Müll und Lärm nehmen zu

Fürther Flussdreieck: Leidet die Idylle durch Partys?

20.7.2021, 12:00 Uhr
Fürther Flussdreieck: Leidet die Idylle durch Partys?

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Eigentlich könnte alles ganz wunderbar sein: Junge Menschen, die den Abend zusammen genießen, beieinander sitzen, plaudern und die Idylle genießen. Einen solchen Ort gibt es in Fürth tatsächlich. Er liegt am Flussdreieck und bietet neben lauschiger Natur in unmittelbarer Nähe sogar noch einen Grill- und einen Mehrgenerationenspielplatz.

Weiterer Pluspunkt: Das Areal am Zusammenfluss von Pegnitz und Rednitz liegt so weit abseits, dass Anwohnerbeschwerden selten sind – weshalb es die Stadt 2018 explizit für junge Menschen freigegeben hat, die dort bis in die Nacht feiern dürfen.

Bis vor einigen Wochen war das kein Problem, inzwischen aber erfreut sich der Talgrund wachsender Beliebtheit – mit einigen unschönen Facetten. Mehrmals musste die Polizei eingreifen, Partys samt DJ auflösen, aufgeheizte Stimmung beruhigen oder laute Musik aus Bassboxen unterbinden. Auch zu Gewalt gegen die Einsatzkräfte oder den Rettungsdienst kam es vereinzelt.

Hinzu kommt nun ein eklatantes Müllproblem. Beinahe täglich landen auf dem Schreibtisch von Ernst Bergmann Briefe und Fotos, die das Ausmaß der nächtlichen Hinterlassenschaften eindrucksvoll dokumentieren. Der Leiter des Grünflächenamts, das für die Reinigung zuständig ist, wird dann mit überquellenden Mülleimern, Unrat, Flaschen und Scherben auf der Wiese und dem nahe gelegenen Spielplatz konfrontiert. Mancher Abfall sehe so aus, als sei er eigens hingeschafft worden, schimpft Bergmann; er ist fassungslos ob der Vermüllung an diesem, wie er sagt, "kontemplativen Ort".

Im Rathaus ringt man bereits um eine Lösung. Geplant ist, die Reinigungsintervalle zu erhöhen. Momentan werden die Grillplätze dreimal wöchentlich gesäubert, ebenso wie die Parkanlagen. Jeweils montags, mittwochs und freitags rücken Mitarbeiter der kommunalen Behörde und einer Firma zu diesem Zweck aus. Eine Entscheidung darüber, ob in den Sommermonaten nicht zusätzlich auch samstags und sonntags Reinigungspersonal zum Einsatz kommen soll, steht unmittelbar bevor, heißt es.

Aber auch die Fürther Polizei nimmt das Flussdreieck verstärkt ins Visier, mittlerweile hat sie sogar Unterstützungskräfte für das Gebiet zugeteilt bekommen. Sie greifen ein, wenn es, wie vergangenes Wochenende, Anrufe wegen Lärmbelästigung gibt – etwa aus der Vacher Straße, wohin der Schall über den Wiesengrund getragen werde.

Dröhnende Bässe

Unlängst aber waren dröhnende Bässe sogar bis in die Polizeiinspektion in der Kapellenstraße zu hören. Doch auch ohne solche Beschwerden haben die Beamten das Areal fest im Blick, wie Mark Kohl sagt. Allerdings ist es dem stellvertretenden Fürther Polizeichef wichtig zu betonen, dass man sich im Hintergrund halte und lediglich einschreite, wenn die Stimmung zu kippen droht.

Kohl bedauert, dass der Platz nicht so friedlich und angemessen genutzt wird, wie es seiner Meinung nach der Fall sein sollte: "Würden sich alle an die Regeln halten, wäre das Flussdreieck eine wunderbare Geschichte."

Ein "liberales Kleinod" könnte es sein, schwärmt er, unterschiedlichste Menschen könne der Ort zusammenbringen, die friedlich miteinander feiern. Bedauerlich fände Kohl, würde dieses Experiment an jenen scheitern, die über die Stränge schlagen.

Ähnlich sieht das OB Thomas Jung, der den Jugendlichen den Platz gerne in seiner jetzigen Form erhalten möchte – schließlich gebe es in Fürth nicht viele Alternativen. Wenn die Feiernden allerdings zu sehr übers Ziel hinaus schießen, könne man das nicht hinnehmen. Für künftige Sommer soll deshalb ein umfassendes Konzept erarbeitet werden, das den Ort mit seinem idyllischen Charakter bewahrt.

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