Wenig Nachholbedarf

Fürther Paare lassen sich das Heiraten nicht vermiesen

23.6.2021, 06:00 Uhr
Fürther Paare lassen sich das Heiraten nicht vermiesen

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Zehn Trauungen à 30 Minuten können im Prunksaal des klassizistischen Schlosses an einem der acht für Hochzeiten reservierten Samstage stattfinden. Der Reigen der Vermählungen dauert dann von 9.30 bis 14 Uhr. "Es ist gerade alles sehr gut ausgebucht", stellt der Leiter des Fürther Standesamtes, Ralf Meyer, fest. Aber von einem Ansturm der Heiratswilligen, die die Verschnaufpause mit niedrigen Inzidenzen und lockeren Regeln nutzen, will er nicht sprechen.

In Fürth gibt es in Sachen Heiraten nicht viel nachzuholen. Auch im zurückliegenden Lockdown hatte das Standesamt kaum Absagen zu verzeichnen – nicht einmal, als die Personenzahl auf vier begrenzt war und quasi nur das Brautpaar und die Trauzeugen anwesend sein durften.

Livebilder für die Eltern

"Vielleicht war das manchen ganz recht. Man konnte ohne große Begründungen im kleinen Kreis heiraten und musste niemanden vergraulen, weil man ihn nicht eingeladen hat", mutmaßt Meyer. "Oder aber die Liebe war so groß, dass man auch die harten Auflagen auf sich genommen hat, um endlich ein Ehepaar zu werden."

Manche Brautleute waren auf jeden Fall erfinderisch, um Angehörige und Freunde trotzdem an dem emotionalen Moment teilhaben zu lassen. Sie stellten eine Kamera auf und übertrugen die Zeremonie live ins Wohnzimmer ihrer Lieben.


Paare in Bayern sind trotz Corona in Heiratslaune


Dass die Fürther sich die Lust aufs Heiraten vom Coronavirus nicht verderben lassen, kann man auch an den nackten Zahlen ablesen. Normalerweise ist in der kälteren Jahreszeit ein deutlicher Rückgang an Trauungen zu verzeichnen, er war laut Meyer diesmal aber nur gering – trotz Corona. Hatten 2019 646 Paare in Fürth geheiratet, waren es im Coronajahr 2020 immer noch 580. Heuer sind es bis jetzt schon 190.

Bei den standesamtlichen Trauungen dürfen momentan im Rathaus 14 Personen anwesend sein, im Festsaal des Schlosses 18 Personen, weil hier mehr Platz ist, um die Abstandsregeln einzuhalten. Was nach wie vor gilt, ist die Maskenpflicht. "Das ist natürlich schade, auch wegen der Fotos", konstatiert Meyer.

Er erlaubt den Brautleuten nach dem Ja-Wort wenigstens kurz die Bedeckung abzunehmen, damit sie den Bund fürs Leben mit einem Kuss besiegeln können. Sobald sie im Freien sind, dürfen sie die Maske ohnehin abnehmen. Während die Festgesellschaft dann draußen die erste Flasche Sekt köpft, wird im Trausaal eilig gelüftet und desinfiziert. Das nächste Brautpaar wartet schon. . .

Zurückhaltung bei kirchlichen Trauungen

Was kirchliche Trauungen angeht, ist in den meisten Gemeinden bisher Zurückhaltung angesagt: Die damit verbundenen Feiern finden meist in einem größeren Rahmen statt und brauchen Vorbereitung. Viele Paare zögern deshalb. Die Pandemie ist ja auch noch nicht vorüber.

Eine Ausnahme ist St. Heinrich. Nach einem regelrechten Einbruch im vergangenen Jahr läuten die Hochzeitsglocken in dem für feierliche Zeremonien beliebten Gotteshaus jetzt wieder häufiger: Etliche von den Paaren, die 2020 ihre Hochzeit coronabedingt verschoben haben, wollen nicht mehr auf kirchlichen Segen verzichten. Der evangelische Dekan Jörg Sichelstiel würde sich über mehr Anfragen in seinem Dekanat freuen und ist aufgeschlossen für neue Wege. "Man könnte Trauungen im Pfarrhof organisieren. Mit Gesang und Abstand, aber ohne Maske."