Fürth: Keiner will den Funkmast haben

4.8.2017, 06:00 Uhr
Fürth: Keiner will den Funkmast haben

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Vier Jahre. Im digitalen Zeitalter ist das schon eine kleine Epoche. Immer mehr Nachrichten, Fotos und Videos werden per Smartphone verschickt; es hilft beim Schrittezählen, weiß, wie das Wetter wird, kennt die beste Bahnverbindung. Das Ding ist praktischer als ein Schweizer Taschenmesser.

Im Juli 2013 wollte die Telekom einen bisher nicht optimal versorgten Teil von Fürth, die Westvorstadt und Unterfürberg, fit machen für die Zukunft der mobilen Internetnutzung. UMTS- und LTE-Technik fehle dort. Aus der Gegend gebe es immer wieder Beschwerden, sagte eine Sprecherin damals. Ein 30 bis 35 Meter hoher Stahlbetonmast, bestückt mit Funkantennen, sollte das ändern. Die Hardenbergstraße 39 – das Grundstück gehört der Telekom – schien ideal. Für kurze Zeit.

Als nämlich Anwohner vom Bauantrag erfuhren, hatten sie schnell den Mast vor Augen, der die Villen, Einfamilienhäuser und Gärten in dem Viertel hässlich überragen würde. Empörte Briefe erreichten das Rathaus – und der Oberbürgermeister zeigte vollstes Verständnis: "Ich verstehe das Entsetzen", sagte er. "Das ist ein Wohngebiet, es ist völlig unpassend, dass da so ein hoher Turm rein soll." Fürs Ortsbild wäre er eine "Katastrophe". Die Stadt, versprach Jung, werde ihr Möglichstes tun, um diese zu verhindern.

Die Stadtverwaltung fing an, selbst nach einem Standort zu suchen. Und erntete im Herbst 2016 den nächsten Aufschrei: Dass der Mast nun an der Unterfürberger Straße, auf einem unbebauten städtischen Grundstück in der Nähe der Bahnunterführung in der Breslauer Straße emporragen sollte, erzürnte die Unterfürberger.

"Fader Beigeschmack"

Bürger erinnerten daran, dass in der Kolberger Straße ein Wohngebiet entstanden ist, in dem viele Kinder leben. Offen wurde der Verdacht geäußert, der Stadtspitze seien die wohlhabenden Anwohner der Westvorstadt schützenswerter als die Durchschnittsbürger. Die Sache habe einen "faden Beigeschmack", schrieben Leser.

Den wollte die Stadtspitze unbedingt wieder loswerden. Und suchte erneut. Das Ergebnis wurde jüngst im Umweltausschuss präsentiert. Ob es ein Happy End gibt, ist fraglich.

Gerne hätte die Stadt den Mast nahe an Bäume herangerückt, wo er weniger auffallen würde. Das Grundstück der infra am Rand des "Streng-Parks" östlich der Parkstraße ist ihr Favorit – für die Telekom allerdings scheidet er aus: Funktechnisch sei er nur bedingt geeignet, die Datenübertragungsraten wären suboptimal. Zudem wäre der Bau dort, im Wasserschutzgebiet, wohl teurer, heißt es, da beim Errichten mit Problemen durchs Grundwasser zu rechnen sei. Auch Wasserwirtschaftsamt und infra lehnen den Standort ab.

Übrig bleibt Vorschlag Nummer vier: der Saatweg im Bereich des Fußgängerstegs. Die Telekom hält ihn für geeignet. Die Leitlinien des Runden Tisches Mobilfunk, der darauf achtet, ob "sensible Einrichtungen" wie Kitas in der Nähe sind, sind laut Umweltreferat erfüllt. Die Frage aber ist: Wie werden die Bürger reagieren?

Man habe versucht, einen möglichst verträglichen Standort zu finden, sagt der OB. Auch die Telekom sei um eine gute Lösung bemüht. Die Suche aber sei schwierig. Und generell verhindern könne das Rathaus den Mast nicht. Schließlich ist der Ausbau des Mobilfunknetzes auch politisch gewollt. "In Zukunft werden wir noch mehr solche Konflikte haben", vermutet Jung: Immer größere Datenmengen sollen immer schneller ankommen. Ohne Antennen geht das nicht.

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