Fürth: Schulen bekommen hunderte CO2-Sensoren

29.11.2020, 15:00 Uhr
Fürth: Schulen bekommen hunderte CO2-Sensoren

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Das Ergebnis: Die städtischen Schulen in Fürth brauchen rund 1000 CO2-Sensoren und 60 mobile Luftfilteranlagen. Erstere messen die Kohlendioxidbelastung in den Klassenräumen und geben ein optisches oder akustisches Signal ab, wenn der Kohlendioxid-Gehalt einen Grenzwert überschreitet. Dann heißt es: Fenster auf und frische Luft rein.

Die Apparate könnten "gerade in der kalten Jahreszeit zur Objektivierung des Lüftungsverhaltens beitragen", meint Bürgermeister Markus Braun, der in Fürth für die Schulen zuständig ist. Denn jetzt, so seine Erfahrung, werde den einen zu viel und den anderen zu wenig gelüftet. Wenn ein fester Grenzwert angezeigt wird, habe man einen objektiven Maßstab.

Die ersten 700 CO2-Melder hat die Stadt Fürth bereits bestellt. Das Problem: Weil alle bayerischen Schulen gerade solche Kohlendioxid-Ampeln haben wollen, ist die Lage auf dem Markt angespannt.

Noch vor der großen Welle bestellt

Fein raus ist da das Heinrich-Schliemann-Gymnasium: Mitte Oktober – noch vor der großen Welle – orderte Schulleiter Carsten Böckl 40 Geräte bei einer Nürnberger Firma. Gestern sind die Melder eingetroffen und werden in den nächsten Tagen aufgestellt. Finanziert wird die Anschaffung zu gleichen Teilen aus Spenden und dem staatlichen Förderprogramm.

"Wir tolerieren das", sagt Braun mit Blick auf das Vorpreschen der Schule. Denn alle anderen müssen sich gedulden. Erst am 15. Januar – so die Rückmeldung der Hersteller – ist mit der ersten Lieferung zu rechnen. Diese Geräte sollen dann so schnell wie möglich an die Schulen verteilt werden.

Schüler bauen die Melder selbst

Darauf will man in der Max-Grundig-Schule nicht warten. Hier hat man einen eigenen Weg gefunden, eine schnelle Versorgung mit CO2-Ampeln sicherzustellen.

Mobile Luftreinigungsgeräte mit Filterfunktion sind nach den Förderrichtlinien des Freistaats nur für Zimmer vorgesehen, die mangels richtiger Fenster nicht ausreichend gelüftet werden können – wie etwa Fachräume im Gebäudeinnern oder solche, die nur mit einem kleinen Oberlicht ausgestattet sind.

Stadt muss viel Geld investieren

Das ist in Fürths Schulen bei 60 Klassenzimmern der Fall. Die Kosten dafür belaufen sich, wenn man einen Preis von 5000 Euro pro Filteranlage zugrunde legt, auf 300 000 Euro. Auch wenn der Freistaat 3500 Euro pro Anlage beisteuert, muss die Stadt immer noch rund 90 000 Euro investieren. "Aber wir wollen das neue Förderprogramm nutzen und haben per dringlicher Anordnung das Ausschreibungsverfahren auf den Weg gebracht, damit wir so schnell wie möglich bestellen können", berichtet Braun. Denn auch bei den Lüftungsanlagen gilt das "Windhundprinzip". "Wer zuerst ordert, kommt auch bei der Lieferung als Erster zum Zug." Mit den Geräten rechnet er trotzdem erst im Februar oder März.

Braun warnt aber davor, mobile Filteranlagen als Allheilmittel zu sehen. "Sie können nicht alle Probleme lösen." Die Geräte saugen die verbrauchte Luft an. Diese wird dann gereinigt und wieder an die Umwelt abgegeben. Wenn die Filter aber nicht konsequent ausgetauscht werden, landen die Viren wieder in der Raumluft. Das Lüften bleibt nach Brauns Ansicht deshalb auch mit solchen Anlagen das wichtigste Mittel für einen effektiven Infektionsschutz.

Lüften ist doch möglich

Das Thema ist auch im Landkreis virulent. Hier bereitet das Landratsamt in dieser Woche für seine drei Gymnasien, die beiden Realschulen, das Förderzentrum und die Landwirtschaftsschule die Ausschreibung für die Bestellung von 170 CO2-Ampeln vor. Erst hatte man auch einen Bedarf von neun Filteranlagen angemeldet. Bei einer näheren Überprüfung hat sich aber herausgestellt, dass der Luftaustausch in den betreffenden Räumen doch durch Lüften möglich ist.

Die Kommunen wiederum kümmern sich um ihre Grund- und Mittelschulen:, wie bereits berichtet, den Antrag gestellt, Luftfilteranlagen anzuschaffen. Der Fokus lag dabei auf dem Schulzentrum Kreutles. In der Grundschule hatte in einem Klassenzimmer ein einwöchiger Probebetrieb stattgefunden. Der Test habe Rektorin Elke Wilhelm überzeugt, berichtete Markus Träger, geschäftsleitender Beamter der Stadt.

Zwei Knackpunkte

Die ausführliche Diskussion im Stadtrat offenbarte jedoch zwei Knackpunkte. So erfüllen weder die Grundschule mit ihren 16 noch die Mittelschule mit ihren 18 Räumen die Voraussetzungen für die Förderrichtlinien. Dafür müssen die bereits erwähnten "baulichen Lüftungsdefizite" vorliegen – allerdings können alle Räumlichkeiten in beiden Schulen gut gelüftet werden. Die Stadt müsste die Geräte also weitgehend aus eigener Tasche bezahlen. Bei Preisen von 2000 bis 4000 Euro pro Stück und insgesamt 34 Zimmern ein gewaltiger Batzen.

Dazu kam die Frage, wie ausgereift und effektiv die Geräte und ihre technischen Möglichkeiten eigentlich sind und was an Kosten für die Wartung zu kalkulieren ist. Die CSU wolle sich dem Thema nicht verschließen, sagte deren Fraktionssprecher Jürgen Schwarz-Boeck, "aber die Geräte müssen Sinn machen". Thomas Peter (FDP) warnte davor, nur aufgrund einer möglichen Förderung technisch nicht ausgereifte Geräte zu bestellen und riet dazu abzuwarten.

Auch für die Kindertagesstätten

Einig waren sich die Stadträte, die CO2-Ampeln anzuschaffen, und zwar nicht nur für die Schulen, sondern auch für die kommunalen Kindertagesstätten. Der Stückpreis für diese Geräte liegt zwischen 30 und 200 Euro. Erfreulich für die Stadtkasse: Der Kauf wird bezuschusst.

Die Grundschule Altenberg hat ihre bereits älteren Geräte unterdessen an die Pestalozzi-Grundschule in Kreutles weitergereicht – rund 15 Stück. Man brauche sie nicht mehr, erläuterte Rektorin Gabriele Eitel gegenüber den FN. Ihre Schule hatte mit Schadstoffproblemen zu kämpfen und heuer neue Lüftungsanlagen eingebaut bekommen. Diese funktionierten so gut, dass die CO2-Ampeln nicht mehr anschlügen, das hätten Tests ergeben.

Abwarten bei mobilen Geräten

In Kreutles sollen sie nun eingesetzt werden, bis die Neuanschaffungen eingetroffen sind. Was die mobilen Luftfilteranlagen angeht, beschloss der Stadtrat schließlich einstimmig, nur solche Geräte anzuschaffen, die förderfähig sind.

In Zirndorf hatte der Stadtrat, wie bereits berichtet, entschieden, sechs Geräte für maximal 30 000 Euro anzuschaffen. Und auch in Wilhermsdorf war sich der Gemeinderat einig, Luftfilteranlagen zu bestellen. Den SPD-Antrag ergänzte dort die CSU: Demnach sollen alle Klassenzimmer und Fachräume zusätzlich mit CO2-Sensoren ausgestattet werden.

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