Fürther Jobmarkt: Corona hat viele Spuren hinterlassen

6.2.2021, 06:00 Uhr
Fürther Jobmarkt: Corona hat viele Spuren hinterlassen

© Foto: Wolfgang Händel

2020 hätte vielleicht ein weiteres Jahr werden können, in dem auch der Arbeitsmarkt nur eine Richtung kennt: bergauf. Zwar hatte die Fürther Agentur für Arbeit zwischen Januar und März einen leichten Abschwung verzeichnet, Grund zu ernsthafter Besorgnis allerdings war das nicht. Doch dann kam Corona und stellte alles auf den Kopf.

Der erste Lockdown im Frühjahr brachte einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosenzahlen mit sich; von April bis Oktober ging es steil bergab. Eine leichte Erholung machte sich erst im November bemerkbar – unmittelbar bevor der Teil-Lockdown und schließlich der komplette Stillstand von Einzelhandel und Dienstleistungen die zarte Hoffnung auf Besserung zunichte machten und für den nächsten Einbruch sorgten.

"Es hätte schlimmer kommen können"

Doch so dramatisch sich die Lage im Rückblick darstellt, ganz verloren geben will Thomas Dippold das Jahr 2020 nicht. "Es hätte noch schlimmer kommen können", sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Fürther Agentur, in dessen Zuständigkeitsbereich neben Stadt und Landkreis Fürth auch Erlangen und die Landkreise Erlangen-Höchstadt und Neustadt-Bad Windsheim fallen.


Arbeitsmarkt in Fürth: "Was wir erleben, ist ohne Beispiel"


Der Hauptgrund dafür, dass die Arbeitslosenquote im gesamten Agenturbezirk 2020 "nur" bei 3,7 Prozent lag (2019 waren es 2,9 Prozent), lag ihm zufolge an der Kurzarbeit. Das Instrument, das Betrieben ermöglichen soll, auch in schwierigen Zeiten Mitarbeiter zu halten, war in den vergangenen Jahren fast in Vergessenheit geraten.

Die Pandemie aber machte es populär. "Im April ist die Kurzarbeit geradezu explodiert", sagt Dippold. Rund 4200 Betriebe meldeten Kurzarbeit an; etwa 45.600 Arbeitnehmer und rund 18 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten waren betroffen. "Das Kurzarbeitergeld hat die Beschäftigung stabilisiert.".

Rücklagen extrem hilfreich

Doch in das Budget der Bundesagentur haben die Zahlungen große Löcher gerissen. 180 Millionen Euro zahlte allein das Fürther Amt aus. "Ohne die Rücklagen, die die Bundesagentur in den vergangenen Jahren geschaffen hat, wären solche Beträge nicht zu stemmen", sagt Dippold.

Aber auch das Personal der Agentur musste umdenken. Viele Mitarbeiter bekamen extra Schulungen zum Thema Kurzarbeitergeld, um die Flut der Anträge möglichst schnell bewerkstelligen zu können.


Arndt, Uvex, Infra, Kurz: So verfahren Fürths Arbeitgeber mit dem Homeoffice


Ohne Job waren 2020 im gesamten Agenturbezirk dennoch 12.584 Menschen; das sind 2556 Personen oder 25,5 Prozent mehr als noch 2019. In Fürth waren vergangenes Jahr 4354 Menschen arbeitslos; 710 Männer und Frauen oder 19,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag bei 5,7 Prozent (2019: 4,8).

Im Landkreis waren 2135 Bürger ohne Arbeit; 481 mehr als im Vorjahr. Die Quote lag hier bei 3,2 Prozent (2019: 2,5).

Einen Ausblick auf 2021 zu geben, fällt Dippold schwer. Die Zahlen brachen zwar im Januar erneut ein, doch weil das in diesem Monat aus saisonalen Gründen traditionell der Fall ist, muss die Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent nicht automatisch beunruhigen.


Nürnberg: Bundesagentur für Arbeit im Ausnahmezustand


Die Konjunktur werde 2021 wieder anspringen, ist sich der Experte sicher. Wann das allerdings der Fall sein wird, hänge maßgeblich von der Dauer des Lockdowns ab. Wenn Einzelhandel, Dienstleitungsgewerbe, Gastronomie und Hotellerie wieder öffnen dürfen, werde sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt beruhigen.

Dippold sagt aber auch: "Wir werden Ende 2021 nicht da stehen, wo wir 2019 gestartet sind." Sorgen bereiten ihm die Langzeitarbeitslosen, deren Zahl wohl steigen wird. Viele Hilfsarbeitertätigkeiten fielen weg; Corona habe diesen Trend noch beschleunigt. Immer wichtiger werde die (Weiter-)Qualifizierung der Menschen, um sie für anstehende Herausforderungen wie die Digitalisierung fit zu machen.

Auch um junge Menschen, die ins Berufsleben starten wollen, macht er sich Gedanken. Noch sei Jugendarbeitslosigkeit kein Thema. 2020 hätten sich sehr viele Betriebe bemüht, Nachwuchs auszubilden. Profitiert hätten davon vor allem die 15- bis 20-Jährigen.

Heuer könnte das anders aussehen – auch wenn die Bundesregierung ein Programm zur Förderung für Ausbildungsplätze eben erst noch einmal nachgebessert hat und dieses gut ankommt. Betriebe könnten angesichts der angespannten Lage dennoch vorsichtiger werden, was Ausbildungsplätze und Einstellungen betrifft; Praktika fallen weg. Hinzu kommt: Auch die Berufsberater der Agentur können die Schulen nicht besuchen, um dort auf Angebote aufmerksam zu machen.

Seit zwei Wochen ist auch das Fürther Berufsinformationszentrum wieder geschlossen – aus Angst vor mutierten Viren. Beratung gibt es deshalb zurzeit nur per Video oder im Chat.

Verwandte Themen