Fürther Bildungsbeirat warnt vor den Corona-Folgen

10.8.2020, 16:00 Uhr
Die Pandemie hat Pädagogen in ihren Möglichkeiten stark beschnitten.

© Franziska Kraufmann/Symbolbild (dpa) Die Pandemie hat Pädagogen in ihren Möglichkeiten stark beschnitten.

Jüngst tauschten sie ihre Eindrücke aus. Sie stufen die Auswirkungen der Schutz-Maßnahmen als gravierend ein und befürchten, dass vor allem benachteiligte Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die es ohnehin schon schwerer haben, getroffen werden. In den Schulen blieben Nebenfächer, aber auch moderne Ansätze wie Gruppenarbeiten, Kooperationen mit Partnern oder Soziales Lernen auf der Strecke, heißt es in einem Schreiben des Beirats. Mit Bedauern stellten die Experten vor den Sommerferien fest, dass im neuen Schulalltag, in dem Abstandsregeln eingehalten werden müssen, Frontalunterricht wieder weit verbreitet sei.

"Für höhere Töchter"

"Das ist natürlich nicht das, was wir uns unter innovativer Pädagogik vorstellen", sagt Veit Bronnenmeyer, der das städtische Bildungsbüro leitet, auf FN-Nachfrage. Vieles, was zeitgemäßen und inklusiven Unterricht ausmache, sei weggefallen. Individuelle Förderung war kaum noch möglich, die Mitwirkung der Eltern indes besonders wichtig. Zudem standen den Lernenden oft nicht die nötigen Geräte oder Kompetenzen fürs digitale Arbeiten zur Verfügung.

Musikschulleiter Robert Wagner stellte in den letzten Monaten ebenfalls mit Bauchschmerzen fest, dass das Miteinander fehlte und manche Zielgruppen nicht mehr erreicht wurden. Zugespitzt formuliert er es so: "Was wir machen mussten, war Klavierunterricht für höhere Töchter."

Der Bildungsbeirat, der den Stadtrat berät, fordert, dass ein "umfassender Bildungsbegriff" nicht aus dem Blick geraten dürfe und die Diskussion anhalten müsse. Die beschränkten Methoden und Inhalte dürfen nicht zur Gewohnheit werden, mahnt auch Schulreferent Markus Braun: "Die soziale Schere in unserem Bildungssystem droht durch die Pandemie weiter aufzugehen." Man müsse gerade jetzt alles daran setzen, alle mitzunehmen.

Wie sich die Corona-Maßnahmen in Fürth ausgewirkt haben, soll nach dem Willen des Schulausschusses das Bildungsbüro bis zum Herbst untersuchen. Das Team nimmt Innovationspotenziale ebenso in den Fokus wie Hürden. Eine der Sorgen ist, dass der Schulabschluss und die berufliche Orientierung erschwert wurden, die Unterstützung bei Bewerbungsbemühungen fehlte. Genauso will man etwa herausfinden, was es bedeutete, dass Sport-, Kultur- und Freizeitangebote lange nicht oder kontaktlos stattfanden. Der Bericht soll außerdem überzeugende Konzepte vorstellen, die künftig hilfreich sein könnten – nicht nur bei einer zweiten Welle.

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