Fürther Fans entdecken Neonazi-Sticker im Polizeibus

20.5.2014, 15:26 Uhr
Fürther Fans entdecken Neonazi-Sticker im Polizeibus

© Screenshot: finalresistance.org

Man kann sie sogar durch die Heckscheibe erkennen: Aufkleber, die man bei der rechtsextremen Szene vermutet, aber nicht bei der Polizei. „Good night left side“ steht da, „Gute Nacht, linke Szene.“ Das haben Fußballfans im Bild festgehalten, die am Sonntag auf dem Weg zum Fürther Ronhof an dem Polizeibus vorbeigekommen sind. Daneben soll ein weiterer Aufkleber mit dem Spruch „Kein Sex mit Zecken“ angebracht gewesen sein. „Zecken“ ist ein Schimpfwort, mit dem Rechtsradikale Angehörige der linken Szene beleidigen.

Mittlerweile hat die Polizei gegen die Beamten interne Ermittlungen eingeleitet. Man suche derzeit nach Verantwortlichen, sagte Polizeisprecher Holger Baumbach der Agentur dpa. Auch Kontakt zur Staatsanwaltschaft in Würzburg wurde bereits hergestellt. Dort wird geprüft, ob es auch zu strafrechtlichen Ermittlungen kommen soll. "Wir nehmen diesen Vorgang sehr ernst, denn er entspricht weder unseren Vorschriften noch unserem Selbstverständnis", sagte Baumbach. Das Neutralitätsgebot der Polizei sei eindeutig verletzt worden. "Und dieses Gebot ist für uns elementar."

Es sind Sticker mit der Sprache der Neonazis. Und es sind Aufkleber, die in der rechtsradikalen Szene unter Gleichgesinnten vertrieben werden. Kein anderer als der vorbestrafte Fürther Neonazi Matthias Fischer verkauft exakt solche Sticker über seinen im oberfränkischen Oberprex ansässigen Versandhandel „Final Resistance“. Fischer gehört zu den Führungsfiguren des „Freien Netz Süd“. Gegen das Neonazi-Netzwerk läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren, an dessen Ende ein Verbot stehen könnte.

Dass derartige Aufkleber ausgerechnet in einem Polizeibus kleben, hält Ruth Brenner, Sprecherin des Fürther Bündnisses gegen Rechts, für einen „Skandal höchsten Grades“. „Es liegt nun am bayerischen Innenministerium, also dem Dienstherren, diesen Vorfall aufzuklären.“ Die Frage sei: „Befinden sich Neonazi-Aktivisten in den Reihen des bayerischen USK?“

Auch aus der Politik kommt Kritik. "Ich halte das für einen ungeheuerlichen Vorgang, der aufs Schärfste zu kritisieren und keinesfalls hinzunehmen ist", sagte die Vize-Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Helga Schmitt-Bussinger. Innenminister Joachim Herrmann müsse unbedingt personelle Konsequenzen ziehen. Derzeit werden Mitglieder der betroffenen Polizeieinheit sowie Vorgesetzte einzeln befragt.

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