Fürther Einkaufslandschaft vor dem Befreiungsschlag

19.11.2010, 11:00 Uhr
Fürther Einkaufslandschaft vor dem Befreiungsschlag

© Hans-Joachim Winckler

In den vergangenen Jahren durften sich die Fürther manchmal fühlen wie in der sprichwörtlichen Achterbahn. War man im einen Moment noch obenauf und sah gespannt den angekündigten Impulsen für das Stadtzentrum entgegen, lösten sich die anspruchsvollen Pläne wenig später schon wieder in Wohlgefallen auf. So war es im Fall des Einkaufszentrums „Neue Mitte“, so war es beim Versuch, das City-Center wiederzubeleben, und so war es zuletzt beim Abzug von „Marktkauf“.

Bittere Erfahrungen, die auch den städtischen Wirtschaftsreferenten Horst Müller geprägt haben – und vorsichtig werden ließen. Deshalb mag Müller selbst gar nicht so recht glauben, was er gestern auf Anfrage der FN verkünden konnte: Nicht nur die Stadt macht Nägel mit Köpfen, auch in die Verhandlungen über den Verkauf des 25 Jahre alten City-Centers kommt Bewegung. Schon bis Mitte Dezember könnte dort ein neuer Investor auf den Plan treten und für den lange ersehnten frischen Wind sorgen (siehe dazu den unten stehenden Extra-Bericht). Zwei neue Magneten auf einen Schlag: Es wäre der große Wurf für die Innenstadt.

Selbst für den Wirtschaftsreferenten kam die Wende in Sachen City-Center Knall auf Fall. Müller, der zwar auch an den Verkaufsverhandlungen für das – in Privathand befindliche – Center beteiligt ist, hatte sein Augenmerk in den vergangenen Wochen eher auf das von der Stadt selbst forcierte Projekt gelenkt.

Wie mehrfach berichtet, soll ein weiteres Einkaufszentrum links und rechts der Breitscheidstraße entstehen: Die Kommune hat deshalb nach dem früheren Modehaus Fiedler das gegenüberliegende Wölfel-Areal erworben, seit Anfang November ist zudem der Kaufvertrag für das angrenzende Park-Hotel unter Dach und Fach. Alle drei Immobilien sollen an einen Investor weiterverkauft werden – mindestens zum Preis von sechs Millionen Euro, den die Stadt selbst dafür berappen musste. Am Montag befasst sich erstmals der Wirtschafts- und Grundstücksausschuss mit der Materie.

Fürther Einkaufslandschaft vor dem Befreiungsschlag

© Hans-Joachim Winckler


Geplant ist, im Rahmen eines „Interessenbekundungsverfahrens“ deutschlandweit nach potenziellen Bauherren für ein Shoppingcenter zu suchen. An den bereits durchgesickerten Kriterien, die auf Wunsch der Stadt alle einhalten müssen, hat sich nichts geändert. Unter anderem soll vertraglich fixiert werden, dass die Verkaufsfläche auf 15000 Quadratmeter begrenzt und die Rudolf-Breitscheid-Straße öffentlicher Raum bleiben muss; denkmalgeschützte Gebäude sind „einzubeziehen und weitestgehend zu erhalten“, im Sortiment wird besonderer Wert auf Bekleidung und Schuhe gelegt.

Müller glaubt, dass die Resonanz trotz dieser strikten Vorgaben beachtlich sein wird. Mit bis zu 30 Interessenten rechnet er, denn der Preis sei günstig und die Fläche mit 15000 Quadratmetern (City-Center: 26000) zwar nicht opulent, aber immer noch „attraktiv“ genug.

Auch die Tatsache, dass wegen der zwischen Wölfel und Fiedler/Park-Hotel verlaufenden Breitscheidstraße kein geschlossenes Center möglich ist, sieht der Wirtschaftsreferent nicht als K.-O.-Kriterium. Hatte der Sonae-Sierra-Konzern beim ersten und vor anderthalb Jahren gescheiterten Anlauf auf ein Center an dieser Stelle noch auf dieser Geschlossenheit beharrt, so meint Müller inzwischen eine gewandelte Einstellung in der Branche ausgemacht zu haben.

Der weitere Zeitplan ist straff und durchaus ehrgeizig: Investoren müssen bis zum Jahresende ihren Hut in den Ring werfen, danach wird ausgesondert; im April schon soll der Stadtrat entscheiden, wer den Zuschlag bekommt. Danach ist ein städtebaulicher Wettbewerb zur Gestaltung geplant. Mit einem Baubeginn sei nicht vor Anfang 2012 zu rechnen, mit der Eröffnung frühestens 2013.

Sorgen, in der Eile könnten kritische Einwände zu kurz kommen, versucht Müller zu zerstreuen. Mit der Bürgerinitiative, die gegen Sonae Sierras „Neue Mitte“ auf die Barrikaden gegangen war, steht er bereits in Kontakt. „Ich will ein geordnetes Verfahren, das offen und transparent ist“, sagt Müller.