Nebenstraße der Fürther Südstadt soll es nun ein stattlicher, weithin sichtbarer Baukörper sein, direkt an der viel befahrenen Stadtautobahn.

An dieser entlang erstreckt sich laut Entwurf ein Gewerberiegel mit bis zu sieben Geschossen, der zugleich als Lärmschutzwall für die Wohnbebauung und eine Kindertagesstätte dahinter dienen soll. Die alten Gebäude werden abgerissen. Die Pläne des Berliner Architekturbüros RKW sehen zwischen der Seeackerstraße, einem angrenzenden Autohaus und dem Ronhofer Wäldchen im hinteren Teil acht ebenfalls mehrgeschossige Wohnhäuser mit einer Gesamtwohnfläche von rund 11.500 Quadratmetern vor.

Zu diesem Zweck müssen der städtische Flächennutzungsplan und der geltende Bebauungsplan geändert werden. Beide weisen das 30.000-Quadratmeter-Areal als "Sondergebiet großflächiger Einzelhandel" aus. Das allerdings dürfte kaum Probleme verursachen, denn Vorgabe der Stadt für die künftige Entwicklung war: kein reines Wohngebiet, kein großflächiger Einzelhandel, kein Möbelhaus mehr.

Wie das neue Gelände konkret aussehen wird, bleibt detaillierter Planung und Genehmigung vorbehalten. Man befinde sich, so Stadtplanungsamtsleiter Dietmar Most, "noch ganz am Anfang". Zu klären ist etwa, ob der Gewerberiegel tatsächlich so viel Schall schluckt, dass Wohnbebauung dahinter zulässig ist.

Einen Vorwurf des Bundes Naturschutz (BN) allerdings, den dieser am Dienstag per offenem Brief an den OB publik machte, konnte Most auf FN-Nachfrage schnell entkräften: Es sei keineswegs vorgesehen, "Gebäude bis an die Grenze des benachbarten Waldgrundstücks anzuordnen und das Ronhofer Wäldchen dafür auf einer Breite von 30 Metern zu roden", wie es im BN-Schreiben heißt.

Grund für den empörten Zwischenruf der Naturschützer: In einer Planskizze hatten sie eine "Baumfällzone" mit besagten 30 Metern Breite ausgemacht – dabei aber statt eines a ein ä gelesen. Denn tatsächlich ist an dieser Stelle der Sitzungsunterlagen eine "Baumfallzone" verzeichnet: Sie markiert laut Most den Abstand, den Gebäude zum vorhandenen Waldrand haben müssen, um vor umstürzenden Bäumen sicher zu sein.

Die Natur werde demnach nicht geschädigt, so Jürgen Tölk vom Umweltamt, sondern profitiere: Der heute noch als Parkplatz komplett versiegelte Streifen werde "angemessen durchgrünt"; zudem rücke die künftige Bebauung, verglichen mit dem heutigen Gebäudebestand, teils sogar etwas vom Wald ab.

Nur ein Missverständnis also – zum Glück: Denn es wäre kaum zu fassen, würden P & P und Stadt in Sachen Baumfällungen sehenden Auges für neuerliche Diskussionen sorgen.

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