Fürther Einkaufspläne: Ein Hoffen und Bangen

26.12.2011, 16:00 Uhr
Fürther Einkaufspläne: Ein Hoffen und Bangen

© Hans-Joachim Winckler

Die Nachricht der Netto-Pressestelle in Maxhütte-Haidhof ließ aufhorchen: „Netto Marken-Discount wird bis auf Weiteres mit seinem Filial-Standort im City-Center Fürth als Nahversorger präsent sein“, heißt es in einer Mail an die FN-Redaktion. Von einer bevorstehenden Schließung könne keine Rede sein. Wie das? — hatte die Firma TKN, künftige Eigentümerin des Centers, doch unlängst auf Anfrage unserer Zeitung betont, am 14. Januar sei definitiv letzter Verkaufstag im 26 Jahre alten Einkaufstempel; danach sollte der Umbau des Centers losgehen.

Und dabei bleibe es auch, beteuerte TKN-Chef Miro Vorbauer am Tag vor Heiligabend erneut, als die FN noch einmal nachhakten. Allerdings, musste Vorbauer einräumen, gebe es wohl eine Handvoll Geschäfte, die „besondere Vereinbarungen“ mit den Noch-Eigentümern haben — und die man deshalb gar nicht so einfach hinauskomplimentieren kann. Netto zum Beispiel verfügt über einen gültigen Vertrag bis 2027, die Geschäfte des Discounters laufen in Fürth bestens. Warum also dicht machen?

Ein Dilemma sei das, klagt Vorbauer, „denn bevor die nicht rausgehen, können wir nicht anfangen“. Doch der stets optimistische TKN-Macher will sich auch dadurch nicht bange machen lassen. Es gebe „einen Plan B“, irgendwann werde auch Netto ein Einsehen haben müssen — spätestens wenn rundum gähnende Leere herrscht.

„Irgendwann“ ist Horst Müller freilich zu vage, denn „jede Verzögerung wäre negativ für die Einkaufsstadt“, betont der städtische Wirtschaftsreferent, der die Center-Eigentümer seit zwei Jahren bei Investorensuche und Verkaufsverhandlungen unterstützt. Deshalb wird es schon in den ersten Januartagen ein Gespräch mit ihm, TKN und Netto geben.

Solche, aber auch nicht näher benannte „juristische Probleme“ und „technische Eingriffe“, die massiver ausfallen als angenommen, bremsen den Elan beim Projekt City-Center; so sehr, dass TKN nun – und das bereits zum dritten Mal – mit einer längeren Umbauzeit kalkuliert. Der fürs Frühjahr 2013 angepeilte Wiedereröffnungstermin sei „nicht zu halten“, Herbst soll es stattdessen werden.

Das sind Signale, die Unruhe schüren und die Spekulationen blühen lassen, ob möglicherweise ein weiteres vollmundiges Einzelhandelsversprechen in Fürth nicht gehalten wird. Miro Vorbauer aber winkt ab; keiner, sagt er, hätte vor einem dreiviertel Jahr geglaubt, dass TKN angesichts der verworrenen Center-Struktur mit 351 Eigentümern bis zum Jahreswechsel so weit kommen würde. Und Gerüchte, TKN bringe trotz unterschriebenen Vertrags die Finanzierung – 20 Millionen Euro Kaufpreis, 50 Millionen für die Sanierung – nicht zusammen, weist er erst recht weit von sich. Schließlich hätten nur er und seine Bank Einblick in die Verträge, alles sei im Lot.

MIB hat reagiert

Nach leichten Turbulenzen wieder fest in der Spur scheint unterdessen die Stadt mit ihren eigenen Plänen für die City zu sein. Nachdem der ursprünglich vorgesehene Architektenwettbewerb für den Einkaufsschwerpunkt an der Rudolf-Breitscheid-Straße per knappem Stadtratsentscheid schon ad acta gelegt worden war, schleicht er sich nun durch die Hintertür wieder ein.

Auf Anregung des Investors MIB — seit dieser Woche übrigens auch notariell beglaubigter Eigentümer von Park-Hotel, Fiedler- und Wölfel-Areal – sollen nun doch vier ausgewählte Architekturbüros eingeladen werden, weitere Entwürfe für Einkaufscenter Nummer zwei in Fürth auszuarbeiten. Die Firma reagiert damit auf den für sie wohl unerwartet heftigen Widerstand gegen den Wettbewerbsverzicht und das Vorhaben, nur auf den Entwurf von MIB-Hausarchitekt James Craven zu setzen.

Es handle sich bei der neuen Strategie zwar formal gesehen nicht um einen Wettbewerb, so der städtische Baureferent Joachim Krauße auf FN-Nachfrage, immerhin aber bekommt das Verfahren einen ganz ähnlichen Charakter. Ein Beirat aus Fachleuten wird einen Siegerentwurf küren, das entsprechende Büro soll dann zusammen mit Craven an einer Endfassung tüfteln.

Krauße, einer der eifrigsten Befürworter des Wettbewerbsgedankens, zeigt sich nach zuvor harscher Kritik wieder versöhnt; er hält das Einlenken des Investors für „sehr bemerkenswert“, zumal „rein juristisch nicht nötig“. Die ganze Aufregung, findet der Baureferent, hätte man sich indes sparen können, wäre man gar nicht erst wankelmütig geworden. „Aber manchmal erschließt sich der gerade Weg eben erst im Rückwärtskucken“, so Krauße. Basis aller Planung, daran lässt er keinen Zweifel, soll weiter das MIB-Konzept bleiben, die neuen Baukörper „in die vorhandene Stadtstruktur und die Maßstäblichkeit“ Fürths einzupassen.

Will heißen: Überdimensionierte und allzu extravagante Gebäude dürften auch jetzt keine Chance haben.

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