Fürther Frauen: "Es gibt bis heute Nachteile"

8.3.2020, 10:00 Uhr
Fürther Frauen:

© Fotos: Hans-Joachim Winckler (4)/Athina Tsimplostefanaki

Der März ist ein Monat, der reich an Gedenktagen ist. Im Kalender steht zum Beispiel der Welttag des Hörens, gefolgt unter anderem von den Tagen, die der gesunden Ernährung, dem Artenschutz, der Poesie oder dem Glück gewidmet sind. Eine noble Nachbarschaft also, in der sich der Weltfrauentag immerhin seit 1911 behauptet. Aber reicht ein einziger Tag von 365 respektive 366 Tagen im Jahr, um den Fokus auf ein so wesentliches Anliegen wie die Gleichstellung zu richten?

"Ja, ich finde den Tag sinnvoll und gerechtfertigt", sagt Stefanie Ammon, Stadtkämmerin von Fürth. Die 55-Jährige macht klar: "Grundsätzlich bin ich keine Feministin und kein Fan von Frauenquoten, aber dieser Tag kann in den Blick rücken, dass die meisten Frauen immer noch eine Doppelbelastung tragen." Nach wie vor sei es doch sehr oft so, dass das weibliche Geschlecht mehr im Haushalt und in der Kindererziehung leiste als das männliche. Und zusätzlich stünden Frauen dann noch im Berufsleben.

Die städtische Finanzreferentin überlegt: "Eigentlich müsste man den 8. März vor diesem Hintergrund umbenennen in ,Weltfrauenanerkennungstag‘." Ihr gefällt eine Geste, die dazu passt: "Einige Parteien verschenken zu diesem Anlass ja Schokolade oder Rosen, das finde ich ganz gut."

Männer in der Überzahl

Spontane Ansage von Melanie Popp zum Thema: "Der Frauentag ist mir unwahrscheinlich wurscht." Die Metzgermeisterin aus Veitsbronn sieht wenig Nutzen in Aktionen zu diesem Datum. Die 27-Jährige arbeitet im elterlichen Betrieb, ihre Erfahrungen auf dem Berufsweg beschreibt sie so: "In der Ausbildung zur Metzgermeisterin gab es vier Frauen und 50 Männer. Aber es war cool, die haben uns auch mal unterstützt, haben Spaß mitgemacht. Es gab überhaupt kein Problem." Sie muss lachen: "Man muss auch mal aweng frech sein."

Mit zwiespältigen Gefühlen schaut Ariane Niehoff-Hack auf den 8. März. Sie engagiert sich im Vorstand des Vereins "Frauen in der einen Welt", der das Frauenmuseum in Burgfarrnbach unterhält und weiß: "Frauen haben immer noch so viel nachzuholen, auf so vielen Gebieten gibt es bis heute Nachteile." Allein ein Blick darauf, wie wenig weibliche Vorstände oder Führungskräfte es gibt, spreche für sich. Auch im Bundestag seien die Frauen unterrepräsentiert. Sie lobt: "Die Stadt Fürth ist in dieser Hinsicht gut aufgestellt."

Doch Ariane Niehoff-Hack, Tochter der Journalistin Karena Niehoff und des SPD-Politikers Egon Bahr, sagt auch: "Als 68erin bin ich enttäuscht, weil ich in vielen Bereichen einen Rückschritt erkenne." Deshalb begrüßt sie es außerordentlich, dass sich "die Jugend jetzt in der Fridays for Future-Bewegung solidarisiert und ausgelöst durch den Klimawandel wieder eine Politisierung zu erkennen ist".

Ein Tag im Jahr ist zu wenig

Ein klares Plädoyer für den 8. März gibt es von Uschi Dittus. Die 53-Jährige, die an der Musikschule Fürth unter anderem Saxofon unterrichtet und das Erfolgsprojekt "Berufung Musiker" leitet, erachtet den Frauentag für "sehr wichtig, weil nach wie vor viele Frauen benachteiligt werden". Stichworte seien dabei etwa die Bezahlung, aber auch die Wahrnehmung von Frauen. Doch sie wisse nicht, ob dieser eine Termin "politisch viel bringt" und selbstverständlich sei ein einziger Aktionstag im Jahr zu wenig. Was der Saxofonistin, die auch das beliebte Ensemble "Die schicken Swingschnitten" leitet, am Herzen liegt: "Dass die Inklusion aller Menschen, ganz gleich ob Frau oder Mann, ob mit oder mit Beeinträchtigung, in eine Gesellschaft generell selbstverständlich wird."

In 27 Ländern rund um den Globus wurde der Frauentag zum gesetzlichen Feiertag ausgerufen. Vor einem Jahr hat Berlin nachgezogen, dort haben alle Bürger frei und zwar nicht nur, wenn es sich, so wie in diesem Jahr, zufällig um einen Sonntag handelt.

Freizeit ist derzeit für Annette Wigger freilich kein Thema. Die Programm-Managerin im Kulturforum gehört zum Klezmer-Festival-Team, das jetzt durchstartet. Trotzdem wirft sie einen kurzen Blick auf den Frauentag: "Ich brauche ihn nicht unbedingt", sagt sie, "allerdings finde ich es sehr wichtig, dass Frauen sich engagiert darstellen und zeigen, was sie können." Und, fügt sie hinzu, der Gerechtigkeit halber müsste es doch eigentlich auch einen Männertag geben. "Einen Kindertag gibt es ja schon."