Fürth feiert: XXL-Kärwaumzug sorgt für Erntedank-Spektakel

7.10.2018, 21:54 Uhr
Gut 130.000 Menschen waren beim Fürther Erntedankfestzug an der Strecke dabei.

© Hans-Joachim Winckler Gut 130.000 Menschen waren beim Fürther Erntedankfestzug an der Strecke dabei.

Die beiden Ochsen vor dem Gambrinus-Wagen des Bierführervereins Fürth 1892 wirken "voll gechillt". So beurteilt zumindest ein Neunjähriger am Straßenrand die Lage. Tatsächlich scheint die massigen Tiere nichts aus der Ruhe zu bringen. 2017 war das anders. Die Vorgänger des aktuellen Ochsenpaars gingen durch. Als sie wieder unter Kontrolle waren, lag eine Tierführerin mit gebrochenem Bein am Boden. Die Stadt hat danach die Sicherheitsvorschriften verschärft.

Jetzt marschiert ein Security-Mann neben dem Ochsen-Gespann. Und sowie vor Pferdekutschen vierbeinige Nervosität erkennbar wird, als etwa die Rappen vor dem Festwagen der Jungbäuerinnen aus dem Knoblauchsland hektisch tänzeln, ist das THW zur Stelle und fragt den Kutscher: "Steht der Wagen? Alles im Griff?" Zum Glück tanzt, auch bei den Sechs- und Achtspännern, kein Tier aus der Reihe.

Rettich, Radieschen, Mohrrüben und Meerrettich

Und so genießen alle Beteiligten das musikalisch bodenständig bis schmissig umspielte Brauchtumsschaulaufen. Über 90 Gruppen, Vereine und Musikzüge aus ganz Franken präsentieren sich. Mit „Hey-Ho-Rufen“ feuern die Zuschauer die Kärwaburschen Unterfarrnbach an, die auf ihrem Wagen das Baumaufstellen inszenieren. Großes Hallo löst das Stadelner Bauerntheater aus: Da schrubbt sich Mutti in der Zinkbadewanne sauber, während Vati ihr die Zehnägel schneidet. Die Fahnenschwinger Franken beeindrucken mit eleganten Wurf- und Auffangaktionen und diverse Erntedankfestwagen mit kunstvoll aufgetürmten Burgen aus Rettich, Radieschen, Mohrrüben, Meerrettich...

Neben den klassischen Erntedankkronen aus Getreide, Kürbis und Sonnenblumen erregt ein knochig anmutendes Exemplar aus Kren Aufmerksamkeit. Die Menge staunt über den Zigarre schmauchenden Ludwig Erhard und die Blondine an seiner Seite. Seine Frau? Nein, ein Double von Evi, Kurz, Vorsitzende der Stiftung Ludwig-Erhard-Haus. Und die Leute jubeln, als Fürths Vorzeige-Komödianten Volker Heißmann und Martin Rassau vorbeiziehen. Die rot-schwarze Lackierung des Pickups freilich, von dem die zwei Frackträger herabwinken, wirft schon mal Fragen auf: "Därffm die des"?

Polizei zieht positive Bilanz

Brotübergabe und Prolog vor der Ehrentribüne am Rathaus zelebriert erstmals Klaus Hoffmann von der Bühne Erholung 27. Nach 24 Jahren muss Kurt Albert, wie berichtet, passen, weil ihm seine Füße zu schaffen machen. Ein FN-Video, in dem der 76-Jährige den Prolog nochmal spricht, hat am Wochenende viele Menschen berührt. Die Bürgerstiftung Fürth bot an, ihn in der Rikscha die Zugstrecke entlangzufahren. Das Angebot bewegte Albert sehr, doch lehnte er dankend ab. Er sieht sich den Festzug heuer lieber im Fernsehen an. Vor Ort zu sein, ginge ihm zu nah.

Und sonst? Nun, kurz vor elf, der Festzug soll in der Südstadt gerade starten, geht ein Raunen durch die Zuschauerreihen beim Sparkassenhochhaus. Abschleppwagen angeln zwei Falschparker aus dem absoluten Halteverbot. "Oho, das wird teuer", feixt ein Herr. Er hat Recht. Polizeichef Michael Dibowski wird auf Nachfrage später die Zahlen nennen: 15 Euro Verwarnungsgeld plus knapp 200 Euro für den Abtransport. Man habe bis zur letzten Minute gewartet, noch vormittags versucht, die Fahrzeughalter zu erreichen. Ohne Erfolg.

Insgesamt zieht die Polizei aber eine positive Bilanz: 64 Abschleppmanöver, weniger als 2017. Davon abgesehen bleibt es ruhig und friedlich. Wenig zu tun hat auch das BRK. Von sieben Behandlungen rund um den Festzug spricht der stellvertretende Einsatzleiter Artur Sieder. Zwei Patienten wurden in die Klinik gebracht.

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