Fürther Kneipenabende ganz ohne Tabakqualm

14.1.2017, 10:00 Uhr
Fürther Kneipenabende ganz ohne Tabakqualm

© Foto: Thomas Scherer

Als sich 2007 ein Rauchverbot in der Gastronomie abzeichnete, zählte Martin Rassau nicht zu denen, die danach gerufen hatten. Der Komödiant, der vor wenigen Tagen seinen 50. Geburtstag gefeiert hat, griff seit dem 25. Lebensjahr regelmäßig zur Zigarette.

Inzwischen ist er froh, nach einem Abend in der Gaststätte nicht mehr nach Rauch zu stinken. „Je nachdem, wo man war, riecht man heute halt nach altem Fett“, witzelt Rassau zwar, trotzdem würde er das Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen wollen – auch nicht für das „Grüner Brauhaus“ in der Comödie, deren Geschäftsführer Rassau ist. Für die Gäste sei es schon lange völlig normal, zum Rauchen vor die Tür zu gehen. Er selbst tut das nicht mehr. Rassau ist seit 17 Monaten „glücklich rauchfrei“, wie er sagt. „Es fiel mir leichter, als ich dachte.“

Michael Niedermeier kam schon immer ohne Zigaretten aus, dennoch bestimmten sie sein Lebensumfeld. Der Vater rauchte stark, und als Niedermeier 2004 das „Bistro Galerie“ in der Gustavstraße übernahm, stand er sieben Tage die Woche im Tabakqualm der Gäste. „Ich bin heilfroh, dass es jetzt so ist, wie es ist“, sagt er deshalb.

Gäste gehen früher

Seine anfängliche Befürchtung, die Gäste könnten wegen des Rauchverbots ausbleiben, bewahrheitete sich nicht. Es werde mehr gegessen, freut sich der Wirt zudem, macht aber auch eine andere Beobachtung: Unter der Woche sei der Laden immer öfter schon ab halb elf, elf leer. „Die Tresensitzer, die bis 1 Uhr blieben, die gibt es kaum noch.“ Vor zehn Jahren für Niedermeier unvorstellbar!

„Grundsätzlich wird das Rauchverbot akzeptiert“, hält Hans-Peter Kürzdörfer vom Ordnungsamt der Stadt Fürth fest. Zwar sei ihre Zahl „verschwindend gering“, aber es gebe immer noch Wirte, die selbst in der Kneipe rauchten oder es anderen erlaubten. Wenn die Polizei oder Gäste den Gastronomen anzeigen, verhängt das Ordnungsgeld Bußgelder. Das beginnt laut Kürzdörfer bei 50 Euro und kann sich bei Wiederholungstätern auf mehrere hundert Euro läppern. Besonders uneinsichtigen Wirten musste die Stadt schon damit drohen, die Konzession zu entziehen.

Auf die FN-Frage, ob die Zahl der Gaststätten in Fürth seit 2008 abgenommen habe, konnte Kürzdörfer am Donnerstag zwar auf die Schnelle keine Statistiken liefern, sein Eindruck ist jedoch, dass es immer mehr Leerstände gebe – und es immer länger dauere, bis neue Pächter gefunden sind. Allein dem Rauchverbot will der Ordnungsamtsleiter diese Entwicklung aber nicht ankreiden.

Unruhige Monate

An „unruhige erste sechs Monate“ mit dem neuen Gesetz erinnert sich John Farley. „Die heftigen Raucher haben sich schon arg beschwert“, sagt der Wirt, der in Fürth das „Irish Cottage“ am Waagplatz betreibt. Die Gäste murren längst nicht mehr, und Farley selbst ist froh, dass seine Kleidung nicht mehr nach Qualm stinkt. Dennoch koste ihn das Rauchverbot nach wie vor Geld und Nerven. Nicht nur in der Gustavstraße, auch am Waagplatz beschweren sich Anwohner über Gäste, die mit der Zigarette in der Hand spätabends plaudernd vor den Kneipen stehen. Weil die Wirte den Lärm in Grenzen halten müssen, bezahlt der Australier freitags und samstags einen Mitarbeiter dafür, dass er die Raucher mit einem „Pssst, leise bitte“ im Zaum hält. Gut 150 Euro müsse er dafür pro Woche aufbringen, über 6000 Euro im Jahr. Laut Farley kommen ins „Cottage“ noch so viele Kneipengänger wie vor zehn Jahren. Schädlicher als das Rauchverbot seien für die Innenstadt die früheren Sperrzeiten innen und im Freien. „Viele junge Leute“, so der Wirt, „fahren mit der U-Bahn nach Nürnberg.“

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