Ambitionierte Ziele

Fürth: Radverkehr soll sich verdoppeln

6.8.2021, 20:00 Uhr
Um die städtischen Klimaschutzziele zu erreichen, muss der Anteil der Radler am Gesamtverkehr deutlich zunehmen – die Stadt plant eine Verdoppelung bis zum Jahr 2035.

© NN Um die städtischen Klimaschutzziele zu erreichen, muss der Anteil der Radler am Gesamtverkehr deutlich zunehmen – die Stadt plant eine Verdoppelung bis zum Jahr 2035.

Die Stadt macht weiter ernst in Sachen Klimaschutz: Kürzlich erst rief sie das Ziel aus, bis spätestens 2040 klimaneutral zu sein. Nun hat sich der Stadtrat in einem „Grundsatzbeschluss“ auf die Fahnen geschrieben, den Radverkehr bis zum Jahr 2035 zu verdoppeln.

Was das bedeutet, wird am sogenannten Modal Split ersichtlich, also an der Verteilung des Gesamtverkehrs: In Fürth liegt der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (Autos, Motorräder) bei 51 Prozent; die Fußgänger machen 23 Prozent aus, der ÖPNV 16 Prozent und die Fahrradfahrer zehn Prozent. Bis 2028 sollen aus den zehn Prozent Radlern 15, bis 2035 dann 20 Prozent werden.

"Das schaffen wir mit Sicherheit"

SPD-Stadtrat Maurice Schönleben nennt das ein „sehr ambitioniertes Ziel“, das aber konsequent sei angesichts der städtischen Klimaziele. Auch CSU-Fraktionsvorsitzender Maximilian Ammon sieht in der Verdoppelung des Radverkehrs eine „gute Sache“ und gibt sich optimistisch: „Das schaffen wir mit Sicherheit.“ Natürlich begrüßt Grünen-Stadtrat Harald Riedel ebenfalls die Zielsetzung, legt aber auch den Finger in die Wunde mit der Feststellung: „Das wird nur mit Push- und Pull-Maßnahmen gehen.“

Was damit gemeint ist, wird auch im Grundsatzbeschluss genannt: einerseits „Einschränkungen im motorisierten Individualverkehr und andererseits Attraktivitätssteigerungen in der Infrastruktur des Umweltverbundes“. Heißt nichts anderes als: ÖPNV und Radfahren sollen attraktiver, Autofahren hingegen soll unattraktiver werden.


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Wie sehr wird man den Autofahrern wehtun müssen? Auf diese Frage gibt Baureferentin Christine Lippert im Gespräch mit den FN eine Antwort, die Autofahrer gern hören werden: „Ich glaube nicht, dass es in Fürth so sehr wehtun wird.“ Zwar wird die Stadt die Parkgebühren in der Innenstadt erhöhen, kündigt Lippert an. Oder sie wird auch weitere Radschutzstreifen auf den Straßen ausweisen, „was nur zulasten des motorisierten Individualverkehrs gehen kann, da die Straßen ja nicht breiter werden“.

Andererseits aber gehe es vor allem darum, künftig den „Straßenraum besser zu nutzen“. Am Beispiel der Schwabacher Straße: Wird ein Fahrstreifen weggenommen, so soll dies kompensiert werden durch optimierte Ampelschaltung oder Links-Abbiege-Bereiche, so dass sich der Verkehrsfluss deutlich verbessert. Die Schwabacher Straße sei ein gutes Beispiel für den „behutsamen Rückbau von Infrastruktur für den Kfz-Verkehr“, wie ihn der Grundsatzbeschluss vorsieht.

Größere Belastungen für Autofahrer, etwa eine City-Maut oder weitergehende Beschränkungen der Fahrt in die Innenstadt, sieht Lippert aktuell nicht auf die Fürther zukommen.

Klar ist: Was getan werden muss, um die Verdoppelung des Radverkehrs zu erreichen, wird im Detail erst noch analysiert werden. Aktuell wird am neuen Radverkehrskonzept gearbeitet, das ein möglichst lückenloses Radwegenetz mit Haupt- und Nebenrouten beinhaltet und bis Anfang 2022 vorliegen soll.

Holt Fürth den Titel "fahrradfreundliche Kommune"?

Dieses Konzept geht ein in die Überlegungen zum Verkehrsentwicklungsplan (VEP), in dem die großen Linien für den künftigen Verkehr in der Stadt skizziert werden. Vorliegen wird der VEP laut Baureferat wohl frühestens in zwei Jahren. Erst danach erfolgt die Feinplanung, wird festgelegt, welche Maßnahmen wo durchzuführen sind.

Aber natürlich wird die Verwaltung bis dahin nicht untätig bleiben. Denn viele nötige Maßnahmen stehen heute schon fest – etwa die Ausweisung von Fahrradstraßen oder der Ausbau von Radabstellanlagen. Außerdem will sich Fürth zertifizieren lassen als „fahrradfreundliche Kommune“, was bedeutet, dass die Stadt in ihren Anstrengungen nicht nachlassen darf.


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Um diesen Titel, der vom bayerischen Verkehrsministerium verliehen wird, bemüht man sich seit 2017. Nach einer Vorprüfung damals durch die „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommune in Bayern“, der 83 Landkreise, Gemeinden und Städte angehören, bekam Fürth „Hausaufgaben“, die abzuarbeiten sind – etwa für Winterdienst auf Radwegen zu sorgen oder einen Grundsatzbeschluss herbeizuführen, in dem konkrete Ziele für die Steigerung des Radverkehrs genannt werden. Das ist nun passiert. Entsprechend ist Baureferentin Lippert optimistisch, dass man den Titel nach der anstehenden Hauptprüfung im September tatsächlich erhält.

Was das überhaupt bringt? Zum einen sei der Titel ein „Zeichen nach außen“, das deutlich mache, wie wichtig der Radverkehr in Fürth genommen werde. Zum anderen profitiere man in der „Arbeitsgemeinschaft“ von den Erfahrungen anderer Städte.

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