Fürther Einzelhändler: Kreativ in Zeiten der Pandemie

26.10.2020, 16:00 Uhr
Fürther Einzelhändler: Kreativ in Zeiten der Pandemie

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Als im März wegen der Corona-Pandemie nach den Schulen schließlich auch alle Geschäfte schließen mussten, bekam Sylvia Galster große Angst. "Ich hatte meinen ganzen Laden voller Frühjahrs- und Sommerware, die ich schon bezahlt hatte. Das war schon sehr hart", erinnert sie sich. Doch den Kopf in den Sand zu stecken, war für die Geschäftsfrau, die seit zehn Jahren den Baby- und Kinderladen "Wundervoller Start" in der Altstadt betreibt, keine Option.

So wie viele kleine Einzelhändler nutzte sie die Chance, recht flexibel handeln und auf langjährige Kunden setzen zu können. Galster meldete Kurzarbeit an und trat der WhatsApp-Gruppe bei, in der die Fürther Innenstadtbeauftragte Karin Hackbarth-Herrmann alle Einzelhändler der Stadt bündelte. Unkomplizierte und schnelle Hilfe konnte man hier finden, aber auch den Austausch mit Leidensgenossen oder wichtige Informationen, etwa über staatliche Hilfen.

Ihr Geschäft hielt Galster mit einer weiteren WhatsApp-Gruppe am Laufen: die mit ihren Stammkunden. Via Smartphone beriet Galster unter anderem zum richtigen Sonnenhut, erklärte, wie man den Kopfumfang des Kindes richtig misst und schickte Bilder von verschiedenen Ausführungen.

Alle halfen mit

Das neue Geschäftsmodell ließ sich so gut an, dass Galsters Mann einsprang, um die Ware zu den Kunden zu bringen. Ihre beiden Mitarbeiterinnen, die sich eigentlich zu Hause um die Kinder kümmern mussten, halfen abends mit oder richteten den Online-Shop ein. Der Umsatz, den Galster in den acht Wochen des Lockdowns machte, fiel freilich geringer aus als sonst. "Aber wenigstens saß ich nicht heulend in der Ecke."


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Das haben offensichtlich auch viele andere Ladeninhaber nicht getan, wie die Innenstadtbeauftragte erzählt. Hackbarth-Herrmann kann von vielen kreativen Ideen berichten – und davon, dass auch die Kunden dankbar für diesen Service waren. Bei Farcap etwa kauften sie erst Gutscheine, um dem fairen Modegeschäft in der Altstadt über die Runden zu helfen. Einlösen würden viele diese bei ihrem Einkauf jedoch (noch) nicht, damit weiterhin Geld in die Kasse fließt. Bei "Manuelas Teelädla" unweit des Rathauses brachte gar jemand einen Blumenstrauß zum Dank vorbei.

Auch Manuela Rummel, die das kleine Geschäft seit gut zwei Jahren betreibt, setzte vor allem auf ihre Stammkunden, die sie von ihrer Vorgängerin übernommen hat. Sie schrieb sie direkt an und schlug ihnen vor, den Tee selbst auszuliefern – so weit ihr das möglich war. Den Rest verschickte sie versandkostenfrei per Post. Außerdem fuchste sie sich in das soziale Netzwerk Instagram hinein, um dort Heißgetränke zu platzieren, die gerade vor allem bei Jüngeren hoch im Kurs stehen.

Geschenkeservice für Firmen

Auch für die anstehende Adventszeit hat sie schon einige Ideen parat: Sie bietet zum Beispiel einen Geschenkeservice für Firmen an, die ihre Mitarbeiter im Homeoffice zu Weihnachten beschenken möchten. Für die Angestellten stellt sie Pakete mit Tee und Honig zusammen – und bringt sie auf Wunsch direkt zu den Menschen nach Hause.

Den Adventswochen, der umsatzstärksten Zeit des Jahres, blickt sie mit gemischten Gefühlen entgegen. Das größte Problem sei die fehlende Planungssicherheit. "Ich muss jetzt meine Ware bestellen, kann aber nur schwer abschätzen, wie viel ich brauchen werde." In der Kasse werden sich ihrer Meinung nach definitiv Publikumsmagnete wie die Altstadtweihnacht oder verkaufsoffene Sonntage bemerkbar machen. Den Vorstoß einiger Politiker, das Weihnachtsgeld früher auszuzahlen, würde sie begrüßen, um den Trubel in der Adventszeit etwas zu entzerren.

Sylvia Galster schließt sich dieser Meinung an, auch wenn ihr etwas weniger bang vor den kommenden Wochen ist. Sie verzeichnet momentan fast denselben Umsatz wie sonst – bei etwas weniger Kunden. "Viele kommen jetzt mit einem Zettel und kaufen gezielter ein", sagt sie.

Hackbarth-Herrmann, die sich auch mit der Aktion "Ein Herz für Fürth" für die Händler einsetzt, ist ebenfalls vorsichtig optimistisch. Aber sie weiß auch: Wenn die Kunden den Fürther Händlern nicht treu bleiben, sieht es ganz düster aus.

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