Wohngebiet bei Unterfürberg

Fürther Reichsbodenfeld: Anwohner fürchten Überschwemmungen

18.7.2021, 10:00 Uhr
Das Reichsbodenfeld in Unterfürberg: Ende Juli entscheidet der Stadtrat, ob der Bebauungsplan für das Baugebiet mit 310 Wohneinheiten auf 12,5 Hektar Fläche rechtskräftig werden soll. 

© Wolfgang Händel, NN Das Reichsbodenfeld in Unterfürberg: Ende Juli entscheidet der Stadtrat, ob der Bebauungsplan für das Baugebiet mit 310 Wohneinheiten auf 12,5 Hektar Fläche rechtskräftig werden soll. 

Das kommt auch nicht oft vor: Da stellt das Baureferat im kommunalen Bauausschuss das Energiekonzept eines neuen Baugebiets vor – und die Grünen haben dazu keine einzige kritische Frage. Sprich: alles bestens. Denn es ist ein Novum in Fürth, was Stadtverwaltung, Infra und drei große Bauträger mit dem „Reichsbodenfeld“ in Unterfürberg vorhaben: Erstmals soll, wir berichteten, ein ganzes Wohngebiet klimaneutral mit Strom und Wärme versorgt werden. Das kommt bei allen Parteien an.

Anders hingegen die Debatte rund um den entsprechenden Bebauungsplan mit dem Titel „278 d Dambach West“, der in Kürze rechtskräftig werden soll, vorausgesetzt, der Stadtrat stimmt Ende des Monats zu. Die Hauptkritik am Bauprojekt mit seinen geplanten 310 Wohneinheiten in Mehrfamilienhäusern und Doppelhaushälften: Während das Energiekonzept zu begrüßen sei, fehle ein angemessenes Wasserkonzept, so Freie Wähler und Grüne.

"Jeder erreicht noch sein Grundstück"

Gerade in diesen Tagen, in denen viele Gebiete in der Region überschwemmt wurden, ist die Sensibilität für die Themen Starkregen und Entwässerung besonders groß. Also ging Baureferentin Christine Lippert auch sofort darauf ein. Ihre wesentliche Aussage: Das Baugebiet ist so geplant, dass bei starkem Regen das Wasser rasch versickert und die Straßen freibleiben. „Jeder erreicht also noch sein Grundstück.“ Und auch die Nachbarn des Reichsbodenfelds brauchen sich aus Sicht der Baureferentin keine Sorgen machen; unter anderem mit Bezug auf den sogenannten Überflutungsnachweis versichert sie: „Es ist nachgewiesen, dass das Baugebiet keine negativen Auswirkungen auf Bestandsgebiete hat.“


Fürther Reichsbodenfeld: Die heikle Bebauung des Areals rückt näher


Das sehen manche Anwohner anders. Manfred Krämer beispielsweise, der in der angrenzenden Offizierssiedlung lebt. Er berichtet von einem Nachbarn in der Beethovenstraße, der in den vergangenen zwei Jahrzehnten mehrfach mit Überschwemmungen zu tun hatte – weil Wasser vom Reichsbodenfeld nicht abfließen konnte, wie die Anwohner vermuten. Durch das neue Baugebiet, so ihre Befürchtung, werde das „Wasserproblem“ zunehmen. Daher fordert Krämer: „Die Stadtverwaltung soll sich mehr Gedanken machen über die Entwässerung.“

Die Baureferentin wiederum verweist auf ein vorliegendes Gutachten, das auch Starkregen berücksichtigt, wie er rechnerisch alle 20 Jahre vorkommt. Die aktuelle Planung, betont sie, erfülle alle Normen. Das mag schon sein, entgegnet Grünen-Rat Harald Riedel. „Aber es hindert uns doch nichts daran, über diese Normen hinauszugehen. Warum machen wir nicht mehr?!“


Mehr Lärmschutz fürs Reichsbodenfeld


Riedel bezweifelt, dass die zugrundegelegten Normen schon den Klimawandel mit seinen zunehmenden Wetterextremen berücksichtigen. Sprich: Man müsste mit noch stärkerem Regen kalkulieren. Er plädiert auch für ein Konzept, bei dem Regenwasser nicht möglichst schnell abgeleitet, sondern aufgefangen wird. Stichwörter sind hier „Regenrückhaltung“ oder auch „Schwammstadt“.

Weitere Punkte, die im Ausschuss angeregt wurden: Im neuen Wohnviertel soll es einen möglichst hohen Anteil an sozialem Wohnungsbau geben, dazu Carsharing-Angebote, eventuell eine Buslinie, die dort hält. Viele Wünsche, betonte die Baureferentin, können nicht im Rahmen eines Bebauungsplans geregelt, aber in Form eines „Letters of Intent“ berücksichtigt werden. Diese Absichtserklärung wird aktuell noch erstellt und wohl erst zur entscheidenden Stadtratssitzung vorliegen. Aus diesem Grund verzichtete der Ausschuss, anders als ursprünglich vorgesehen, einen expliziten Beschluss zu fassen.

„Städtebaulich gefällt uns das“

Sollte aber der Stadtrat am 29. Juli zustimmen, wäre der Bebauungsplan rechtskräftig und eine jahrzehntelange Vorgeschichte fände endlich ihren Abschluss. Denn den ersten Aufstellungsbeschluss für ein Wohngebiet auf dem Reichsbodenfeld zwischen Südwesttangente, Breslauer Straße und Beethovenstraße gab es schon 1964. Lippert spricht von einem „Bauvorhaben, das schon lange währt, nun aber gut geworden ist“.

Das sehen auch die Sozialdemokraten so, die breite Unterstützung signalisieren. „Städtebaulich gefällt uns das“, sagt SPD-Stadtrat Maurice Schönleben. Er betont auch noch einmal das Besondere an den Plänen: „Es entsteht das erste Baugebiet, das CO2-neutral sein wird.“ Nun stehe ein „historischer Beschluss“ an.

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