Fürther Rathaus: Eine Stufe macht Probleme

2.4.2020, 13:00 Uhr
Fürther Rathaus: Eine Stufe macht Probleme

© Hans-Joachim Winckler

Um das chronisch überlaufene Bürgeramt Süd in der Schwabacher Straße zu entlasten, hatte die Stadt die kleine Zweigstelle, die über einen Zugang in der Königstraße erreichbar ist, erst im Januar 2019 eröffnet. Doch inzwischen stellen sich einige die Frage: Welchen Sinn hat ein Amt, zu dem nicht alle Bürgerinnen und Bürger Zugang haben?

Für Rollstuhlfahrer gibt es dort zwar eine kleine mobile Rampe, die städtische Angestellte auslegen sollen, wenn jemand klingelt, der sie nötig hat, doch das scheint nicht zu klappen. Vertreter des Behindertenrats haben das nach eigenen Worten ein paar Mal ausprobiert, sprich geklingelt. Gekommen sei: niemand. Zudem sind an der Stufe zwischenzeitlich schon zwei Menschen böse zu Fall gekommen.

Im Rathaus hat man jetzt geprüft, ob sich eine feste Rampe installieren ließe. Das Problem: Gemäß der DIN 18040 (Barrierefreies Bauen), sagt Baureferentin Christine Lippert, dürfte die Rampe maximal eine Steigung von sechs Prozent aufweisen. In diesem Fall wäre sie aber so lang, dass sie nicht in den schmalen Raum zwischen Eingangstür und Stufe passen würde. Lipperts Fazit: "Wir kriegen einen barrierefreien Ausbau da nicht hin."

In der jüngsten Sitzung des Bauausschusses wurde deshalb bereits laut darüber nachgedacht, das komplette Bürgeramt Mitte, das im Grunde aus zwei Mitarbeitern besteht, zu verlegen. Ein Vorschlag: Räume im ehemaligen Altenheim Curanum in der Rosenstraße. Einige Stadträte sprachen sich allerdings dagegen aus: Sie liegen, so die Meinung, zu weit ab vom Schuss.

Siegfried Reimann kann die ganze Diskussion ohnehin nicht verstehen. Der Behindertenrat, dem Reimann vorsitzt, hatte ihm zufolge bereits einen Fachmann um Rat gebeten. Auf dem Papier entwarf dieser flugs eine Rampe, Steigung 7,5 Prozent, Kostenpunkt: 6000 Euro. Hinzu käme ein automatischer Türöffner für rund 1900 Euro. Reimann: Wenn der Experte die 7,5 Prozent für unproblematisch halte, sollte man das doch bitte einfach umsetzen.

"Und wenn jemand stürzt, wer hat dann Schuld?", fragt Christine Lippert und gibt die Antwort selbst: "Wir, weil wir die Norm nicht eingehalten haben." Und die, so beharrt die Baureferentin, liege eben bei maximal sechs Prozent.

Bevor aber die Diskussion, das Amt in ein anderes Gebäude zu verlegen, Fahrt aufnehme, wolle sie noch einmal das Gespräch mit dem Behindertenrat suchen – und mit dessen Fachmann.

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