Fürth plant Ausstellung zum Weltkriegsbeginn 1914

5.11.2013, 19:00 Uhr
Fürth plant Ausstellung zum Weltkriegsbeginn 1914

© Stadtarchiv

Zehn Millionen Soldaten fielen zwischen 1914 und 1918 auf den Schlachtfeldern der Welt: im Nahen Osten und in Afrika, auf den Weltmeeren, in Ostasien, vor allem aber in Europa. Dazu ist in den Geschichtsbüchern von sieben Millionen Zivilisten die Rede, die ums Leben kamen.

Anders als im Zweiten Weltkrieg fielen keine Bomben auf deutsche Städte, trotzdem brach für die Deutschen schon bei Kriegsbeginn — gerade auch in Fürth — „die bisher bekannte Welt zusammen“, wie Museums- und Archivsleiter Martin Schramm sagt. Tausende Familien, betont er, mussten ihre Väter und Söhne in den Krieg ziehen lassen — nicht selten ohne Wiederkehr. Das Alltagsleben änderte sich radikal. So sei mit Kriegsbeginn „quasi von einem Tag auf den anderen“ die exportorientierte Fürther Wirtschaft in die Knie gegangen. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten mussten große Teile der Bevölkerung Hunger leiden.

Für Schramm sind diese drastischen Auswirkungen und damit das Leid, das der Krieg brachte, die Gründe, ab Oktober 2014 eine Sonderausstellung zu zeigen. Allerdings ist er dabei auf die Mithilfe der Fürther angewiesen. „Die Bestände des Stadtarchivs beschränken sich im Wesentlichen auf Verwaltungsunterlagen“, sagt Schramm; Dokumente also, zum Beispiel über das Einziehen von Soldaten oder zu Spionage oder auch Sabotageakten.

Diese Papiere seien für die breite Bevölkerung nur bedingt interessant, findet der Museumsleiter. Viel eingängiger als „Texttäfelchen“ sei etwas „fürs Auge oder sogar zum Anfassen“. Schramm ist daher auf der Suche nach Fotografien und Gegenständen aus der Zeit des Weltkriegs; Soldatenutensilien etwa wie Uniformen, Waffen, Orden oder Feldgeschirr, aber auch Alltagsdinge, die einen Eindruck vom Leben an der „Heimatfront“ verschaffen — und natürlich Feldpostbriefe. Wer dies möchte, kann seine Sammlerstücke dem Archiv auch dauerhaft überlassen, damit sie dort für die Zukunft erhalten bleiben.

Verlorene Sammlung

Ein Auge hat Schramm auf die Kriegssammlung des jüdischen Fürthers Theodor Bergmann geworfen. Der Unternehmer hatte bereits während des Krieges damit begonnen, Gegenstände zusammenzutragen. Allerdings soll sein Nachlass mit 100000 Einzelstücken „zerstreut“ worden sein. Schramm hat die Hoffnung aber nicht aufgegeben, dass zumindest Teile der Bergmann-Sammlung wieder auftauchen.

Einige Dutzend Gegenstände für die geplante Ausstellung mit dem Titel „Der Sprung ins Dunkle“ hat Schramm bereits gefunden — eher zufällig im eigenen Archiv in Schloss Burgfarrnbach. Schon immer hatte er sich gefragt, welche Bedeutung die Teller, Siebe, Backformen und Kerzenständer aus Metall hatten, die — unbeschriftet — ein Regal im Schloss füllen. Schließlich war es eine Praktikantin, die ein noch nicht eingescanntes Foto fand, auf dem just diese Gegenstände und viele mehr zu sehen waren, überschrieben mit den Worten: „Metallsammlung Fürth 1915“. Weitere Fotos zeigten, dass die Fürther Berge von Haushaltsgegenständen abgegeben hatten, damit diese eingeschmolzen und zu Kriegsgerät verarbeitet werden konnten. Ein paar Dutzende haben im Stadtarchiv überdauert.

Wer Gegenstände zur Ausstellung beisteuern möchte, kann mit dem Archiv unter Telefon (0911) 975343 oder E-Mail an arch@fuerth.de Kontakt aufnehmen.

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