Fürther Kitas: Kinder kehren bald zurück

1.6.2020, 15:04 Uhr
Fürther Kitas: Kinder kehren bald zurück

© Foto: Monika Skolimowska/dpa

"So viele weinende Mütter wie in den vergangenen Wochen hatte ich noch nie am Telefon", sagt Kerstin Wenzl. Die meisten, so erzählt die Müze-Leiterin, hätten einfach nicht mehr gewusst, wie sie ihre Arbeit und die Betreuung ihrer Kinder unter einen Hut bringen sollen. Manche hätten schon alle Urlaubstage aufgebraucht, die Überstunden sowieso. Andere hätten sich große Sorgen um das psychische Wohl der Kleinen gemacht, die wochenlang ohne feste Struktur in der Kita und ihre Freunde auskommen mussten. Wenzl haben solche Gespräche mitgenommen – zumal sie meistens auch nicht helfen konnte und durfte.

Seit Mitte März war auch das Müze, ebenso wie alle anderen Kindertagesstätten der Stadt oder der freien Träger, wegen der Ausbreitung des Coronavirus geschlossen. Es gab nur einen Notbetrieb – für jene Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Hinzu kamen laufend neue Anweisungen aus dem Staatsministerium und eine Flut an Formularen, die es zu bändigen galt.

Inzwischen hat sich aber auch im Müze wieder einiges eingespielt. Von Anfang an lief dort eine Notbetreuung. Zunächst waren es fünf Kinder, die Krippe, Kindergarten oder Hort besuchen durften. Weil die Zahl der Eltern, die einen Anspruch auf einen Platz haben, stieg, nahm auch die Zahl der Kinder von Woche zu Woche zu. Ein Zustand, den Wenzl begrüßt. Nicht nur, weil sie so immer mehr Familien unterstützen konnte. Auch, weil sie und ihr Team sich langsam daran gewöhnen konnten, was allgemein mit "neuer Normalität" bezeichnet wird. "Wir haben ein Konzept entwickelt, das zu uns und unseren Bedürfnissen passt", sagt sie.


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Das sieht unter anderem vor, dass Eltern ihre Kinder bereits an der Eingangstür übergeben und es nicht durchs ganze Haus bis in den Gruppenraum begleiten. Gespräche zwischen Erziehern und Eltern gibt es nicht, wie früher, zwischen Tür und Angel in der Einrichtung. Sie finden jetzt im Café im Erdgeschoss statt, wo man Abstand halten kann, oder im Garten. Auch mit den Kindern geht es jetzt öfter als früher an die frische Luft. Das mag auf den ersten Blick nicht ganz einfach sein für die Einrichtung, die mitten in der Innenstadt unweit des Rathauses liegt. Doch inzwischen gehören Ausflüge zum Scherbsgraben, in den Stadtpark und den Wiesengrund zum Alltag. Weil der Krippenwagen nicht mehr voll besetzt sein darf, müssen auch die Kleinsten teilweise laufen. Das Mittagessen, das in der Einrichtung zubereitet wird, nimmt der Nachwuchs in drei Schichten zu sich. Neben jedem Kind bleibt ein Stuhl frei – mit Ausnahme von Geschwistern.

Wechselbad der Gefühle

Inzwischen gesellen sich zu den Notgruppen noch die Vorschulkinder und deren Geschwister. "Als sie am Montag wieder zum ersten Mal ankamen, war das ein Wechselbad der Gefühle", erzählt Wenzl. Die Kinder hätten sich so gefreut, zurück zu sein, dass im Haus regelrechte Partystimmung herrschte. Manche Mädchen seien im Festkleid erschienen. Und die eine oder andere Mutter habe geweint vor Erleichterung.

Nach den Pfingstferien kommen jene Kinder dazu, die im Herbst in die Vorschule gehen, und die Krippenkinder, die dann in den Kindergarten wechseln. Auch im Hort werden es mehr. Ab 15. Juni startet die Grundschule wieder im Wochenwechsel. Das heißt, eine Woche Schule, dann eine Woche Unterricht daheim. Nur in der Schulwoche dürfen die Kinder danach die Einrichtung besuchen.


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Ein Unding, findet Wenzl. "Wie soll ich meinem Chef erklären, dass ich eine Woche arbeiten kann, dann aber wieder eine Woche nicht?" Auch dass die Spielgruppen mit acht Kindern noch nicht wieder öffnen dürfen, bemängelt sie. Zwei Tage pro Woche werden dort die gleichen Kinder vom gleichen Personal betreut. Das Angebot nutzen Eltern, die eigentlich keine Betreuung brauchen, aber auf diese Weise ein paar Stunden Zeit haben, um etwa zum Arzt oder auf eine Behörde zu gehen. Wenzl versteht nicht, warum sie die Spielgruppen noch nicht öffnen darf, obwohl Tagesmütter inzwischen wieder bis zu zehn Kinder betreuen.

Dies führe, ebenso wie die Regelung mit der Hortbetreuung, dazu, dass Eltern ihren Nachwuchs zur Tante bringen, zur Nachbarin, einem Freund. Eine Umfrage unter Eltern bestätigte dies. Wenzl: "Damit werden viel mehr mögliche Infektionsherde aufgemacht als innerhalb der Einrichtung."

Auch Tobias Thiem, zuständig für die städtischen Kitas, steht vor immer neuen Herausforderungen. Wenn, wie vom Staatsministerium geplant, im Juli wieder alle Kinder in die Einrichtungen kommen, werde es eng mit Personal und Räumlichkeiten: "Schon jetzt fehlen uns Mitarbeiter, einige gehören der Risikogruppe an und arbeiten nicht mehr."

Um die Infektionsgefahr möglichst niedrig zu halten, will Thiem auch künftig daran festhalten, dass etwa im Hort alle Schüler in einer Gruppe sind, die auch in der Schule zusammen lernen. Dafür brauche es mehr Platz. Momentan klappe alles noch recht reibungslos, allerdings besuchen zurzeit auch nur 2049 Kinder die Notbetreuung in den Kitas bzw. nach der Schule den Hort. Das sind 37 Prozent aller Kinder. Respekt zollt Thiem dem Personal in den Einrichtungen. "Sie haben in den vergangenen Wochen sehr gute Arbeit geleistet." Beschwerden von Eltern habe es kaum gegeben.

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