Erinnerungskultur

Fürth gedenkt Auschwitz - mit Musik, Lesungen und Diskussionen

26.1.2023, 14:00 Uhr
Das Orchester Ventuno – im Bild Mitglieder bei einem Konzert in St. Michael – spielt am Freitag Werke von Schostakowitsch und Bosmans.

© Foto: Hans-Joachim Winckler Das Orchester Ventuno – im Bild Mitglieder bei einem Konzert in St. Michael – spielt am Freitag Werke von Schostakowitsch und Bosmans.

„Gegen das Vergessen“ - so lautet das Ziel, das sich das Fürther Kammerorchester Ventuno gemeinsam mit dem nö Theater aus Köln gesetzt hat.

Zwei Schauspieler geben vier Nürnberger Jüdinnen und Juden, die während der NS-Zeit ihre leidvollen Erfahrungen niedergeschrieben haben, eine Stimme. nö macht seit mehr als zehn Jahren dokumentarisches Theater mit dezidiert politischem Impetus. Das Schauspieler-Netzwerk führt Interviews, besucht Orte, befragt Fachleute und entwickelt aus diesen Erfahrungen jeweils eine spezielle theatrale und ästhetische Form.

Die Texte werden verflochten mit Musik von Dmitri Schostakowitsch – es erklingt seine c-Moll-Kammersymphonie, eine Bearbeitung des 8. Streichquartetts – sowie der jüdischen, 1952 in Amsterdam gestorbenen Komponistin Henriëtte Bosmans – 1927 entstand ihr Streichquartett.

Schauplatz der musikalischen Lesung ist an diesem Freitag, dem Jahrestag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, der Ernst Kromwell Saal des Jüdischen Museums Franken (Königstraße 89), der Eintritt ist frei, empfohlen wird die Veranstaltung Besucherinnen und Besucher ab zwölf Jahren.

Die musikalische Lesung ist Teil von "Fürth gedenkt", der Gedenkwoche 2023 zur Befreiung des KZ Auschwitz. Erstmals initiiert wurde die Woche 2020, auch diesmal läuft sie als Gemeinschaftsprojekt von Echt Fürth, dem Fanprojekt Fürth, dem Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus, dem Jugendmedienzentrum Connect, Stradevia 907, dem Jüdischen Museum Franken sowie dem Stadttheater.

Zum Programm zählt eine Klang-Collage in der Rotunde der Adenaueranlage. Von Mittwoch bis einschließlich Freitag und jeweils von 10 bis 18 Uhr setzt das Ensemble des Stadttheaters mit seinen Stimmen Menschen aus Fürth und der Region, die während der Nazizeit verfolgt, in Vernichtungslager deportiert, ermordet oder in den Suizid getrieben wurden, ein Hör-Denkmal zum Innehalten, Hinhören und Gedenken.

Eine junge Generation von Jüdinnen und Juden meldet sich dieweil in hiesigen gesellschaftspolitischen Debatten selbstbewusst zu Wort – angesichts der virulenten Bedrohung des Antisemitismus keine Selbstverständlichkeit. Von den Kommunikations- und Politikwissenschaftlern Ruben Gerczikow und Monty Ott stammt das Buch "Wir lassen uns nicht unterkriegen. Junge jüdische Politik in Deutschland" – bei Echt Fürth (Waagstraße 3) stellen die beiden ihr Werk am Mittwoch um 19 Uhr vor.

Um ein weiteres Buch geht es am Donnerstag (Jugendkulturhaus Otto, Ottostraße 9, 19 Uhr) – mit einer Lesung aus dem 2014 erschienenen Buch "Du hast es besser als ich. Zwei Brüder im 20. Jahrhundert" des Sozialwissenschaftlers Frank Nonnenmacher. Während Nonnenmachers Vater, der Bildhauer Gustav Nonnenmacher, von der Mutter ins Pflegeheim gegeben wird, später als Pilot an der Front zum "hochdekorierten Fliegerhelden" avanciert und schließlich ein Leben lang sein Verdrängen des Massenmordes bereut, wächst der Onkel des Autors, Ernst, bei der Mutter in proletarischen Verhältnissen auf, gerät zunächst in ein halbkriminelles, kommunistisches Milieu, dann als Zwangsarbeiter ins KZ Sachsenhausen, um schließlich auch nach Kriegsende als "Asozialer" verleumdet zu werden.

Und welchen Beitrag können Games im Kontext von Erinnerungskultur leisten? Das Jugendmedienzentrum Connect (Theresienstraße 9) lädt zu Impulsvortrag und Diskussion ein – und zum Ausprobieren. Samstag zwischen 18 und 21 Uhr.

vnp

Keine Kommentare