Fürther Friedhofskultur zu Allerheiligen

2.11.2009, 00:00 Uhr
Fürther Friedhofskultur zu Allerheiligen

© Mark Johnston

Stadt«ver»führerin Gertraud Eggemann empfängt die Besucher am «schönsten Eingangsportal des Friedhofes» in der Mauerstraße auf der Südseite. Vor Eröffnung des Friedhofes 1881 wurden die Fürther zuerst rund um die Michaelskirche und dann auf dem Gelände des heutigen Stadtparks beerdigt.

Als die Stadt wuchs, verlegte man den Friedhof aus hygienischen Gründen vor die Stadt und kaufte in Ronhof ein Gelände, das so groß ist wie 36 Fußballfelder und Platz bietet für rund 25 000 Grabfelder. «Früher war der Friedhof immer auch ein Ort, an dem man sich getroffen hat», erläutert Eggemann und bedauert den Trend zur «Miniaturisierung der Grabstätten».

Sie führt ihre Besucher vorbei an Gräbern berühmter Persönlichkeiten. Dem von Hilmar Evora etwa, dessen Brauerei zu den fünf großen in Fürth gehörte und mit einem Biergarten für 6000 Gäste direkt an den Friedhof grenzte. Aufmerksam lauscht gut ein Dutzend Besucher der Erzählung am Grab des weitgehend unbekannten Fräulein Bauer. Sie hatte 1921 zusammen mit Pfarrer Fronmüller die Volksabstimmung erwirkt, welche die Pläne einer Zusammenlegung Fürths mit Nürnberg vereitelte.

Wandel der Kultur

Gertraud Eggemann geleitet die Besucher quer durch den Friedhof und kann dabei den Wandel der Friedhofskultur an vielen Beispielen zeigen. Vom Historismus hin zu den verspielten Elementen des Jugendstils oder dem klassizistischen Grab des Puppenfabrikanten Bloedel reicht die Bandbreite. «Leider verfallen auch einige der historischen Gräber», bedauert Eggemann. Weshalb die Stadt weiterhin Grabpaten sucht.

Nach zwei kurzweiligen Stunden erreicht die Gruppe den Jakobspilger, den der Fürther Bildhauer Johannes Götz für seinen Vater erschuf. «Die mühevolle Reise ist hier zu Ende», lautet die Inschrift. Die Führung auch. «Wir kommen bestimmt einmal wieder auf einen Spaziergang vorbei», ist der einhellige Tenor der Besucher.

Weitere Termine der Friedhofsführung sind am Volkstrauertag, 15. November, um 11 Uhr und Sonntag, 22. November, um 14 Uhr. Eine Fortsetzung ist für Frühjahr 2010 geplant.

GABRIELE SCHÖNFELD