Verschobene Hochzeiten und Taufen

Fürther Brautpaare: Darum zögern sie noch beim Ja-Wort

24.7.2021, 16:00 Uhr
Fürther Brautpaare: Darum zögern sie noch beim Ja-Wort

© Archivfoto: Hans-Joachim Winckler

Drastisch eingebrochen waren die Zahlen in den evangelischen Kirchengemeinden in der Stadt und im Landkreis, wie Dekan Jörg Sichelstiel kürzlich bei der Dekanatssynode vermeldete. Dafür hatte man die Zahlen genau aufgeschlüsselt in die Zeit vor und die Zeit mit Corona.

732 Taufen wurden vom 1. April 2019 bis zum 31. März 2020 in den 36 evangelischen Kirchengemeinden rund um die Kleeblattstadt gefeiert. Dann kam Covid-19. In den von der Pandemie bestimmten Vergleichsmonaten vom 1. April 2020 bis zum 31. März 2021 waren es lediglich 378 Taufen. Ähnlich sieht es bei den Hochzeiten aus: Trauten sich zuvor im genannten Zeitraum 322 Paare, so reduzierte sich ihre Zahl auf 139.

Für viele abgesagte Feste ist wohl ausschlaggebend gewesen, dass nur wenige oder zeitweise gar keine weiteren Freunde oder Verwandten dabei sein durften. An große Hochzeitsgesellschaften war gar nicht zu denken.

Inzwischen sieht es wieder etwas besser aus. Zwar gelten noch Mindestabstand und Maskenpflicht in den Kirchen, aber wenigstens im kleineren Kreis kann man nun wieder zusammenkommen. Im Fürther Dekanat ist das auch spürbar. "Gerade bei Taufen merken wir überall wieder einen deutlichen Anstieg", sagt Sichelstiel. Bei Trauungen hingegen seien die Paare noch zögerlicher. Sichelstiel vermutet, dass dies an den unterschiedlich ausgerichteten Feiern liegen könnte.

Will heißen: Eine Taufe kommt meist mit weniger Gästen aus, auch ist sie schneller geplant und umgesetzt als eine Hochzeit. Diese benötige oft weit mehr Vorbereitung, von der Einladung bis zum Unterhaltungsprogramm der Geladenen. Eine Trauung kurzfristig zu planen, sei eher schwierig, vermutet der Dekan.

Flexibel dagegen agieren momentan die Gemeinden. Wo es möglich ist, versuche man, in größere Gotteshäuser auszuweichen, um mehr Gästen Raum zu bieten, sagt Sichelstiel. Auch an sonst eher undenkbaren Stellen dürfen sich Paare im Beisein eines Pfarrers inzwischen das Ja-Wort geben. Etwa auf dem Gut Wolfgangshof in Zirndorf. "Als die Anfrage kam, waren wir zuerst ein wenig zögerlich", räumt der Dekan ein. Schließlich sei die Kirche noch immer der schönste Ort, um zu heiraten. Nach einer Besichtigung aber habe man dem Wunsch des Paares zugestimmt.

Einen Wunsch, den Gottesdienstbesucher immer wieder an ihn herantragen, würde Sichelstiel allerdings auch gern erfüllen: Den, dass am Platz in der Kirche die Maske abgenommen werden darf.


Heiraten trotz Corona: In Nürnberg sind noch Termine frei


Auch im katholischen Dekanat muss der Mund-Nasen-Schutz noch getragen werden, auch dort werden zur Zeit einige Trauungen und Taufen nachgeholt. Alle acht Hochzeiten, die heuer beispielsweise in St. Otto in Cadolzburg hätten stattfinden sollen, wurden vorerst auf Eis gelegt. Zwei davon haben inzwischen stattgefunden, eine wird heute in Veitsbronn gehalten.

In Cadolzburg kommt zu Corona nämlich ein weiteres Problem: Wegen Renovierungsarbeiten bleibt St. Otto noch bis Oktober geschlossen, weshalb in andere Gotteshäuser ausgewichen werden muss. Bis November sollen die restlichen fünf Hochzeiten gefeiert werden – so dies die wieder ansteigenden Infektionszahlen zulassen. Das gilt auch für die Taufen. Zwei haben bislang stattgefunden, weitere folgen jetzt im Sommer.

Ähnlich sieht es im katholischen Seelsorgebereich der Stadt Fürth aus, der acht Kirchengemeinden umfasst. 2019 waren dort 25 Trauungen angesetzt, 2020 waren es acht. Und hätten 2019 noch 131 Kinder getauft werden sollen, sank ihre Zahl 2020 auf 74. Inzwischen sind die Menschen aber auch hier wieder hoffnungsfroher. Bei beiden Gruppen, so die Antwort aus der Kirchengemeinde St. Heinrich, "steige die Nachfrage nach Terminen stetig an".

Wenig "nachzufeiern" gibt es dagegen bei den standesamtlichen Trauungen im Rathaus oder auf Schloss Burgfarrnbach in Fürth. Dort waren nur wenige Absagen wegen der Corona-Auflagen zu notieren. Wer im Schloss heiraten möchte, muss sich gar bis Oktober gedulden. Bis dahin sind nämlich alle Termine ausgebucht.

Gaben sich 2019 646 Paare in Fürth das Ja-Wort, waren es 2020 immerhin noch 580. Momentan, so Standesamtsleiter Ralf Meyer, können bei einer Trauung im Rathaussaal 14 Gäste dabei sein, in Burgfarrnbach sind es 18. Eine große Verbesserung im Vergleich zu den Lockdown-Monaten: In diesen Zeiten durften lediglich die Trauzeugen das Brautpaar begleiten.

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