Fürth: Pfarrer Zuber verabschiedete sich von seinem Publikum

4.3.2016, 11:00 Uhr
Fürth: Pfarrer Zuber verabschiedete sich von seinem Publikum

© Foto: Sebastian Balcerowski

In der Rückschau auf sein Leben hat Volker Zuber den Hafen von Wismar im Blick: Dort hatte ihn die Sehnsucht nach der Ferne und nach Freiheit gepackt, denn Sozialismus habe er nicht in der DDR, sondern nur bei Willy Brandt oder Helmut Schmidt gefunden.

Seine Eltern waren Ärzte und standen der Kirche fern. Durch einen Zufall fand Zuber das Buch „Die Brücke zum Jenseits“ im häuslichen Bücherregal, seitdem fesselten ihn die Themen, die sich auch durch seine Vorträge zogen: Sinn und Glaube, Grenzerfahrungen wie Nahtod, Spiritualität und Gottesbilder. Als Esoteriker möchte Zuber nicht gesehen werden, eher als Mystiker.

1966 ließ er sich taufen und konfirmieren, drei Jahre später lernte er seine heutige Frau kennen. Der Vater zweier Söhne wurde 1977 ausgebürgert. Zuvor studierte er Theologie in Leipzig im Umkreis von Pfarrer Christian Führer. Nach Stationen in München und Bamberg ist er froh, in Fürth geblieben zu sein, und sagt: „Heimat ist mir wichtiger als Karriere. Ich lebe mein Leben und nicht das der anderen.“ An der heutigen Welt kritisiert Zuber die Schnelllebigkeit, die zu Lasten der Menschlichkeit gehe. Sein Gedankenexperiment: Ein Bauer, der im Jahr 1000 für 500 Jahre einschläft, könne sich 1500 nach ein paar Tagen relativ gut zurechtfinden, ganz anders wäre es, wenn er 1500 einschliefe und 2000 erwachen würde.

Allzu leichtfertig werden für Zuber geschlossene Grenzen gefordert, aber heute könnten junge Leute das nicht mehr verstehen, was er in der DDR erlebt habe. Zuber fordert die über 100 Zuhörer zu Achtsamkeit und Staunen auf. Er selbst möchte hinter die Dinge blicken auf die „weiche Wirklichkeit“, wie er es ausdrückt. Er ermutigt das Publikum, sich selbst zu relativieren. Mitmenschen zu achten und zu lieben sei besser, als sein – oft vermeintliches – Recht durchzusetzen. Am Ende seines Vortrags applaudierten die Zuhörer im Stehen. In der Pause standen Zubers Kollegen Jörg Sichelstiel und Hans-Ulrich Pschierer am Sektausschank. Auch OB Thomas Jung erhob sein Glas. Heinzrolf Schmitt engagierte Rainer Grasser, der „My Way“ von Sinatra sang. Zuber ließ sich sichtlich verlegen in den Arm nehmen und meinte schließlich: „Ich weiß gar nicht mehr, was ich sagen soll.“ In den nächsten Jahren will Zuber an einem Buch arbeiten, das die Ideen seiner Vorträge bündelt. „Aber eigentlich“, so der Pfarrer, „schaue ich lieber in Ihre freundlichen Gesichter als auf weiße Seiten.“

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